RM Rudolf Müller
Der Volumenmischer-Lkw verfügt über Kammern und Behälter für alle Beton-Bestandteile.  Alle Fotos: Korodur

Der Volumenmischer-Lkw verfügt über Kammern und Behälter für alle Beton-Bestandteile.  Alle Fotos: Korodur

Boden und Wand
20. Oktober 2021 | Artikel teilen Artikel teilen

Schnellbeton: Innovative Mischtechnik

Bei einem mittelständischen Zerspanungsbetrieb aus der Moseleifel wurde Mitte Mai innerhalb von nur zwei Tagen ein neuer Beton-Industrieboden als Standfläche für Drehmaschinen realisiert. Nach Angaben des Zement- und Betonherstellers Korodur kam bei diesem Bauobjekt erstmals in Deutschland die so genannte volumetrische Mischtechnik für Schnellbeton zum Einsatz.

Als mittelständischer Hersteller von Dreh- und Frästeilen ist der Zerspanungsbetrieb Loosen Werkzeug GmbH aus Klausen in der Moseleifel auf die permanente Verfügbarkeit seiner Maschinen dringend angewiesen. Als in der Produktionshalle der Firma kürzlich eine 70 m2 große Standfläche für Drehmaschinen erneuert werden musste, kam daher nur eine Sanierung während des laufenden Betriebs infrage.

Die anspruchsvolle Aufgabe bestand darin, die beschädigten Fliesen und Estrichflächen zu entfernen und sie möglichst schnell durch einen neuen Bodenbelag zu ersetzen, der zudem in kürzester Zeit wieder vollständig für die Produktion belastbar sein musste. Die Wahl fiel auf einen Industrieboden, gefertigt aus dem Schnellbeton „Korocrete“ von Korodur. Der Frischbeton wurde durch ein spezielles Mischfahrzeug der Firma Mörtel Mich GmbH auf die Baustelle gebracht. Der Einbau erfolgte durch Verarbeiter des Fachbetriebs Estrich Schlag.

Schnellbeton und volumetrische Mischtechnik

Der Schnellbeton wurde direkt vor Ort im Lkw angemischt.

Der Schnellbeton wurde direkt vor Ort im Lkw angemischt.

Die Sanierungsarbeiten in Klausen sollten auf Wunsch des Auftraggebers in nur zwei Tagen abgeschlossen sein. Die anspruchsvolle Aufgabe konnte am Ende erfolgreich umgesetzt werden – zum einen, weil der eingesetzte Schnellbeton bereits 24 Stunden nach dem Einbau mehr als die erforderliche Druckfestigkeit aufwies, zum anderen, weil vom Anmischen des Betons bis zur Verarbeitung eine optimal getaktete Logistik zum Einsatz kam. „Die wegweisende Kombination aus volumetrischer Mischtechnik und dem Schnellbeton wurde bei Loosen erstmals eingesetzt und hat sich für weitere Anwendungen auf jeden Fall bewährt“, urteilt Michael Schlag, dessen Fachbetrieb Niederlassungen in Deutschland und Luxemburg unterhält.

Schnellbetone wurden ursprünglich für die Sanierung von Fahrbahndecken aus Beton entwickelt. Dank spezieller Zemente als Bindemittel härten sie extrem schnell aus. Mit ihrer Hilfe kann man beschädigte Betonplatten auf Autobahnen in kürzester Zeit ersetzen und bereits wenige Stunden nach Abschluss der Reparaturarbeiten wieder für den Verkehr freigeben. Aber auch im Privatbereich haben sich Schnellbetone mittlerweile etabliert – etwa zur Herstellung kleinerer Fundamente oder zum Einbetonieren von Zaunpfosten oder Kinderspielgeräten. Für solche und ähnliche Anwendungen gibt es fertig gemischte Schnell-Trockenbetone, auch Fertigbeton genannt, die man nur noch mit Wasser anrühren muss.

Schnellzement „FSCem“

Das Abziehen der Fläche dauerte aufgrund der Plastizität und guten Verarbeitbarkeit des Betons nur rund zwei Stunden.

Das Abziehen der Fläche dauerte aufgrund der Plastizität und guten Verarbeitbarkeit des Betons nur rund zwei Stunden.

Für die Bodensanierung beim Zerspanungsbetrieb Loosen kam ein Produkt der Korodur-Unternehmensgruppe zum Einsatz. Der Hersteller mit Hauptsitz im bayerischen Amberg gilt als Spezialist für hoch belastbare Industrieböden auf Zement-Basis und vertreibt seine Produkte weltweit in über 40 Ländern.

Für die 70 m2 Sanierungsfläche wurden rund 6 m3 des Schnellbetons Korocrete hergestellt und in einer Aufbauhöhe von etwa 80 mm auf den Boden aufgebracht. Das Produkt enthält neben Wasser und Fließmittel sowie Quarzit als Gesteinskörnung auch das Spezialbindemittel FSCem. Dieser Schnellzement eignet sich zur Herstellung hochbelastbarer Estriche und Betone, die zudem schnell nutzbar sein müssen.

Bei Verwendung von Korocrete-Beton mit FSCem sind die Böden in der Regel bereits vier Stunden nach dem Einbau begehbar. Das heißt nicht, dass sie dann auch schon voll belastbar wären. Beim Projekt in Klausen waren die Anforderungen an die Druckfestigkeit sehr hoch. Schließlich muss der Boden tonnenschwere Drehmaschinen tragen. Aber auch die volle Belastbarkeit wurde erstaunlich schnell erreicht. „Bei diesem speziellen Projekt haben wir die Rezeptur und das Verfahren gemeinsam mit Estrich Schlag und Mörtel Mich so angelegt, dass die Fläche bereits am nächsten Tag voll nutzbar war“, sagt Projektleiter Lasse Manns, der als Betontechnologe bei Korodur arbeitet. „Bei anderen Verfahren ist hingegen oftmals eine Wartezeit von 28 Tagen einzuplanen.“

Mobiles Betonmischwerk

Der zweite entscheidende Erfolgsfaktor bei dem Projekt war der Einsatz der volumetrischen Mischtechnik. Was dahintersteckt erklärt Leif Bernheine, zuständiger Betontechnologe bei Mörtel Mich: „Wir verfügen über einen Lkw, der den perfekten Mix – quasi als mobiles Betonmischwerk – vor Ort herstellt. Gegenüber dem Anmischen im stationären Betonwerk sparen wir also Transportzeit. Und das vorzeitige Anziehen der Masse während des Transports sowie den vorsorglichen Einsatz von Verzögerern können wir so weitestgehend vermeiden. Außerdem lässt sich die Rezeptur vor Ort je nach Umfeldbedingungen sofort genau anpassen.“

Die für den Bauherren Loosen produzierte Betonmasse entspricht der Konsistenzklasse F4 („sehr weich“) und ließ sich entsprechend leicht verarbeiten. Angemischt wurde das Material im genannten Volumenmischer-Lkw. Dieser verfügt über mehrere Kammern. Die ersten sind für Kies und Sand vorgesehen, eine weitere für den Zement. Ein Pigmentbehälter enthält – je nach Wunsch – verschiedene Farben. Darüber hinaus gibt es einen Wassertank sowie drei Zusatzmittelbehälter, über die man bei Bedarf Betonzusatzmittel wie Verzögerer, Fließmittel und Luftporenbildner hinzumischen kann.

Betonarbeiten dauern nur wenige Stunden

Der Schnellbeton wies schon 24 Stunden nach dem Einbau die erforderliche Druckfestigkeit auf.

Der Schnellbeton wies schon 24 Stunden nach dem Einbau die erforderliche Druckfestigkeit auf.

Bevor der neue Industrieboden hergestellt werden konnte, mussten die schadhaften Fliesen und Estrichflächen per Kugelstrahlverfahren entfernt und der Untergrund anschließend wassergesättigt werden. Am nächsten Tag begannen um 8.45 Uhr die eigentlichen Betonarbeiten mit dem dünnschichtigen Auftrag einer Haftbrücke. Dann folgten das Mischen und Betonieren. Bereits gegen 10 Uhr war das Verteilen und Abziehen der Korocrete-Betonschicht abgeschlossen, und es folgte das maschinelle Glätten der Oberfläche in mehreren Arbeitsgängen. Gegen 13 Uhr war auch dieser Arbeitsschritt erledigt, und die Fläche wurde zur Nachbehandlung mit einer Folie abgedeckt, um den jungen Beton vor äußeren Einflüssen zu schützen.

„Die Plastizität des Betons ist ein wesentlicher Faktor, um eine gute Verarbeitbarkeit und eine schnelle Umsetzung zu gewährleisten“, erläutert Michael Schlag. „Dies war dank des Baustoffs Korocrete und des volumetrischen Verfahrens jederzeit gegeben.“ Um Gewissheit über die Druckfestigkeit des Belags zu erlangen, entnahm Betontechnologe Leif Bernheine parallel zur Verlegung insgesamt drei Probewürfel, die im Labor untersucht wurden. Die für den Boden der Firma Loosen erforderliche Druckfestigkeit von 37 MPa wurde mit 43 MPa bereits nach 24 Stunden übertroffen. Nach 48 Stunden waren schon 50 MPa erreicht.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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