RM Rudolf Müller
Diese Biegekehle besteht aus farblich beschichtetem Aluminium. Foto: Braas

Diese Biegekehle besteht aus farblich beschichtetem Aluminium. Foto: Braas

 
Dach
12. April 2018 | Artikel teilen Artikel teilen

Steildachzubehör: Ausbildung der Dachkehle

Dachkehlen auf Steildächern müssen besonders wasserdicht sein, weil dort große Niederschlagsmengen von den angrenzenden Dachflächen zusammenfließen. Diese Bereiche sind daher mit passendem Steildachzubehör derart auszubilden, dass Wasser sicher in die Dachrinne abgeleitet wird und keine Feuchtigkeit in die Unterkonstruktion gerät. Zum Einsatz kommen dafür zum Beispiel spezielle Kehlbleche.

Wo zwei geneigte Dachflächen aufeinandertreffen, muss nicht zwangsläufig der First sein. Das ist zwar bei einem einfachen Satteldach so, weil diese Dachform überhaupt nur über zwei geneigte Flächen verfügt. Bei größeren Gebäuden mit stärker verwinkelten Grundrissen und entsprechend komplexeren Dachlandschaften sieht die Sache aber anders aus. Dort kann es vorkommen, dass zwei schräg geschnittene Dachflächen so aufeinandertreffen, dass sich zwischen ihnen eine Kehle befindet. Die Kehle ist so etwas wie eine Nahtlinie auf der Dachaußenseite, die dort entsteht, wo sich im Dachraum eine Innenecke mit einem Winkel von mehr als 180° befindet.

Was ist eine Dachkehle?

Diese Linie markiert den tiefsten Bereich der Dachkonstruktion, an dem sich die beiden Dachflächen treffen. Deshalb fließt an dieser Stelle besonders viel Regenwasser zusammen. Aufgabe des Dachdeckers ist es, mithilfe von geeignetem Dachzubehör eine Kehlrinne zu konstruieren, welche die Dachflächen wasserdicht miteinander verbindet und Niederschläge sicher in die Dachrinne entwässert, ohne dass Feuchtigkeit in die Unterkonstruktion eindringt.

Eine wasserführende Kehlrinne kann man aus unterschiedlichen Materialien herstellen. Manche Hersteller bieten passend geformte Kehl-Dachziegel an. Auch Bitumenbahnen oder Kunststoffdachbahnen sowie PVC-Profile kommen zum Einsatz. Am häufigsten aber werden so genannte Kehlbleche verwendet. Das sind speziell geformte Profile aus Aluminium, Zink oder Kupfer, die sich schnell und einfach montieren lassen und für eine sichere Entwässerung sorgen. Die Kehlrinne ist aber kein Ersatz für eine Unterspann- oder Unterdachbahn. Sind bei einem Dach derartige Zusatzmaßnahmen für die Regensicherheit vorgesehen, dann sollte man diese auch über den Kehlbereich verlegen.

Beispiel Biegekehle

Selbstklebende Schaumstreifen dienen zur Fugenabdichtung an den Rändern der Kehle. Foto: Braas

Selbstklebende Schaumstreifen dienen zur Fugenabdichtung an den Rändern der Kehle. Foto: Braas

Ein Beispiel für Steildachzubehör, mit dem sich Kehlrinnen leicht und effizient erstellen lassen, sind die so genannten Biegekehlen. Dabei handelt es sich um Kehlbleche mit in der Regel drei vorgefertigten Biegelinien. Die mittlere Biegelinie wird an der Kehlachse ausgerichtet und in die Dachflächen-Ecke gedrückt. Anschließend befestigt man die beiden nach oben geknickten Schenkel des Kehlblechs an den Traglatten für die Dacheindeckung.

Der Hersteller Braas bietet zum Beispiel Biegekehlen aus profiliertem Aluminium, die beidseitig farblich beschichtet sind (siehe Fotos). Zum System gehören neben den Kehlblechen auch Kehlsattelband und schwarze Schaumstreifen zur Abdichtung von Fugen sowie Befestigungsmittel wie Gratklammern und metallische Hafte, die auf einer Seite bereits über einen abgekanteten Falz verfügen. Das ermöglicht eine einfache Verbindung (Verfalzung) von Biegekehle und Hafte, ohne dass der Dachhandwerker auf Biegewerkzeuge zurückgreifen muss. Die andere Seite der Hafte befestigt man mit Hammer und Nägeln auf den Traglatten. Braas empfiehlt die Verwendung von etwa sechs Haften pro Kehlelement.

Die Biegekehlbleche des Herstellers sind übrigens beidseitig verwendbar. Eine Seite ist standardmäßig mit einem typischen Dachziegelrot beschichtet, die andere Seite ist dunkelbraun. Wie herum man das Blech verwendet, hängt davon ab, welche Seite farblich besser mit der vorhandenen Dacheindeckung harmoniert. Ein Standard-Kehlblech von Braas ist 1,6 m lang und 0,5 m breit, in der Regel benötigt man also mehrere Bleche, um Dachkehle abzudecken. Die einzelnen Elemente werden so verlegt, dass sie sich untereinander 10 bis 16 cm überdecken.

Unterkonstruktion

Kehlsattelband ist ideal zum Abdichten der Schnittkante zweier aufeinander zulaufender Kehlen. Foto: Braas

Kehlsattelband ist ideal zum Abdichten der Schnittkante zweier aufeinander zulaufender Kehlen. Foto: Braas

Die direkte Unterkonstruktion von wasserführenden Kehlrinnen besteht aus parallel zum Dachfirst verlaufenden Traglatten wie sie auch unterhalb der normalen Dacheindeckung üblich sind. Diese Querlattung selbst wird bei Dachstühlen aus Holz oft auf einem dicken Kehlsparren befestigt. Alternativ kann auch eine Dachschalung aus Holzbrettern, die man von außen auf die Dachsparren nagelt, als Unterlage dienen – falls das Dach über eine solche Zusatzmaßnahmen für die Regensicherheit verfügt.

Zusätzlich zu den Traglatten, die von den aufeinandertreffenden Dachflächen ohnehin auf die Kehle zulaufen, sind im Kehlbereich oftmals noch zusätzliche Stützlatten erforderlich. Als Dachdecker-Regel gilt hier, dass der Abstand zwischen den Traglatten weniger als 13 cm betragen sollte. Dies ist erforderlich, um die notwendige Stabilität auch dann zu gewährleisten, wenn der Kehlbereich mal begangen werden muss.


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Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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