RM Rudolf Müller
Digitaldruck macht es möglich: Designkorkboden in Betonoptik.  Foto: www.ziro.de

Digitaldruck macht es möglich: Designkorkboden in Betonoptik.  Foto: www.ziro.de

Boden und Wand
13. August 2020 | Artikel teilen Artikel teilen

Vielfältige Korkböden

Fans von Korkböden schätzen schon lange das fußwarme Material, seine schalldämmenden Eigenschaften und die rückenschonende Elastizität. Als besonders „hip“ galt das Produkt in der Vergangenheit freilich nicht. Die erdig-braune Optik sowie das eher altbackene Öko-Image machten es eher zu einem Nischenprodukt. Was viele nicht wissen: Moderne Korkböden gibt es heute in vielfältigen Farben und Designs. Das Spektrum reicht von Holz- über Stein- bis hin zu Betonoptiken.

Kork ist ein Naturprodukt aus der Rinde der Korkeiche, die vor allem im Mittelmeerraum wächst. Der größte Teil der Weltmarktproduktion stammt aus Portugal und wird zum Beispiel für Verschlüsse von Wein- und Sektflaschen („Korken“) oder auch für Schuhsohlen verwendet. Das Material ist undurchlässig für Flüssigkeiten und Gase sowie zu 100 % recycelbar.

Der Baustoff Kork wird wegen seiner Wärmeschutzeigenschaften zwar mitunter auch als Gebäudedämmung verwendet, sein Haupteinsatzgebiet ist aber nach wie vor der Bodenbereich. Hier dient das Material einerseits als Trittschalldämmung unterhalb anderer Bodenbeläge, andererseits aber auch als eigenständiger, sichtbarer Oberbelag.

Design per Digitaldruck

Selbstverständlich sind Korkböden auch heute in der braun-erdigen Naturoptik erhältlich. Diese Variante hat weiterhin ihre Liebhaber. Doch daneben haben sich moderne Designkorkbeläge etabliert, die digital bedruckt werden und dadurch auch ganz andere Optiken ermöglichen. Meist imitieren die Hersteller dabei andere Bodenbeläge, zum Beispiel Landhausdielen, Fliesen- und Natursteinplatten oder Betonoberflächen.

Das Prinzip erinnert an Designböden, nur dass die bedruckten Korkböden eben trotzdem recycelbare Naturprodukte aus nachhaltiger Herkunft bleiben und keinen Kunststoff enthalten. Auch das Laufgefühl auf der warm-weichen Oberfläche wird durch den Digitaldruck natürlich nicht beeinträchtigt. Er ermöglicht nur viel mehr Designs und Farben. Dabei setzen die Bodenhersteller meist auf natürliche Vorbilder wie Holz oder Stein. Neben Braun- und Grautönen kann man aber auch weiße oder pastellfarbige Korkböden kaufen. Im Prinzip sind alle Farben und jede Form von Fantasiedekor möglich.

Klassische Korkfliesen

Kork-Fertigparkett in Landhausdielenoptik mit abriebfester „Hot Coating“-Beschichtung. Foto: www.ziro.de

Kork-Fertigparkett in Landhausdielenoptik mit abriebfester „Hot Coating“-Beschichtung. Foto: www.ziro.de

Korkböden unterscheiden sich nicht nur durch ihr Oberflächen-Design, sondern auch durch den jeweiligen Materialaufbau. Für Trittschalldämmungen verwendet man üblicherweise einschichtigen Presskork von der Rolle. Diese teppichartige Ware besteht aus zusammengepresstem, mit Bindemitteln versetztem Korkgranulat.

Wird Kork dagegen als Oberbelag eingesetzt, kommen in der Regel mehrschichtige Produkte zum Einsatz. Selbst das klassische Klebekork, das in Fliesenformaten angeboten und auf dem Untergrund verklebt wird, ist nach dem Verlegen noch mit Korklack zu versiegeln. Die Oberfläche lässt sich zudem auch ölen oder wachsen. Alternativ bieten viele Hersteller vorbehandelte Produkte an.

Klebekork besteht meist aus Korkgranulat. Natürlich sind auch diese relativ dünnen Beläge mittlerweile in vielen Farbtönen und Druck-Designs erhältlich. Bei luxuriöseren Varianten dagegen wird auf die Presskork-Trägerschicht eine edle Kork-Furnierschicht geklebt. Bei diesen Furnieren handelt es sich um massive Streifen aus hochwertiger Korkrinde. Kork ist ein nachhaltiges Produkt, für das man die Baumstämme schälen, aber nicht fällen muss. Die Rinde wächst anschließend wieder nach, wobei die Korkqualität mit der Zeit immer besser wird. Furnierware erhält man etwa ab der dritten Schälung.

Moderne Fertigfußböden

 Lackiertes Fertigparkett mit echter Korkfurnier-Oberfläche. Foto: www.ziro.de


Lackiertes Fertigparkett mit echter Korkfurnier-Oberfläche. Foto: www.ziro.de

Optische Vielfalt bieten auch die modernen Kork-Fertigfußböden. Diese dickeren Beläge werden meist in Dielenformaten angeboten. Es handelt sich gewissermaßen um die Korkvariante von Fertigparkett. Die Dielen verfügen in der Regel über eine Nut- und Federverbindung und werden meist schwimmend verlegt – also nicht auf dem Untergrund verklebt. Sie sind mehrschichtig aufgebaut und gehören zu den Multilayer-Böden. Häufig wird die Korkoberfläche (Granulat oder Furnier) auf eine Trägerplatte aus Holzwerkstoffen aufgebracht, deren Rückseite wiederum mit einem Kork-Gegenzug kaschiert ist.

Um die Oberflächen vor Abrieb, Schmutz oder anderen äußeren Einflüssen wie zum Beispiel Feuchtigkeit zu schützen, sind die Dielen in der Regel werkseitig geölt, gewachst oder lackiert. Zudem gibt es Produkte mit besonders widerstandsfähigen Schutzschichten, die es erlauben, Korkböden sogar in Feuchträumen oder stark frequentierten Gewerbebauten zu verlegen.

Bei jeder Art von Oberflächen-Finish wird das Naturprodukt Kork natürlich mit bauchemischen Substanzen behandelt. Unter Umständen können die Böden dadurch gesundheitsschädigende Mengen an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) ausgasen. Dasselbe gilt grundsätzlich auch für alle Produkte, die Presskork enthalten, da dieser schließlich Bindemittel enthält. Der Deutsche Kork-Verband hat deshalb das Qualitätszeichen „Das Kork-Logo“ ins Leben gerufen. Nach Angaben des Verbands garantiert das auf Kork-Bodenbeläge zugeschnittene Gütezeichen unter anderem, dass die damit ausgezeichneten Produkte die VOC-Grenzwerte der Landesbauordnungen einhalten beziehungsweise zum Teil deutlich unterschreiten.

Korkmosaik

Eine weitere Korkbodenvariante ist das so genannte Korkmosaik, das meist nicht aus gepresstem Granulat, sondern aus massiven, kreisrunden Korkrindenstücken besteht. Diese werden auf dem Untergrund verklebt und anschließend verfugt. Ähnlich wie Mosaikfliesen muss man die runden Korkstücke nicht alle einzeln verlegen. Sie werden mit vorderseitigen Trägerfolien verkauft, an denen jeweils eine größere Anzahl von Korkstücken klebt. Dadurch lassen sie sich wie Platten verlegen. Die Folie zieht man nach der Verklebung einfach ab. Korkmosaike kann man individuell einfärben, viele Produkte werden aber auch als vorbehandelte beziehungsweise vorversiegelte Ware angeboten.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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