RM Rudolf Müller
Reinraumtür mit widerstandsfähiger HPL-Oberfläche und stoßfester PU-Kante.  Foto: Schörghuber

Reinraumtür mit widerstandsfähiger HPL-Oberfläche und stoßfester PU-Kante.  Foto: Schörghuber

Bauelemente
18. Mai 2021 | Artikel teilen Artikel teilen

Was sind Reinraumtüren?

Als Reinräume bezeichnet man Innenräume mit besonders sauberer Luft. Die Anzahl der in der Luft schwebenden Partikel muss extrem gering sein. Um solche Anforderungen in der Praxis zu realisieren, ist es unter anderem wichtig, dass sich die Oberflächen der raumbegrenzenden Bauteile selbst mit aggressiven Reinigungsmitteln leicht und schadensfrei behandeln lassen. Das gilt natürlich auch für die Türen.

Reinraumbedingungen sind vor allem in Produktionsbereichen und Forschungslaboren notwendig, in denen die hergestellten Waren oder die Forschungsobjekte durch keine Umgebungseinflüsse – nicht einmal durch kleinste Partikel in der Luft – verunreinigt werden dürfen. Solch strenge Hygienevorschriften gelten zum Beispiel in der Pharmaindustrie, in Operationssälen und Forschungslaboren, bei der Fertigung von Halbleitern für Computer- und Solartechnik, aber auch bei der Produktion vieler Lebensmittel. Auch die Entwicklung und Fertigung von Impfstoffen findet natürlich unter Reinraumbedingungen statt.

Was sind Reinräume?

Der Begriff Reinraum sowie unterschiedliche Reinraumklassen werden in verschiedenen Normen und Richtlinien definiert (ISO EN 14644, VDI 2083, EU-GMP-Leitfaden). Die VDI-Richtlinie 2083-1 definiert einen Reinraum als „Raum mit definierter Konzentration luftgetragener Partikel, der so konstruiert und verwendet wird, dass die Anzahl der in den Raum eingeschleppten beziehungsweise im Raum entstehenden und abgelagerten Partikel kleinstmöglich ist, und in dem andere reinheitsrelevante Parameter wie Temperatur, Feuchte und Druck nach Bedarf geregelt werden.

Um solche Verhältnisse dauerhaft zu garantieren, wird die in Reinräumen einfließende Luft konsequent gefiltert, und das Personal trägt normalerweise Schutzkleidung und Atemmasken. Darüber hinaus müssen die Oberflächen der raumbegrenzenden Bauteile (Wände, Decken, Böden) so beschaffen sein, dass sie leicht und schadensfrei auch mit „scharfen Mitteln“ regelmäßig gereinigt werden können und luftgetragene Partikel wie zum Beispiel Mikroorganismen möglichst schlecht auf ihnen haften.

Glatte und widerstandsfähige Türen

Diese „Cleanroom“-Tür verfügt zusätzlich über einen Lichtausschnitt. Foto: Schörghuber

Diese „Cleanroom“-Tür verfügt zusätzlich über einen Lichtausschnitt. Foto: Schörghuber

Die beschriebenen Anforderungen an die raumbegrenzenden Bauteile gelten natürlich auch für Türen. Diese müssen in Reinräumen häufig gereinigt und dürfen diesbezüglich also nicht empfindlich sein. Deshalb haben manche Hersteller spezielle Reinraumtüren im Programm. Es gibt sie sowohl in der Drehflügeltür- als auch in der Schiebetür-Variante. Beim Spezialtürenhersteller Schörghuber etwa kann man alle ein- und zweiflügeligen Türen des Sortiments zusätzlich mit Reinraumtür-Funktionen ausstatten lassen. Da gilt zumindest für die Bauelemente mit 42 mm, 50 mm oder 70 mm Türblattdicke.

Sein so genanntes „Cleanroom“-Türenprogramm hat Schörghuber vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) erfolgreich auf hohe Hygieneleistungen prüfen und entsprechend zertifizieren lassen. Zur Standardausstattung gehören eine sehr glatte, flächenbündige HPL-Oberfläche in 0,8 mm Stärke, eine vierseitige PU-Kante sowie Beschläge aus Edelstahl. Darüber hinaus können die Kunden – je nach Anforderung – zwischen fünf verschiedenen Varianten wählen. Da sich anhand dieser Varianten die Vielfältigkeit des Reinraumtüren-Angebots gut veranschaulichen lässt, stellen wir sie im Folgenden etwas genauer vor.

Schörghuber: Fünf Varianten

Bei der Schörghuber-Variante „Cleanroom Chemicals“ handelt es sich um Türen, die nach Herstellerangaben chemisch beständig und resistent gegen die zehn gebräuchlichsten Reinigungs-, Desinfektions-, Prozess- und Lösungsreagenzien sind. Die Reinraumtür „Cleanroom H2O2“ kann sogar mit dem Bleichmittel Wasserstoffperoxid (H2O2) desinfiziert werden. Damit eignet sie sich zum Beispiel auch für Operationssäle, die mit diesem aggressivem Wirkstoff behandelt werden. Wichtig: Die H2O2-Zusatzfunktion eignet sich nach Schörghuber-Angaben aber nur für Türblätter, die nicht aus Holz beziehungsweise aus Holzwerkstoffen bestehen!

„Cleanroom Biologicals“-Türen wiederum sind neben ihrer chemischen Beständigkeit auch widerstandsfähig gegen Mikroben wie Pilze und Bakterien. Eine weitere Variante heißt „Cleanroom GMP“ – die Abkürzung steht für Good Manufacturing Practice – und ist gedacht für Reinräume, in denen unter sterilen Bedingungen produziert wird. Das Modell „Cleanroom S2“ schließlich ist nicht nur resistent gegen Desinfektionsmittel, sondern erfüllt zugleich die Sicherheitsstufe S2 der Verordnung über die Sicherheitsstufen und -maßnahmen bei gentechnischen Arbeiten in gentechnischen Anlagen (Gentechnik-Sicherheitsverordnung – GenTSV).

Alle Cleanroom-Türen lassen sich zusätzlich zur Reinraumfunktion auch mit weiteren Funktionen ausstatten: vom T30-Brandschutz über den Rauchschutz bis hin zum Schallschutz (bis 37 dB).


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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