RM Rudolf Müller
In öffentlichen Badeanstalten sind in der Regel Nassraumtüren angesagt. Foto: Schörghuber

In öffentlichen Badeanstalten sind in der Regel Nassraumtüren angesagt. Foto: Schörghuber

Bauelemente
28. November 2017 | Artikel teilen Artikel teilen

Was sind Feucht- und Nassraumtüren?

Innenraumtüren bestehen meist aus Holz beziehungsweise Holzwerkstoffen, ihre Innenlage sogar oft nur aus Pappe. Nimmt Holz Feuchtigkeit auf, beginnt es zu quellen, beim Trocknen kommt es dagegen zum Schwinden, was zu Rissen im Material führen kann. Vermeiden lassen sich derartige Schäden durch den Einsatz spezieller Feucht- oder Nassraumtüren.

Eigentlich sind normale Holztüren grundsätzlich nicht ideal für Gebäudebereiche, in denen mit viel Feuchtigkeit zu rechnen ist – also zum Beispiel im Bad. Bei privaten Bädern kommen sie trotzdem meist zum Einsatz. Man vertraut gewissermaßen darauf, dass die Bewohner schon ausreichend lüften werden, damit der beim Duschen entstehende Wasserdampf rasch abzieht, bevor er sich in größeren Mengen als Kondensat an der Türoberfläche niederschlägt. Zum Schutz vor direktem Spritzwasser werden Bäder zudem so geplant, dass der Duschbereich einen ausreichenden Abstand zur Tür aufweist.

Schwieriger wird es, wenn das Bad gar kein Fenster hat. Dann baut man meist einfache Einrohr-Lüftungs-Systeme in Wand oder Decke ein. Diese Ventilatoren beseitigen Wasserdampf in der Raumluft aber nicht so effektiv wie ein weit geöffnetes Fenster. In fensterlosen Bädern ist es daher auch im Privatbereich sinnvoll, spezielle Funktionstüren einzubauen, die resistent gegen Feuchtebelastungen sind. Noch mehr gilt das natürlich für öffentliche Bäder und Duschbereiche, in denen es regelmäßig nicht nur feucht, sondern richtig nass wird.

Unterschied zwischen Feucht- und Nassraum

Werden Innentüren aus Holz zu stark mit Feuchtigkeit konfrontiert, können sich Türblätter dauerhaft verziehen und (Lack-)Beschichtungen abblättern. Hat die äußere Schutzschicht erst einmal erste Risse erhalten, ist das darunterliegende Holzmaterial natürlich angreifbar für Feuchtigkeit. Als Spezialtüren gegen Feuchtebelastungen bietet die Industrie einerseits Feuchtraumtüren, andererseits Nassraumtüren. Da stellt sich die Frage: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Feucht- und Nassräumen?

In Feuchträumen kommt es in der Regel nur kurzfristig zu hoher Luftfeuchtigkeit (bis zu 100 %) und zu gelegentlichem Spritzwasser, das auch „normale“ Körperpflege- und Reinigungsmitteln enthalten kann. Für solche Räume empfehlen sich Feuchtraumtüren. Man verwendet sie zum Beispiel für Bäder in Hotels und Krankenhäusern, aber auch in Privatwohnungen ohne Fensterlüftung.

In Nassräumen kommt es dagegen zu langanhaltend hoher Luftfeuchtigkeit und häufigem Spritzwasser. Nassraumtüren sind so aufgebaut, dass ihnen solche Belastungen nichts ausmachen. Man findet sie zum Beispiel in öffentlichen Duschräumen, Badeanstalten und Saunen. Neben der höheren Feuchtigkeitsbelastung müssen Nassraumtüren auch widerstandsfähig gegen aggressivere Reinigungsmittel im Wasser sein.

Prüfkriterien

Türblätter und Zargen von Feucht- und Nassraumtüren werden mit feuchteunempfindlichen Materialien beschichtet. Foto: Schörghuber

Türblätter und Zargen von Feucht- und Nassraumtüren werden mit feuchteunempfindlichen Materialien beschichtet. Foto: Schörghuber

Wer aber entscheidet eigentlich, ob sich eine Holz-Innentür für Feucht- oder Nassräume eignet? Die Antwort: Die Hersteller lassen ihre Produkte von unabhängigen Prüfinstituten testen. Die Prüfungen werden nach den Güte- und Prüfbestimmungen für Feucht- und Nassraumtüren durchgeführt, welche die „RAL-Gütegemeinschaft Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen e. V.“ im Jahr 2002 veröffentlicht hat.

Geprüft wird unter anderem das Ausmaß der Quellung von Türblatt und Zarge durch Wasseraufnahme sowie die Korrosion an den Beschlägen. Dabei müssen Nassraumtüren natürlich härtere Prüfungen bestehen. So besprüht man Feuchtraumtüren in 48 Prüfzyklen jeweils eine halbe Minute lang mit 20 C° kaltem Wasser, während bei der Nassraumprüfung 48-mal für vier Minuten mit 30 C° warmen Wasser besprüht wird. Nach jedem Durchgang  gibt es eine knapp halbstündige Trocknungsphase, danach kontrollieren die Prüfer Wasseraufnahme und mögliche Schäden an dem Bauelement.

Die Prüfungen gelten als bestanden, wenn die Türen auch nach 48 Besprühungsvorgängen noch keine äußerlich sichtbaren Schäden aufweisen. Das umfasst auch Korrosionsschäden an sichtbaren Metallteilen. Außerdem darf die Wasseraufnahme 24 Stunden nach dem Beduschen maximal 5 %
 des Türblattgewichtes zum Zeitpunkt der Anlieferung ausmachen, und die Dickenquellung darf an den Messstellen maximal 0,5 mm betragen. Ist die Prüfung bestanden, können die Hersteller ihre Produkte mit dem Gütezeichen der RAL-Gütegemeinschaft in Verbindung mit dem Zusatz „Feucht- oder Nassraumtür“ kennzeichnen.

Feuchteabweisende Beschichtungen

Damit Holz-Innentüren die beschriebenen Prüfungen bestehen können, müssen sie in hohem Maße wasserabweisend sein. Deshalb werden Türblätter und Zargen von Feucht- und Nassraumtüren meist mit feuchteunempfindlichen, holz- und holzwerkstofffreien Schichtstoffen wie zum Beispiel CPL oder HPL beschichtet. Das gilt insbesondere auch für die Kantenbereiche der Türblätter. Außerdem müssen die Türbeschläge aus nicht rostendem Metall wie Edelstahl oder Aluminium gefertigt sein.


Mehr zum Thema Türen finden Sie in der Übersicht


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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