RM Rudolf Müller
Dieser festelastische Reaktionsharzkleber enthält ein silan-modifiziertes Polymer als organisches Bindemittel.   Foto: Ardex

Dieser festelastische Reaktionsharzkleber enthält ein silan-modifiziertes Polymer als organisches Bindemittel.   Foto: Ardex

Bauchemie
06. August 2019 | Artikel teilen Artikel teilen

Woraus besteht Parkettkleber?

Es gibt auch heute noch gute Argumente, Parkettböden fest auf dem Untergrund zu verkleben. Doch welchen Parkettkleber soll man verwenden? Leider eignen sich nicht alle Kleber für jede Parkettart. Die Unterschiede sind oft groß, das Angebot reichlich unübersichtlich. Auch wir können im Folgenden nur die wichtigsten Klebertypen kurz vorstellen. Das ersetzt nicht die ausführliche Beratung im Fachhandel! Außerdem sollte man stets die Verarbeitungshinweise der Parketthersteller beachten.

Mehrschichtiges Fertigparkett wird heute überwiegend schwimmend – also lose – verlegt. Bei klassischem Massivholzparkett sieht die Sache aber schon anders aus: Hier wird grundsätzlich mit Kleber gearbeitet. Doch auch beim modernen Fertigparkett gibt es durchaus gute Argumente für eine vollflächige Verklebung. Dadurch lässt sich nämlich der Trittschall deutlich reduzieren, außerdem sorgt ein fester Verbund mit dem Untergrund für eine bessere Wärmeübertagung bei Fußbodenheizungen unterm Parkett. Schließlich sind fest verklebte Hölzer widerstandsfähiger als schwimmend verlegte, sodass der Belag letztlich länger hält.

Dispersionsklebstoffe

Das Angebot an Parkettklebern ist riesig. Konzentriert man sich auf die Produkte, die heute die größte Marktbedeutung haben, so lassen sich aber immerhin zwei grobe Gruppen unterscheiden: Dispersions- und Reaktionsharzklebstoffe.

Dispersionskleber sind wasserbasierte, weitgehend lösungsmittelfreie Parkettkleber. Der Lösungsmittelanteil liegt in der Regel unter 3 %. Im gebrauchsfertigen Zustand bestehen sie im Wesentlichen aus einem fein in Wasser verteiltem Kunststoff. So etwas bezeichnet man als Dispersion – daher der Name. Die Klebewirkung entsteht erst, wenn das Wasser beim Trocknen verdunstet. Da Dispersionsklebstoffe kaum Lösungsmittel enthalten, sind sie emissionsarm, dünsten also kaum Schadstoffe aus.

In abgebundener Form zählt das Material zu den harten Klebstoffen. Das kann zu Problemen führen, wenn das Parkettholz die Eigenschaft hat, sich zum Beispiel bei Temperaturschwankungen stärker auszudehnen. Dafür bietet der harte Dispersionskleber keinen Raum. Man sollte ihn daher nur für Holzböden mit geringem Ausdehnungsverhalten verwenden und ansonsten auf Kleber setzen, die im abgebundenen Zustand elastischer sind.

Ein weiteres Problem ist die hohe Wasserabgabe der Dispersionskleber während des Trocknungsprozesses. Für Hölzer, die bei Wasseraufnahme leicht aufquellen, ist das fatal. Die Kleber empfehlen sich somit nur für quellunempfindliches Parkett. Das Problem lässt sich immerhin abschwächen, wenn man den Kleber auf einem saugfähigen Untergrund aufträgt.

Variante Pulverkleber

Dieser harte Dispersionskleber eignet sich für quellunempfindliches Parkett. Foto: Uzin

Dieser harte Dispersionskleber eignet sich für quellunempfindliches Parkett. Foto: Uzin

Neben den gerade beschriebenen gebrauchsfertigen Dispersionsklebstoffen sind auch pulverförmige Dispersionskleber erhältlich. Nach Angaben des TKB-Merkblatts 1 („Kleben von Parkett“) bestehen diese Produkte aus einem Kunststoffpulver, Füllstoffen, Gips und/ oder Zement sowie Additiven. Das Merkblatt wurde im März 2017 von der Technischen Kommission Bauklebstoffe im Industrieverband Klebstoffe e.V. herausgegeben.

Die Pulverkleber sind vor der Verarbeitung mit einer bestimmten Menge Wasser anzurühren. Vorteil gegenüber den gebrauchsfertigen Dispersionsklebern ist, dass bei den Pulverklebern ein großer Teil des Wassers durch chemische Reaktion mit dem Pulver gebunden wird. Dadurch trocknen die Kleber schneller, und es wird deutlich weniger Wasser an die Umgebung abgegeben. Laut TKB-Merkblatt führt das zu einer vergleichsweise geringen Holzquellung, und der Einsatz der Kleber ist auch auf nicht oder schlecht saugfähigen Untergründen möglich.

Reaktionsharzklebstoffe

Die zweite große Untergruppe bei den Parkettklebern bilden die Reaktionsharzklebstoffe. Laut TKB-Definition bestehen sie aus chemisch reaktionsfähigen, organischen Bindemitteln (Harze, Kunststoffe), anorganischen Füllstoffen und Additiven. Das Besondere: Die Kleber enthalten weder Lösungsmittel noch Wasser. Neben der hohen Klebewirkung zeichnen sie sich daher auch durch niedrige Ausdünstungen aus.

Bei feuchteempfindlichen Parkettsorten mit starkem Ausdehnungsverhalten sind Reaktionsharzkleber heute das erste Mittel der Wahl. Da sie sehr schnell aushärten, eignen sie sich zudem bestens für Baustellen mit hohem Termindruck. Ihre Verarbeitung ist allerdings nichts für Laien, sondern sollte vom Fachmann erledigt werden. Das gilt insbesondere für die zweikomponentigen Reaktionsharzkleber. Das TKB-Merkblatt warnt: „Unvollständiges Mischen oder falsche Mischungsverhältnisse führen unweigerlich zu mangelhafter Klebung“. Da das Material sehr schnell abbindet, geht die Klebewirkung in der Regel nach 30 bis 60 Minuten verloren. Das erfordert ein schnelles Arbeiten.

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Reaktionsharzklebstoffe für Parkett, die wir an dieser Stelle nicht alle vorstellen können. Erhältlich sind sowohl 1K- als auch 2K-Produkte. Zu den am meisten verbreiteten zweikomponentigen Produkten zählt etwa 2K-PU-Parkettklebstoff, der auf Basis des organischen Bindemittels Polyurethan hergestellt wird. Zu den einkomponentigen Reaktionsharzklebern gehören auch die noch relativ neuen silanbasierten Parkettkleber.

Silanbasierte Parkettkleber

Silanbasierte Parkettkleber sind laut TKB-Merkblatt „Reaktionsharzklebstoffe auf Basis silanterminierter Polymere“. Wie alle Reaktionsharzkleber enthalten sie weder Lösungsmittel noch Wasser. Weit verbreitet sind vor allem diejenigen Silan-Produktvarianten, die zwar sehr schnell abbinden, zugleich aber nach der Aushärtung dauerhaft elastisch bleiben. Dadurch kann sich das Parkettholz immer wieder temperatur- oder feuchtigkeitsbedingt ausdehnen beziehungsweise quellen, ohne dass der Gesamt-Parkettaufbau dabei Schaden nimmt. Diese Eigenschaft des Klebers ist insbesondere von Vorteil, wenn eine Fußbodenheizung unter dem Parkett verlegt wird.

Lösungsmittelklebstoffe

Alle bisher genannten Parkettkleber zeichnen sich dadurch aus, dass sie keine Lösungsmittel enthalten. Doch gibt es nicht auch Lösungsmittelklebstoffe? Ja und nein. Einerseits waren diese Kleber bis vor einigen Jahren die Standardprodukte für die Parkettverlegung. Sie ließen sich sehr einfach verarbeiten und eigneten sich als Universalkleber praktisch für alle Parkettarten. Andererseits sind Lösungsmittelklebstoffe aber seit 2006 größtenteils verboten.

Grund für das Verbot: Lösungsmittel sind meist flüchtige organische Verbindungen (VOCs), und wie man mittlerweile weiß, sind diese Stoffe oft schädlich für den Menschen, wenn er sie mit der Raumluft einatmet. Natürlich ist mit dem Verbot das eigentliche Problem noch nicht gelöst. In vielen Bestandsgebäuden finden sich auch heute noch alte Parkettböden mit Kleberschichten, die zum Beispiel krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe enthalten (PAK) oder mit der giftigen und krebsauslösenden organischen Chlorverbindung PCB (Polychloriertes Biphenyl) belastet sind.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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