
Bei wasserdichter Ausführung sind Tapeten selbst in der Dusche eine sichere Option. Foto: Mapei
Tapeten im Bad?
An deutschen Badwänden dominieren Fliesenbeläge – zumindest in Bereichen mit erhöhter Spritzwasserbelastung. Doch auch manche Tapeten haben grundsätzlich kein Problem mit Wasser und lassen sich sogar direkt im Duschbereich verwenden. Damit das schadensfrei funktioniert, braucht man aber nicht nur feuchtebeständige Tapeten, sondern auch dazu passende Klebstoff- und Abdichtungssysteme.
Keramikfliesen haben sich in Bädern seit Jahrhunderten bewährt. Sie sind feuchtebeständig, langlebig, hygienisch und leicht zu reinigen. Seit ein paar Jahren sind in Feuchträumen zudem auch Vinylfliesen für die Wand zunehmend im Trend. Dabei handelt es sich dann aber um Voll-Vinyl, also um Fliesen, die komplett aus wasserresistentem Kunststoff bestehen – ohne Holzwerkstoffträger.
Wohnatmosphäre im Bad
Doch Fliesen – egal aus welchem Material – sind zwar praktisch, haben jedoch oft eine eher kühl-funktionale Anmutung. Viele Menschen wünschen sich heute aber auch fürs Bad eine gemütlichere, wohnlichere Atmosphäre. Manche wollen auch einfach nur mal etwas anderes ausprobieren – eine individuellere Note für den heimischen Feuchtraum.
Tapeten bieten beides: Sie machen das Bad wohnlicher und sind alles andere als „gewöhnlich“. Es gibt sie zudem in einer unübertroffen großen Vielfalt an Mustern und Motiven. Und trotz weit verbreiteter Vorurteile sind sie auch für den Feuchtraum geeignet, sofern die richtigen Tapeten und dazu passende Verarbeitungswerkstoffe zum Einsatz kommen.
Tapeten haben im Vergleich zu Fliesen zudem den Vorteil, dass sie eine Wandfläche ohne Fugen ermöglichen. Wie gesagt sind Fliesen an sich zwar sehr hygienisch und pflegeleicht, für die Fugenbereiche gilt das allerdings nicht unbedingt. Diese werden mit der Zeit oft immer dunkler, auch Schimmelprobleme sind nicht selten. Wer im Bad stattdessen auf Tapeten setzt, vermeidet Fugen. Natürlich darf es keine Raufaser oder ein anderer reiner Papierbelag sein, sonst drohen erst recht Verrottung und Schimmel. In Badbereichen mit erhöhter Wasserbelastung sind stattdessen feuchtebeständige Tapeten gefragt.
Vlies nur begrenzt einsetzbar

Vliestapeten sind gut fürs Bad geeignet, nur nicht im direkten Duschbereich. Foto: Rasch
Vliestapeten bestehen hauptsächlich aus pflanzlichem Zellstoff und Polyesterfasern, die durch ein Bindemittel zusammengehalten werden. Dank ihrer einseitigen Imprägnierung sind diese Tapeten grundsätzlich auch gut in Bädern geeignet, allerdings nicht dort, wo eine hohe Spritzwasserbelastung besteht.
Für den direkten Duschbereich sind Vliestapeten also keine gute Idee. Wandflächen über Waschbecken dagegen lassen sich bedenkenlos damit tapezieren. Generell ist der Einsatz dieser Tapeten für alle Flächen zu empfehlen, bei denen es nicht häufig zu Spritzwasser kommt (Wassereinwirkungsklasse W0I nach DIN 18534-1). Für solche Wandbereiche ist auch keine gesonderte Wandabdichtung unterhalb der Tapete notwendig. Für höher belastete Bereiche wie die Dusche eignen sich dagegen eher Tapeten aus Vinyl oder Glasfaser.
Vinyl und Glasfaser
Vinyltapeten sind absolut wasserabweisende Kunststoffprodukte. Ihre PVC-Oberfläche ist in der Regel auf eine Trägerschicht aus Papier aufgebraucht. Deshalb kann man sie mit normalem Tapetenkleister verarbeiten. Es gibt aber auch Vinyltapeten mit Vliesträger. Kunststofftapeten haben den Vorteil, dass sie sehr leicht zu reinigen und scheuerbeständig sind. Das ist wichtig, damit man die Oberfläche auch mal intensiver säubern kann.
Wie bei allen Materialien, die sowohl wasser- als auch wasserdampfdicht sind, sammelt sich auf Vinyl schnell Kondenswasser. Das gilt natürlich insbesondere in Badbereichen mit hoher Luftfeuchtigkeit und Spritzwasser. Zusammen mit organischen Partikeln aus der Raumluft kann dies ein Ursache für Schimmelbildung sein. Ähnlich wie bei Fliesen sollte man daher durch Lüften beziehungsweise Verwendung eines Wasserabziehers – insbesondere nach dem Duschen – dafür sorgen, dass die Wandbeläge nicht längere Zeit feucht bleiben.
Absolut wasserdicht sind auch Glasfasertapeten. Das extrem strapazierfähige Textil aus mineralischem Garn enthält keine organischen Bestandteile und ist daher selbst absolut schimmel- und verrottungsbeständig. Hinzu kommt, dass Glasfasertapeten in der Regel keine Papierträger haben, was sie noch feuchteunempfindlicher macht. Zur Verlegung ist allerdings ein Spezialklebstoff notwendig. Übrigens lässt sich dieser Tapetentyp auch mit wasserbeständigen Farben oder Lacken anstreichen.
Natürlich können sich auch an Glasfaseroberflächen schimmelfähige Substanzen ablagern, die zusammen mit Feuchtigkeit Probleme verursachen. Auch diese Produkte sollte man daher im Spritzwasserbereich – vor allem nach dem Duschen – regelmäßig abwischen und möglichst trocken halten.
„Decor Shower System“ von Mapei

Dieser SMP-Klebstoff ist das Herzstück des „Decor Shower System“. Foto: Mapei
Eine wasserbeständige Tapete im Bad ist schon mal gut. Sie muss allerdings auch durchweg wasserdicht verklebt sein, damit nicht doch irgendwann Feuchtigkeit hinter die Tapete gelangt. Für stärker belastete Wandflächen der Wassereinwirkungsklassen W1-I (mäßig) und W2-I (hoch) nach DIN 18534-1 ist darüber hinaus vor dem Tapezieren eine sichere Abdichtung des Wanduntergrunds erforderlich.
Genau für solche Anforderungen hat der Kleb- und Dichtstoffhersteller Mapei im Jahr 2020 das „Decor Shower System“ auf den Markt gebracht. Es eignet sich für die wasserfeste Verklebung von Glasfaser- und Vinyltapeten in Feuchtbereichen mit erhöhter Spritzwasserbelastung. Das System besteht aus mehreren Komponenten. Zusammen sollen sie dafür sorgen, dass der Wanduntergrund vor dem Eindringen von Feuchtigkeit geschützt ist und gleichzeitig eine stabile, wasser- und waschbeständige Tapetenoberfläche entsteht. Dies funktioniert nach Herstellerangaben auch im nassesten Bereich der Dusche, sogar bei Dauer-Duschbetrieb wie in Hotels, Wellnesseinrichtungen oder Fitnessstudios.
Mehrteiliges Systemprodukt
„Herzstück“ der Feuchtraum-Tapezierlösung ist „Ultrabond Eco Decor Wet“, ein einkomponentiger Klebstoff auf Basis von sililierten Polymeren (SMP-Klebstoff). Damit lassen sich wasserbeständige Tapeten sowohl auf saugenden als auch auf nicht saugenden Untergründen verkleben. Hinzu kommt die zweikomponentige, transparente Polyurethan-Schutzbeschichtung „Mapecoat Decor Protection“. Diese erhöht nach Herstellerangaben die Abriebfestigkeit der Tapeten, schützt vor Farbveränderungen durch UV-Strahlen und erleichtert die Reinigung.
Der Klebstoff und die Schutzbeschichtung kommen direkt unter beziehungsweise auf der Tapete zum Einsatz. Darüber hinaus umfasst das Decor Shower System aber auch noch eine Abdichtungslösung für den Wanduntergrund. Diese besteht aus der zweilagig aufzutragenden Dispersionsabdichtung „Mapegum WPS“.
Wenn Ausgleichs-, Reparatur- oder Spachtelarbeiten am Untergrund notwendig sind, bietet das System zudem die zementäre Spachtelmasse „Planiprep Contract“, die ohne zusätzliche Grundierung verwendbar ist. Sie kann auch verarbeitet werden, um auf bestehenden Keramik- und Naturwerksteinbelägen einen ebenen Untergrund für die Tapetenverklebung zu schaffen. Das System erlaubt also sogar das Tapezieren auf Altfliesen.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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