RM Rudolf Müller
Fingerschutztüren im neuen Kössein-Kinderhaus im oberfränkischen Marktredwitz.  Alle Bilder: Küffner

Fingerschutztüren im neuen Kössein-Kinderhaus im oberfränkischen Marktredwitz.  Alle Bilder: Küffner

Bauelemente
29. November 2022 | Artikel teilen Artikel teilen

Wie funktionieren Fingerschutztüren?

Fingerschutztüren kommen vor allem in Schulen und Kindertagesstätten zum Einsatz. Ihre spezielle Bauart soll ausschließen, dass sich Kinder schwerer verletzen, wenn sie ihre Finger im Türbereich einklemmen. Dafür verfügen die Bauelemente über weiche Knautschzonen zwischen Türblatt und Zarge sowie über abgerundete Fingerschutzzargen.

Wer das Thema Fingerschutztüren googelt, landet praktisch automatisch beim baden-württembergischen Hersteller Küffner. Das Unternehmen mit Sitz in Rheinstetten südwestlich von Karlsruhe hat nämlich die Spezialtüren 2011 zum Patent angemeldet. Die Fingerschutztür mit Knautschzone war allerdings nicht die einzige aufsehenerregende Innovation des Mittelständlers. Bereits 1970 hat der damalige Firmenchef Reinhold Küffner die erste reine Aluminiumzarge für Türen aus Holz, Kunststoff und Glas entwickelt.

Diese zweischalige Umfassungszarge war ein Riesenerfolg und wurde schließlich sogar namensgebend für die heutige Küffner Aluzargen GmbH & Co. OHG. Sie hat das Unternehmen, das Wilhelm Küffner 1905 ursprünglich als einfache Schreinerei für den Innenausbau gegründet hat, erst zu dem gemacht, was es heute ist. Natürlich spielt die Aluminiumzarge auch bei den modernen Fingerschutztüren eine wichtige Rolle – hier allerdings in abgerundeter Form.

Sicherheit an Haupt- und Nebenschließkante

Weiche Knautschzonen am Türblatt und die abgerundete Zargenform senken die Verletzungsgefahr.

Weiche Knautschzonen am Türblatt und die abgerundete Zargenform senken die Verletzungsgefahr.

Küffner-Fingerschutztüren minimieren die Verletzungsgefahr beim Öffnen und Schließen der Bauelemente. Das gilt sowohl für die besonders gefährliche Hauptschließkante zwischen Türzarge und der Schlossseite des Türblatts als auch für die Nebenschließkante auf der Seite der Türbänder. Auf beiden Seiten des Türblatts sind im Kantenbereich weiche, nachgiebige Fingerschutzdichtungen integriert. Durch diese Knautschzonen sinkt die Verletzungsgefahr beim Einklemmen oder Quetschen von Fingern.

Hinzu kommen die abgerundete Zargenform und speziell gelagerte Türbänder. Beides zusammen stellt sicher, dass sich das Türblatt beim Öffnen und Schließen immer in gleichmäßigem Abstand von etwa 3 mm um die abgerundeten Bereiche der Zarge dreht. Dieser geringe Abstand verhindert nach Herstellerangaben, dass Kinderfinger in den Spalt geraten können. Auch die Türbänder – also die Scharnierbeschläge, die Türblatt und Zarge beweglich miteinander verbinden, hat Küffner so konstruiert, dass es keine vorstehenden Kanten gibt. Da die Bandrollen flächenbündig integriert sind, besteht an dieser Stelle ebenfalls keine Quetschgefahr.

Die Fingerschutztüren machen aufgeklebte oder angeschraubte Schutzprofile oder -rollos zur Abdeckung von Scherstellen im Bereich der Nebenschließkante komplett überflüssig. Nach Angaben von Küffner stellen solche nachträglichen Hilfskonstruktionen, die meist aus Plastik beziehungsweise Kunststoffgewebe gefertigt sind, keine dauerhafte Schutzlösung dar und müssen alle zwei bis fünf Jahre ausgetauscht werden. Das Sicherheitsniveau sei zudem geringer als bei der Fingerschutztür. Deren höherer Preis amortisiert sich laut Küffner nach fünf bis neun Jahren. In Sachen Design sei die Spezialtür den nachträglich aufgeschraubten Schutzlösungen ohnehin überlegen.

Lösung für die Altbaurenovierung

Flächenbündige Türbänder und ein nur etwa 3 mm großer Abstand zwischen Zarge und Türblatt sind Standard bei Fingerschutztüren.

Flächenbündige Türbänder und ein nur etwa 3 mm großer Abstand zwischen Zarge und Türblatt sind Standard bei Fingerschutztüren.

Die kindersicheren Türen eignen sich für Neubauten, können aber auch bei der Altbaurenovierung zum Einsatz kommen. Zu diesem Zweck hat Küffner dieses Jahr die neue „Reno-Fingerschutzzarge Typ RFI“ auf den Markt gebracht. Vorteil: Das schlanke Aluminiumprofil lässt sich mit alten Türzargen aus Holz oder Stahl kombinieren. Die bestehenden, mit dem Baukörper seit vielen Jahren fest verbundenen Zargen müssen bei dieser Variante also nicht entfernt werden. Stattdessen ist die Renovierungszarge so dimensioniert, dass sie sich einfach in den alten Zargenfalz einbetten und verschrauben lässt. Dadurch entsteht ein stabiler Rahmen für die sichere Aufnahme der Fingerschutztüren.

Sowohl die Renovierungszarge als auch die „normale“ Zarge für Fingerschutztüren bietet Küffner wahlweise als Umfassungszarge oder als Eckzarge. Klassische Umfassungszargen decken die komplette Türlaibung sowie beidseitig auch einen Teil der Wandanschlüsse ab. Eckzargen werden nur an der Wandecke befestigt – auf der Wandseite, an der auch das Türblatt befestigt ist. Sie sind eine materialsparende, preisgünstige Alternative zu Umfassungszargen. Bei dicken Wänden sind sie zudem oft die einzige Option, wenn nämlich die Türlaibung zu tief für eine Umfassungszarge ist.

Küffner-typisch bestehen die Zargen der Fingerschutztüren aus Aluminium – wahlweise im metallischen Originallook oder pulverbeschichtet in verschiedenen Farben. Das spezielle Bandsystem der Türen setzt dieses Zargen-Material voraus, es würde zum Beispiel in einer reinen Holzzarge nicht richtig funktionieren. Kunden, die Türen und Zargen möglichst durchweg aus Holz wünschen, können aber auch auf die aufs Wesentliche reduzierte Falzprofilzarge von Küffner zurückgreifen. Die besteht zwar auch aus Aluminium, lässt sich aber mit Holzstockzargen kombinieren.

Zahlreiche Ausführungsvarianten

Alle Elemente des Küffner-Fingerschutzsystems sind in unterschiedlichen Ausführungsvarianten erhältlich. Die Türblätter gibt es in den Dicken 42 mm und 50 mm sowie für eine erhöhte Schalldämmung (42 dB) auch mit 70 mm Stärke. Für die Innenlage stehen unterschiedliche Füllungen zur Verfügung (Röhrenspan, Vollspan, Kunststoffplatte).

Die Türoberfläche besteht in der Regel aus HPL-Schichtstoff, es gibt aber auch Varianten mit Holzfurnier sowie mit Verglasungen. Ebenfalls erhältlich sind Fingerschutztüren mit weiteren Spezialfunktionen – etwa Feuer-/Rauchschutztüren oder Feucht-/Nassraumtüren.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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