
Alte PVC-Fenster sind kein Müll, sondern eine wertvolle Rohstoffquelle. Foto: Rehau
PVC-Fensterrecycling: Was macht Rewindo?
Kunststofffenster bestehen neben der Verglasung aus einem Rahmenprofil, das in der Regel aus PVC gefertigt wird. Mittlerweile kommt dafür immer häufiger Recycling-PVC zum Einsatz. In Deutschland hat die Brancheninitiative Rewindo dafür ein bundesweites Rücknahme- und Aufbereitungssystem etabliert.
Nach Angaben des europäischen Wirtschaftsverbandes der Hersteller von Hart-PVC-Fensterprofilsystemen und verwandten Bauprodukten (EPPA) haben die europäischen Hersteller von Kunststoffprofilen 2019 insgesamt 363.000 Tonnen an Recycling-PVC – so genanntes Rezyklat – in ihre Produktion einfließen lassen. In Zukunft soll es noch viel mehr werden, denn auch die PVC-Branche muss ihren Beitrag zur Dekarbonisierung der Wirtschaft leisten, und die Verwendung von Recycling-Material bringt da richtig viel.
Rezyklat heißt Klimaschutz

Diese Fensterprofile bestehen im Kern aus PVC-Rezyklat. Foto: Rewindo
Mehr Rezyklat in der Rahmenproduktion bedeutet, dass für Kunststofffenster weniger neues PVC hergestellt werden muss, und das wiederum hilft, Treibhausgasemissionen zu verringern. Da jedes Kilogramm Rezyklat für eine Einsparung von 2 kg CO2 steht, hat allein der oben genannte Rezyklat-Einsatz im Jahr 2019 den CO2-Ausstoß um 726.000 Tonnen gesenkt. Laut EPPA entspricht das dem Verbrauch einer Kleinstadt mit etwa 84.000 Einwohnern. PVC-Recycling hilft also tatsächlich dem Klima. Wer diese Entwicklung unterstützen möchte, sollte beim Fensterkauf Produkte mit Rezyklatanteil bevorzugen.
Auch in Deutschland engagiert sich die Industrie schon seit Längerem beim Thema PVC-Recycling. 2002 gründeten führende deutsche Kunststoffprofilhersteller die gemeinsame Recycling-Initiative Rewindo. Die in Bonn ansässige Rewindo GmbH Fenster-Recycling-Service hat seitdem ein bundesweites Recyclingsystem etabliert. Über Partnerfirmen sammelt das Unternehmen ausgediente Fensterrahmenprofile ein und lässt diese zu PVC-Granulat weiterverarbeiten, das die Rewindo-Gesellschafter dann erneut zur Herstellung von Kunststofffenstern oder andere Bauprofilen einsetzen können.
Aktuell gibt es elf Rewindo-Gesellschafter, die das hergestellte Rezyklat in ihrer Produktion wiederverwenden. Dabei handelt es sich um die Profilanbieter Schüco, Rehau, Deceuninck Germany, Aluplast, Gealan, Profine, KBE Fenstersysteme, Kömmerling Kunststoffe, Salamander, Trocal und Veka.
Recyclingmengen steigen

Die PVC-Recyclinquote bei Post-Consumer-Abfällen beträgt 85 %. Grafik: Rewindo
Außer alte Fensterrahmen lässt Rewindo auch ausgediente PVC-Türen und -Rollläden einsammeln und führt sie ebenfalls dem Wiederverwertungsprozess zu. Bei all diesen Produkten handelt es sich um Kunststoffabfälle, die vom Endverbraucher kommen – man spricht auch von Post-Consumer-Abfällen („Nachgebrauchs-Abfälle“). Recyceln lassen sich aber auch PVC-Abfälle, die bereits beim industriellen Herstellungsprozess von Kunststoffprodukten anfallen. Auch für solche „Pre-Consumer“-Materialien hat Rewindo bereits Partnerfirmen gefunden, die zum Beispiel Profilverschnitt oder sonstige Produktionsreste für die Rezyklat-Aufbereitung liefern.
Über das Rewindo-System wurden in Deutschland allein 2020 etwa 38.263 Tonnen PVC-Rezyklat gewonnen (Post-Consumer-Menge). Das entspricht etwa 2 Mio. Altfenstern und bedeutete ein Plus von 8 % im Vergleich zum Vorjahr. Darüber hinaus ließ Rewindo auch 97.228 Tonnen Pre-Consumer-Abfälle einsammeln. In Summe ergaben sich 2020 also 135.491 Tonnen an Sekundärrohstoffen, die zur Aufbereitung von PVC-Rezyklat zur Verfügung standen.
Von den 38.263 Tonnen Post-Consumer-Rezyklaten wurden laut Rewindo übrigens 40 % für die Herstellung von Fenster-, Tür- und Nebenprofilen wiederverwendet. 25 % kamen für sonstige (Bau-)Profile zum Einsatz, die restlichen 35 % landeten in der Produktion von Kunststoffrohren.
Am Anfang steht das Sammeln

Für die Zwischenlagerung beim Kunden stellen die Recyclingbetriebe Container zur Verfügung. Foto: Rewindo
Der Rewindo-Recyclingprozess besteht aus mehreren Schritten. Zu Beginn muss das Alt-PVC dezentral eingesammelt werden, um es vor der energetischen Verwertung in Müllverbrennungsanlagen zu retten. Diesen ersten Schritt übernehmen die Rewindo-Kunden, zu denen vor allem Fensterbauer, aber auch Wohnungs- und Abbruchunternehmen sowie kommunale und private Entsorger beziehungsweise Wertstoffhöfe zählen.
Viele Kunden sammeln die Materialien vorübergehend auf ihrem Firmengelände. Die Abholung wird von regionalen Recyclingpartnern organisiert. Dabei handelt es sich um Rewindo-zertifizierte Recyclingbetriebe, die bei Bedarf auch Container für die Zwischenlagerung zur Verfügung stellen. Aktuell arbeitet die Recycling-Initiative bundesweit mit neun regionalen Recyclingpartnerbetrieben zusammen. Eine Online-Liste dieser Partner ist hier einsehbar.
Darüber hinaus bietet Rewindo auch ein Netz von derzeit 70 Annahmestellen für kleinere und Kleinstmengen an PVC-Altfenstern. Zielgruppe dafür sind insbesondere kleinere Fensterbauer und Monteure, die nicht über den Platz verfügen, um die alten Bauelemente vorübergehend bei sich zu lagern.
Weiteres recyclingfähiges Material wird, wie oben erwähnt, als Pre-Consumer-Abfall bereitgestellt – kommt also direkt aus der industriellen Produktion. Hier arbeitet Rewindo aktuell mit 24 Premium-Partner-Betrieben zusammen. Darunter sind 16 Fensterbaufirmen, vier Extrusionsunternehmen, zwei Folienhersteller und zwei Betriebe aus dem Recycling-Maschinenbau (aktuelle Online-Liste siehe hier). Künftig will Rewindo auch verstärkt Pre-Consumer-Abfälle aus der Glas- und Beschlagindustrie sammeln und recyceln.
Recyclingprozess
Für die Rezyklat-Herstellung werden die alten Fensterrahmen bei den Rewindo-Recyclingpartnerbetrieben zunächst geschreddert und anschließend weiter zerkleinert. Danach erfolgt die sortenreine Trennung in Metall, Gummi, Glasreste und Kunststoff. Das zerkleinerte PVC wird anschließend erhitzt und durch einen Filter gepresst, um letzte Fremdpartikel auszusondern. Als Ergebnis bleibt reines PVC-Granulat übrig.
Diesen standardisierten Sekundärrohstoff verwendet die Industrie dann wieder für den Kern neuer Fensterprofile oder ähnlicher Bauprodukte. Damit schließt sich die Kreislaufwirtschaft. Nach Rewindo-Angaben lassen sich PVC-Altkunststoffe auf diese Weise mindestens siebenmal recyceln, ohne dass ihre bauphysikalischen Materialvorteile beeinträchtigt werden.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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