RM Rudolf Müller

Wirkt Hitze von unten ein, dehnt sich die Brandschutzmanschette aus und drückt den Anschlussstutzen ab. Die Dachöffnung wird verschlossen. Fotos: Sita

Dach
15. Oktober 2019 | Artikel teilen Artikel teilen

Brandschutz bei Flachdächern: Vorbeugen statt löschen

Um den Forderungen der DIN 18234 zu entsprechen, müssen bei Flachdächern Maßnahmen für den vorbeugenden Brandschutz ergriffen werden. Das bedeutet, dass Dachdurchdringungen dabei so auszuführen sind, dass eine Brandweiterleitung von unten nach oben verhindert wird. Durchdringungen mit Brandschutzmanschetten, die dem Feuer im Brandfall den Weg abschneiden, sind eine günstige Alternative zu nicht brennbaren Gussbauteilen. Der Fachbeitrag erklärt die Problemstellung und vermittelt Hintergrundwissen zum Brandschutz von Flachdächern, worauf hier bei der Beratung geachtet werden sollte.

Von Rainer Pieper

Das Risiko der Brandweiterleitung durch kleine Durchdringungen für Gullys und Lüfter wird immer noch gern unterschätzt. Sind sie nicht brandsicher

ausgerüstet, können Feuer und Brandgase in den Profil- und Dachhohlraum gelangen, aber auch auf die Dachfläche und Nachbargebäude übergreifen. Diese „Flash-over“ genannte Eskalation wird durch den Kamineffekt, den eine offene Durchdringung entwickelt, weiter angefacht.

Die DIN 18234, Teil 3 und 4, schreibt daher bei „baulichen Anlagen und Räumen besonderer Art und Nutzung“ den Schutz vor Brandweiterleitung von unten nach oben vor. So wird vermieden, dass das Feuer Entwässerungs- und Lüftungsbauteile durchdringen und sich weiter ausbreiten kann.

Nicht brennbare Bauteile, wie zum Beispiel Gussgullys, sind eine Möglichkeit, dieser Forderung zu entsprechen. Allerdings ist diese Lösung auch eine kostenintensive, die sich oft nicht mit den heutigen Forderungen nach wirtschaftlicher Bauweise zur Deckung bringen lässt. Eine ebenso sichere wie wirtschaftliche Problemlösung stellt der „Fireguard“ von Sita dar, der von oben eingebaut den vorbeugenden Brandschutz für Dachgullys und Lüfter bietet.

Ganzheitliches Brandschutzkonzept

Wichtig ist, auch den vorbeugenden Brandschutz in ein intelligentes, ganzheitliches Brandschutzkonzept einzubinden. Dabei gilt es vor allem drei Aspekte zu beachten.

An erster Stelle stehen die gesetzlichen Interessen, also das Baurecht, das durch die Regelwerke kontrolliert wird. Der Gesetzgeber fordert hier die Einhaltung von Personenschutz, Nachbarschutz und Umweltschutz.

An zweiter Stelle sollte die Gebäudeversicherung betrachtet werden, bei der umfassender Risikoschutz zu möglichst geringen Prämien realisiert werden soll. Umfasst die Baumaßnahme ein intelligentes Brandschutzkonzept, kann das Gebäude unter Umständen zu günstigeren Prämien versichert werden.

Letztendlich, wenn nicht sogar an erster Stelle, sind die Interessen des Bauherrn oder Betreibers zu beachten, der vor allen Dingen die betriebliche Sicherheit, die Funktionalität und die Wirtschaftlichkeit im Auge hat. Bei größeren Projekten empfiehlt sich die Einbindung eines Gutachters, der alle Interessen in einem individuellen Brandschutzkonzept vereint. Umfassende Planung im Vorfeld bringt nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern vor allen Dingen einen veritablen Sicherheitsgewinn – vor allen Dingen Rechts- und damit Zukunftssicherheit.

Wie aber bringt man die verschiedenen Interessen zur Deckung, wenn die Forderung nach optimaler Wirtschaftlichkeit über allem steht? Aus ökonomischen oder statischen Gründen tendieren Bauherren oft zu gewichtsreduzierten Anlagen mit PE-Rohren, also Leitungen und Bauteilen, die brennbar sind. Dabei ist zu beachten: Bei Dächern von großflächigen Hallen und Industriebauten ist der vorbeugende Brandschutz bei Gullys, Lüftern und Rohrleitungen absolute Pflicht. Maßgeblich ist hier die bereits erwähnte DIN 18234, 1 – 4. „Diese Norm legt brandschutztechnische Begriffe, Anforderungen und Prüfungen für großflächige Dächer bis 20 Grad Neigung fest. Für Dächer mit Dachdeckungen gilt diese Norm nur für großformatige Deckungswerkstoffe mit einer Einzelfläche von > 0,4 Quadratmeter“.

„…Durchdringungen, Anschlüsse und Abschlüsse nach dieser Norm erfüllen das Schutzziel einer Begrenzung der Brandweiterleitung in den Dachaufbau und/oder auf die Oberfläche des Daches bei unterseitiger Brandbeanspruchung.“ Kurz gesagt: Entwässerungsanlagen, die mit brennbaren Kunststoffrohren, Gullys und Lüftern arbeiten, benötigen im Durchdringungsbereich besonderen Schutz.

Alternative zu Guss und Stahl

Eine wirtschaftliche Brandschutzalternative zu aufwendigen brandschutztechnischen Ummantelungen beziehungsweise Entwässerungsanlagen aus Guss und Stahl bietet „Fireguard“. Dieses brandsichere Bauteil besteht unter anderem aus einem Verstärkungsblech nach DIN 18807 mit einer vormontierten Brandschutzmanschette und wacht wie ein Sicherheitsring über Gullys und Lüfter. Im Brandfall hilft diese Brandschutzmanschette, Herr der Lage zu bleiben. Bei Hitze- und Feuereinwirkung von unten dehnt sie sich aus und drückt so den Anschlussstutzen ab. Die kleine Durchdringung, also die Öffnung im Dach, wird verschlossen, ein Brandüberschlag auf das Dach verhindert.

Die Brandschutzmanschette ist montagefreundlich fest mit einem Verstärkungsblech verbunden, das bei der Montage von Gullys und Lüftern in Stahltrapezdächern sowieso zum Einsatz kommt. Sie erfordert also keinen Zusatzaufwand beim Einbau. Weiterer Vorteil ist, dass die Montage in einem Arbeitsgang und direkt vom Dach aus erfolgt. Ein Hubsteiger-Einsatz wie bei aufwendigen händischen Brandschutz-Ummantelungen des Rohrsystems ist nicht erforderlich. Die höhenreduzierte Bauform des „Fireguards“ eignet sich ideal für waagerecht beziehungsweise parallel zur Hallendecke verlegte Druckströmungs-Entwässerungssysteme. Das platzsparende Brandschutzset kann aber ebenso für die Freispiegel-Entwässerung und Lüftung zum Einsatz kommen.

Auf Baustellen geht es um Wirtschaftlichkeit und somit oft hektisch zu. Mit seinem Set-Konzept, bei dem alle Systembauteile in einem Karton auf die Baustelle kommen, arbeitet Sita Dachdeckern und Monteuren zu. Zeitaufwendiges Suchen von Kleinteilen und vergessene Dichtungen gehören damit der Vergangenheit an. In kurzer Zeit entsteht so ein normgerechter Brandschutzaufbau, der die Durchdringungsöffnung sicher abdichtet.

Drei Anwendungsbereiche

Der „Fireguard“ mit E-Muffe zum Anschluss an das Fallrohr ist fest mit dem Verstärkungsblech verbunden. Fotos: Sita

Der werkseitig vormontierte und auf die Entwässerungs- beziehungsweise Lüftungssituation abgestimmte „Fireguard“ ist sehr leicht einzubauen. Zuerst wird, wie gewohnt, die Durchdringung ins Stahltrapezprofildach geschnitten. Die obligatorischen Sickenfüller sind einzulegen. Jetzt wird das Verstärkungsblech mit der Brandschutzmanschette und zehn Schrauben sicher fixiert. Nun folgen die Dichtung und das Einsetzen des schlanken PE-Einlaufkörpers, der mit seiner größenreduzierten Form den Begriff der „kleinen Durchdringung“ neu definiert. Über diese kleine Durchdringung kommt eine 1×1 Meter große, nicht brennbare Wärmedämmung mit einem Ausschnitt für das Aufstockelement. Die mehrlippige, passgenaue Dichtung bereitet die rückstausichere Aufnahme des auf die Wärmedämmstärke abgestimmten Aufstockelementes vor. Verschiedene Aufstockelemente ermöglichen die Überbrückung unterschiedlichster Dämmstoffstärken von bis zu 570 Millimetern. Je nach gewähltem System gilt es nun nur noch die Wunsch-Anschlussmanschette anzuschweißen oder den Schraubflansch zu fixieren, um den Aufbau zu beenden. Ein Kiesfang bildet den Abschluss.

Das „Fireguard“-System umfasst drei Anwendungsbereiche am Flachdach.

Es bietet vorbeugenden Brandschutz für Freispiegel-Entwässerungsgullys, Druckströmungs-Entwässerungssysteme oder Lüfter. Durch das „Alles-in-einem-Karton-Prinzip“ werden nicht nur die Montagearbeiten erleichtert, sondern auch die Ausschreibungen und Bestellungen. Der Besteller ordert nach Einsatzzweck, also zum Beispiel einen Gully für die Freispiegel-, Druckströmung- oder Notentwässerung, und er bekommt das komplette System bis zur letzten Schraube im Karton ins Lager beziehungsweise auf die Baustelle.

Jede Durchdringung im Dach ist ein potenzieller Risikofaktor. Insofern ist der größenreduzierte Anschlussstutzen der drei „Fireguard“-Systeme, der die Größe der Durchdringung im Stahltrapezblechdach reduziert, schon einmal ein Sicherheitsfaktor für sich. In der Gesamtheit gesehen bringt das System dreifachen Schutz: den Schutz vor Wasser, Feuer und vor Stress. Den Schutz vor Stress auf der Baustelle werden vor allen Dingen die Bauherren, Planer und Dachdecker zu schätzen wissen.

Zum Autor


Dipl. Ing. Rainer Pieper ist Prokurist und Technischer Leiter bei der Sita Bauelemente, Rheda-Wiedenbrück.

 

 

 

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