
PU-Schaum kann einfach überputzt werden. Foto: www.pu-schaum.center
PU-Schaum überputzen?
Das Anwendungsspektrum von PU-Schaum reicht vom Verfüllen über das Kleben bis hin zum Dämmen. Bei der Hohlraumverfüllung ist der Schaum allerdings nach getaner Arbeit an der Bauteiloberfläche zu sehen. Da stellt sich die Frage: Kann man ihn einfach überputzen? Die Antwort lautet ja – sofern gewisse Verarbeitungsgrundsätze eingehalten werden.
Als praktischer Allrounder für vielfältige Anwendungen hat sich PU-Schaum seit langem im Baubereich etabliert. Verfüllen kann man damit nicht nur kleine Löcher in Bauteilen, sondern auch komplette Bauanschlussfugen (siehe Foto oben) und sogar größere Hohlräume. Letzteres geschieht etwa beim Hinterfüllen von Tür- und Fensterzargen. Dabei schließt der PU-Schaum nicht nur Hohlräume und fixiert die Zarge durch seine Klebewirkung, sondern erfüllt zugleich auch Wärmedämmfunktionen. Je nach Rezeptur erreichen die Produkte Wärmeleitfähigkeiten zwischen 0,025 und 0,04 W/mK (siehe Grafik).
Weitere typische Einsatzbereiche für PU-Schaum sind zum Beispiel das Verschließen von Anschlussfugen bei Kabel- oder Rohrdurchführungen, die Hohlraumdämmung bei Rollladenkästen oder die Verklebung von Dämmplatten bei Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS). So vielfältig wie die Funktionen und Einsatzbereiche sind die Namen, unter denen der Schaum aus der Dose im Handel angeboten wird: Montageschaum, Bauschaum, Klebeschaum, Füllschaum, Isolierschaum oder auch Dämmschaum. Je nach vorrangigem Anwendungszweck unterscheiden sich die Rezepturen im Detail, aber der Hauptbestandteil ist immer Polyurethan (PU). Deswegen verwenden wir hier den Begriff PU-Schaum.
Überputzen ratsam

Der Schaum aus der Dose erreicht auch Wärmedämm-Topwerte. Grafik: www.pu-schaum.center
Dort wo PU-Schaum an der Bauteiloberfläche sichtbar ist, zum Beispiel nach der Verfüllung von Löchern oder bei der Fugenabdichtung, kann man ihn anschließend in der Regel bedenkenlos überputzen. Nach Angaben des PU-Schaum-Infocenters – eine Einrichtung europäischer Hersteller von PU-Schaumdosen – verträgt er sich mit gängigen Putzen ebenso wie mit Farben und Lacken.
Das Überputzen sei laut Infocenter sogar ratsam, weil das Material auf Dauer nicht lichtbeständig ist. Ohne schützende Beschichtung vergilbe der Schaum mit der Zeit und werde von außen spröde. Für das Verputzen benötigt man allerdings einen ebenen Untergrund. Das Infocenter empfiehlt daher, überstehenden Bauschaum mit einem Messer oder Cutter gerade abzuschneiden. Das macht man im Übrigen nicht nur aus optischen Gründen, sondern auch zur Gewährleistung einer möglichst guten Putzhaftung.
Herkömmlicher, einkomponentiger PU-Schaum („1-K-Dosen“) dehnt sich relativ stark aus, nachdem er die Dose verlassen hat. Nach Verfüllungsarbeiten verbleibt dann an der Bauteiloberfläche in der Regel ein rundlich-wulstartiger Materialüberstand, der ziemlich glatt ist. Darauf haftet Putz natürlich nicht so gut. Insbesondere der selbst ziemlich glatte Gipsputz findet unter solchen Umständen keinen Halt. Schneidet man die überstehenden Wülste dagegen ab, sodass das porenreiche Schauminnere zum Putzuntergrund wird, verbessert sich die Haftung schlagartig, weil der Putz dann in den Untergrund eindringen kann. Das ermöglicht einen Verkrallungseffekt.
Bei richtiger Untergrundvorbereitung haften also alle gängigen Putzmaterialien auf PU-Schaum. Umgekehrt haftet PU-Schaum auf einigen Untergründen aber nur schlecht oder überhaupt nicht. Dazu gehören Silikon, Kunststoffe aus PE und PP, Glas, Keramik und eben auch Gips. Eine gute Haftung ist dagegen auf allen saugenden Untergründen gewährleistet.
Komplette Aushärtung notwendig

Verfüllen eines Rohrdurchbruchs. Foto: PDR
Ganz wichtig: Das Abschneiden der überstehenden Bauschaumwülste sowie das anschließende Überputzen dürfen erst dann erfolgen, wenn das Material komplett ausgehärtet ist. Auch vor einem vorherigen Verstreichen des noch flüssigen Schaums warnt das PU-Schaum-Infocenter ausdrücklich, da ansonsten „große Löcher in der Schaumstruktur“ drohen würden.
Zum Hintergrund: Einkomponentiger PU-Schaum erhärtet durch Kontakt mit der Raumluftfeuchtigkeit. Wenn das flüssige PU-Gemisch die 1-K-Dose verlässt, reagiert es mit der Feuchtigkeit in der Umgebung. Dabei entsteht Kohlendioxid, das den Kunststoff aufschäumt. Diese Reaktion funktioniert am besten, wenn man vorab alle Bauteile befeuchtet, die mit dem Schaum in Kontakt kommen.
Die Trocknungszeit hängt vom verwendeten PU-Schaum ab. Der typische Zeitrahmen für die Aushärtung bei 1-K-Produkten beträgt vier bis fünf Stunden. Es kann aber auch schneller gehen oder länger dauern. Man sollte daher immer die Herstellerangaben auf der Dose beachten. Noch weitaus schneller geht es mit 2-Komponenten-Bauschaum. Dieser ist in der Regel bereits nach 15 bis 30 Minuten komplett ausgehärtet. Die 2-K-Produkte enthalten neben dem eigentlichen Schaum einen zusätzlichen Härter und erhärten ganz ohne Umgebungsfeuchtigkeit. Sie kommen häufig als Montageschaum für Türzargen zum Einsatz.
2-K-Schaum trocknet übrigens nicht nur schneller, er ist anschließend auch fester als die 1-K-Produkte. Damit eignet er sich besonders gut für den Putzauftrag, da weichere Untergründe spätere Putzrisse wahrscheinlicher machen. Doch auch die herkömmlichen 1-K-Produkte, deren Marktanteil in Deutschland bei etwa 80 % liegt, können in Abhängigkeit von ihrer Rezeptur fester oder weniger fest werden. Es gibt nämlich einerseits stark aufschäumende Bauschäume und andererseits auch „Low Expansion“-Produkte. Allgemein lässt sich sagen, dass die stark aufschäumenden 1-K-Produkte im ausgehärteten Zustand weicher sind als Schäume, der bereits kurz nach der Ausbringung ihr endgültiges Volumen erreichen. Letztere eignen sich daher besser als Putzgrund.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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