RM Rudolf Müller
Bei diesem Trennwandsystem lassen sich die WC-Kabinen berührungslos öffnen und schließen. Foto: Schäfer Trennwandsysteme

Bei diesem Trennwandsystem lassen sich die WC-Kabinen berührungslos öffnen und schließen. Foto: Schäfer Trennwandsysteme

Bauelemente
12. Mai 2020 | Artikel teilen Artikel teilen

Berührungslose Türöffnungen

In Corona-Zeiten sind Kontakte zu anderen Menschen auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren. Die Angst vorm Virus sorgt aber auch schon für ein ungutes Gefühl, wenn man Dinge berühren muss, die zuvor viele andere angefasst haben. Bestes Beispiel: Türklinken. Gut möglich also, dass die Corona-Krise nicht nur dem kontaktlosen Bezahlen zum Durchbruch verhilft, sondern auch die Nachfrage nach Türen belebt, die sich berührungslos öffnen und schließen lassen.

In Gebäuden mit hohem Publikumsverkehr lässt es sich kaum vermeiden, dass an Türklinken – der Fachmann spricht von Türdrückern – Viren, Bakterien oder sonstige Krankheitserreger hängen bleiben. Normalerweise machen wir uns darüber keine großen Gedanken, sondern greifen einfach zu. An mögliche Kontaktinfektionen denken wir eher selten und wenn doch, vertrauen wir auf unser Immunsystem. Wird schon schiefgehen! Und wenn wir mal krank sind, erscheint uns das als unvermeidbares Übel. An Türklinken denken wir dann rückblickend eher nicht. Meist ist es ja auch schnell wieder vorbei – notfalls mithilfe von Medikamenten.

Kontaktlose Systeme weit verbreitet

Per Sensor-Wandtaster ermöglicht der Türantrieb Porta-Matic eine berührungslose Öffnung. Foto: Hörmann

Per Sensor-Wandtaster ermöglicht der Türantrieb Porta-Matic eine berührungslose Öffnung. Foto: Hörmann

Seit uns nun aber ein neues Virus bedroht, gegen das es bisher keine wirksame Arznei gibt, ist es ein bisschen vorbei mit dieser Sorglosigkeit. Jetzt wollen wir außerhalb der eigenen vier Wände am liebsten gar nichts mehr anfassen – schon gar keine Türklinken in Geschäften, Arztpraxen oder an sonstigen öffentlichen Orten. Wäre es da nicht schön, wenn sich Türen berührungslos öffnen und schließen würden? Etwa per Sprachbefehl („Sesam öffne dich“), durch eine Handbewegung oder einfach, indem wir ihnen näherkommen?

Tatsächlich gibt es so etwas in der Praxis ja schon längst. Schiebetüren, die sich bei Annäherung automatisch öffnen, sind zum Beispiel in Kaufhäusern gang und gäbe. Vor allem aus Krankenhäusern kennen wir auch Flügeltüren, die von selbst aufgehen, wenn man sich ihnen nähert. Solche Türen lassen – ohne individuelle Zugangsberechtigung – umstandslos Jeden hinein. Für private Haustüren oder für Büros und sonstige Arbeitsstätten gibt es aber auch berührungslose Zugangssysteme mit eng gefasster Zugangskontrolle.

Weit verbreitet sind zum Beispiel elektrische Schließsysteme, bei denen sich Türen mithilfe eines Transponder-Schlüsselanhängers bedienen lassen. Eingang erhält hier nur, wer im Besitz des individualisierten Transponders ist. Es gibt auch bereits Transponder, die man gar nicht mehr vor eine Sensorfläche beziehungsweise ein Wandterminal halten muss, sondern die vom Empfangsmodul des elektronischen Schließsystems allein durch Annäherung erkannt werden. Man kann den Transponder also in der Hosentasche lassen, die Türtechnik erkennt ihn auch dort.

Ebenfalls erhältlich sind heute bereits Türöffner mit Fingerprint-Technik. Diese biometrische Lösung reduziert die Wahrscheinlichkeit eines unberechtigten Zutritts. Einen Transponder könnte ein Dieb schließlich auch klauen und dann selbst verwenden. Beim Fingerprint-Türöffner geht das nicht. Es gibt hier keinen herkömmlichen Schlüssel beziehungsweise Transponder mehr. Der Zugang erfolgt einzig über den individuellen Fingerabdruck des Zugangsberechtigten. Dieser wurde zuvor in der Datenbank des Schließsystems abgespeichert. Allerdings muss der Nutzer seinen Finger auf den Finger-Scanner an der Tür legen. Es handelt sich als nicht um eine berührungslose Technik!

Sensor-Wandtaster für Innentüren

Bei automatischen Türen ohne Zugangseinschränkung ist es manchmal so, dass der Öffnungsvorgang durch einen normalen Handschalter an der Wand ausgelöst werden muss – etwa in Krankenhäusern. Das funktioniert dann natürlich nicht berührungslos. Der Sinn ist klar: Man möchte vermeiden, dass sich Türen bei hohem Publikumsverkehr ständig von alleine öffnen, auch wenn die Menschen gar nicht hindurchgehen wollen, sondern sich einfach nur im Reaktionsbereich der Annäherungs-Sensorik aufhalten. Aus hygienischer Sicht empfehlenswerter sind dann aber Systeme, bei denen man die Hand nur kurz vor den Wandschalter halten muss.

Derart ausgestattete Automatiktüren sind ebenfalls längst keine Science-Fiction mehr. Es gibt sie sogar für ganz normale, einflügelige Zimmertüren. So bietet zum Beispiel der Tür- und Torhersteller Hörmann mit seinem Antrieb Porta-Matic eine Technik, um Innentüren absolut berührungslos betätigen zu können. Das funktioniert über einen Sensor-Wandtaster, vor den man einfach nur die Hand halten muss (siehe Foto). Dieses System eignet sich zum Beispiel gut für Eingangs- oder Wartezimmertüren in Arztpraxen. Der Hörmann-Antrieb funktioniert bei Holz- und Stahltüren bis zu einem Gewicht von 125 kg und ist alternativ auch per Smartphone-App oder mit der mitgelieferten Handsender-Fernbedienung bedienbar.

Lösung für öffentliche Sanitäranlagen

Durch kontaktlose Bedienung sinkt das Risiko, dass sich Bakterien und Viren über Hautkontakte verbreiten. Foto: Schäfer Trennwandsysteme

Durch kontaktlose Bedienung sinkt das Risiko, dass sich Bakterien und Viren über Hautkontakte verbreiten. Foto: Schäfer Trennwandsysteme

Systeme wie Porta-Matic arbeiten mit Obentürschließern, wie man sie auch von Feuer- und Rauchschutztüren kennt. Diese sind oberhalb der Tür an der Wand zu montieren. Eine solche Technik eignet sich natürlich nicht für alle Einsatzbereiche. Bei öffentlichen Toilettenkabinen, die durch frei im Raum stehende Trennwände gebildet werden, sind Obentürschließer keine Lösung. Trotzdem wünscht man sich gerade in solchen Bereichen eine kontaktlose Möglichkeit zum Bedienen der Kabinentür – und die gibt es auch bereits.

So bietet zum Beispiel das Unternehmen Schäfer Trennwandsysteme GmbH aus Horhausen (Westerwald) mit „Look & Wave smart“ ein kontaktloses System für öffentliche Sanitäranlagen (siehe Fotos). Die 36 mm starken Kabinentüren sind mit LED-Sensortechnologie ausgestattet und ermöglichen so das Öffnen und Verschließen ganz ohne Anfassen. Der Besucher muss lediglich die Hand vor den Sensor halten. Je nach Benutzungszustand leuchtet die Anzeige rot oder grün. Durch diese Technik lässt sich das Risiko, dass sich Bakterien und Viren über Hautkontakte verbreiten, stark minimieren.

In einer Notlage kann man die Kabine beim Schäfer-System über einen versteckten Knopf oder einen Magnetschlüssel auch von außen entriegeln. Bei einem Stromausfall entriegeln sich die Türen selbstständig. Ein weiteres Sicherheitsmerkmal ist das Stoppen der Tür sobald sie auf Widerstand trifft. Erst nach Entfernen des störenden Objektes bewegt sie sich weiter.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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