
Die ionenbildende Innenfarbe ist in 66 pastelligen Farbtönen erhältlich. Foto: Baumit
Wandfarbe vermehrt Luftionen
Eine Wandbeschichtung, die die Raumluftfeuchtigkeit reguliert und zugleich die Konzentration an Luftionen erhöht, sodass Staubpartikel und Pollen gebunden werden? Klingt etwas „spacig“. Aber genau das hat Baumit mit der Markteinführung von „Ionit“ in Deutschland präsentiert. Das System besteht aus einer feuchtigkeitsregulierenden Spachtelmasse auf Kalkbasis sowie einer ionenbildenden Innenfarbe.
Mit den beiden Komponenten des Ionit-Systems lasse sich die Konzentration an negativ geladenen Ionen in geschlossenen Räumen auf 2.000 bis 4.000 pro cm3 erhöhen. So verkündeten es Baumit-Marketingleiter Sebastian Rettke und Reiner Schmid vom Produktmanagement Anfang Februar bei einem Pressegespräch, das Corona-bedingt natürlich nur online stattfinden konnte. Zum Vergleich: In Innenstadt-Wohnungen liegt die Ionen-Konzentration oft nur unter 100/cm³.
Gesunde Luftionen

Spachtelmasse und Spezialfarbe sorgen im Verbund dafür, dass die Raumluft-Ionisierung möglich wird. Grafiken: Baumit
Schön und gut – könnte man sagen. Aber was interessiert uns der Gehalt an negativ geladenen Ionen in der Luft? Was ist das überhaupt, und sind diese Teilchen nicht vielleicht sogar gefährlich? Negativ geladene Ionen heißen auch Anionen und entstehen, wenn Atome mehr negative Elektronen als positive Protonen aufgenommen haben, sodass sie unterm Strich negativ geladen sind. Solche Ionen kommen überall in der Luft natürlich vor. Es spricht nichts dafür, dass sie gefährlich sind, eher scheinen sie positiv zur Wohngesundheit beizutragen.
Aufgrund ihrer elektrischen Ladung binden die Anionen nämlich Feinstaubpartikel wie Pollen und normalen Hausstaub. Sie wirken wie „Magneten für Luftverunreinigungen“ – hieß es auf der Baumit-Pressekonferenz. Dadurch entstünden zusammengeballte Teilchen, die zwar mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, aufgrund ihres höheren Gewichts aber zu Boden sinken und infolgedessen nicht mehr mit der Raumluft eingeatmet werden können. Wo es viele negativ geladene Ionen in der Luft gibt, wirke diese daher frischer und sauberer.
Draußen auf dem Land liegt die Ionen-Konzentration pro cm³ üblicherweise zwischen 1.000 und 2.000. Sie ist damit deutlich höher als in der Stadt, wo im Freien Werte zwischen 250 und 750 Ionen pro cm³ typisch sind. Im Gebirge werden Werte bis 5.000 erreicht, und an Wasserfällen misst man sogar regelmäßig Ionen-Konzentrationen zwischen 25.000 und 80.000 cm³.
Nach Baumit-Angaben wirken Luftionen nicht nur raumluftreinigend, sondern haben auch direkte positive Auswirkungen auf den Mensch. Der Körper scheide vermehrt Gifte aus und bilde mehr neue Zellen. Das Einatmen der Ionen begünstige eine leichtere Atmung, einen ruhigeren Schlaf und eine bessere Konzentrationsfähigkeit.
Ionisierung durch Wandfarbe

Zum System gehören eine pastöse oder pulverförmige Spachtelmasse und die Wandfarbe. Foto: Baumit
Eine gewisse Anzahl an Luftionen gibt es immer und überall – auch in geschlossenen Räumen. Ein spürbares Wohlbefinden sollen diese aber erst ab einem Wert von 1.000/cm³ verursachen. Doch die Raumluft im städtischen Umfeld enthält meist viel weniger Ionen. Nach Baumit-Angaben sind es durchschnittlich nur 250/cm³. Sollte man dies vielleicht ändern? Schließlich verbringen die Menschen in den modernen Industriestaaten heute rund 90 % ihrer Lebenszeit in Innenräumen und atmen täglich bis zu 11.000 Liter Raumluft ein.
Genau an diesem Punkt setzt Ionit an. Nach Angaben des Herstellers erhöht die Wandbeschichtung die Ionit-Konzentration in der Regel auf über 2.000/cm3. Ausgelöst wird dieser Effekt durch die mineralische Innenfarbe Ionit Color. Dafür enthält die Silikatfarbe einen speziellen mineralischen Füllstoff. Wenn Wassermoleküle aus der Luft in die feinen Risse an der Farboberfläche gelangen, werden sie dort „aktiviert“, in der Folge entstehen dann negative Luftionen. Diese Teilchen in Molekülgröße verteilen sich nach Baumit-Angaben gleichmäßig in der gesamten Raumluft und wirken dort als Staub- und Pollenmagnete.
Funktion der Spachtelmassen

Marketingleiter Sebastian Rettke (l.) und Reiner Schmid (Leitung Produktmanagement) erläuterten die Innovation bei einem Online-Pressegespräch. Foto: Grimm
Richtig gut funktioniert die Ionenbildung aber wohl nur bei einer relativen Raumluftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 %. Bei Werten unter 25 % sowie über 80 % scheint der Effekt gar nicht mehr zu wirken. Deshalb gehört zum Ionit-System nicht nur die Ionen-bildende Farbe, sondern auch eine darunter aufzutragende feuchtigkeitsregulierende Spachtelmasse auf Kalkbasis. Hier bietet Baumit dem Verarbeiter zwei Alternativen: die gebrauchsfertige, pastöse Spachtelmasse „Ionit Finish“ und das pulverförmige, mit Wasser anzurührende Produkt „Ionit Fino“.
Das Besondere bei beiden Spachtelmassen: Sie regulieren die Feuchtigkeit im Raum bereits bei einem sehr dünnschichtigen Auftrag ab 1,5 mm. Sie können überschüssige Luftfeuchtigkeit zwischenspeichern sowie bei Bedarf wieder abgeben und sorgen so dafür, dass die Raumluftfeuchtigkeit normalerweise im Wohlfühlbereich zwischen 40 bis 60 % bleibt. Zur Erläuterung: Bei Werten über 60 % empfinden wir im Allgemeinen Schwüle, bei unter 40 % beginnt häufig unser Hals zu kratzen.
Die Spachtelmassen stellen also gewissermaßen die Basis dafür her, dass die abschließende Wandfarbe ihre Ionen-bildende Funktion erfüllen kann. Denn dafür bedarf es nun mal einer gewissen Menge an Wassermolekülen in der Luft. Nach Baumit-Angaben erfüllt die Farbe die Funktion der Ionisierung dauerhaft, solange sie nicht überstrichen wird. Der Effekt lasse im Zeitverlauf nicht nach, solange ein Kontakt zwischen Farbe und Raumluft besteht.
90 % weniger Birkenpollen
Die Eigenschaften der Wandbeschichtung als Pollen-Magnet hat Baumit vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik testen lassen. Die Forschenden ließen zwei Räume mit einer hohen Konzentration an Birkenpollen anreichern. Im mit Ionit Color beschichteten Testraum waren bereits nach etwa 20 Minuten mehr als 90 % der Pollen zusammengeballt und auf den Boden gesunken. Die Konzentration an Luftionen hatte sich nahezu verdoppelt. In dem anderen, mit einer Standard-Innendispersionsfarbe gestrichenem Raum war dagegen zu diesem Zeitpunkt noch die Hälfte der Pollen in der Luft nachweisbar.
Vielfältig einsetzbar
Die Spachtelmassen Ionit Finish und Ionit Fino hat Baumit für den Einsatz auf Beton-, Putz- und Trockenbauwänden mit und ohne Altanstrich entwickelt. Da bei Gebäuden aus Beton oder auf Gipskarton-Flächen oftmals die feuchtigkeitsregulierende Putzschicht fehlt, gleichen die Spachtelmassen diesen Mangel aus. Beide Produkte besitzen nach Herstellerangaben einen hohen Weißgrad und bieten eine gute Schleifbarkeit, sodass auch vollflächige Spachtelbeschichtungen der höchsten Qualitätsstufe Q4 möglich sind. Die pastöse Finish-Variante lässt sich auch maschinell mit einem Airless-Gerät aufspritzen.
Die Innenwandfarbe Ionit Color ist für Innenwände und Decken aus Gipskartonplatten, Beton, Putz und Raufaser mit und ohne Altanstrich geeignet, auch für stärker strapazierte Bereiche wie Bäder oder Kinderzimmer. Sie erzielt auf feuchteregulierenden Untergründen eine besonders gute Wirkung. Die Farbe wird aktuell in 66 Pastelltönen angeboten. Auf Anfrage sind auch weitere Farbtöne lieferbar. Das gesamte Ionit-System ist nach Herstellerangaben frei von Konservierungs- und Lösemitteln sowie emissionsarm. Weitere Infos zum System bietet die Website www.ionen-technologie.de.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
Mörtel auf Gipsbasis zählen zu den beliebtesten Innenputzen. Sie sind einfach und schnell zu verarbeiten, flexibel einsetzbar und sorgen für...
mehr »
Zu den ältesten Baustoffen der Menschheit zählen Kalk- und Lehmputze. Für den Außenbereich werden sie heute kaum noch verwendet, da...
mehr »
Wenn Mauerwerk durch Feuchtigkeit und die vom Wasser mitgeführten Salze angegriffen wird, kann der Auftrag von Sanierputzen helfen. Zugleich sind...
mehr »