RM Rudolf Müller
Calostat-Pads eignen sich als schlanke, nicht brennbare Kellerdeckendämmungen.  Alle Fotos: Evonik

Calostat-Pads eignen sich als schlanke, nicht brennbare Kellerdeckendämmungen.  Alle Fotos: Evonik

Dämmstoffe
08. Februar 2022 | Artikel teilen Artikel teilen

Calostat in Glasgewebe

Über den 2015 neu eingeführten, aus mineralischem Siliciumdioxid hergestellten Dämmstoff Calostat haben wir auf BaustoffWissen schon einmal im Beitrag „Was ist Calostat?“ informiert. Doch mittlerweile hat Hersteller Evonik die Produktfamilie deutlich erweitert. Zuletzt kam 2021 mit dem „Calostat-Pad“ eine in Glasgewebe eingehüllte Dämmplattenversion auf den Markt.

Bei Calostat handelt es sich um stabile, hochdämmende Platten mit einer Wärmeleitfähigkeit von nur 0,019 W/mK. Das Essener Spezialchemie-Unternehmen Evonik stellt das Material aus Siliciumdioxid her, einem mineralischen Rohstoff, der in der Natur reichlich vorhanden ist. Er steckt zum Beispiel in Quarzsand. Zur Herstellung von Calostat wird das Siliciumdioxid per Schmelze in poröse Kieselsäure umgewandelt. Diese wird anschließend zusammen mit Verstärkungsfasern sowie einem Trübungsmittel zu Platten verpresst, die der Hersteller zudem hydrophob (wasserabweisend) ausrüstet.

Überzeugende Eigenschaften

Calostat ist nicht brennbar (Baustoffklasse A2 nach DIN EN 13501-1) und auf natürliche Weise schimmelresistent, zugleich aber dampfdiffusionsoffen. Trotz der sehr niedrigen Wärmeleitfähigkeit verfügt das Material über eine erstaunlich hohe Rohdichte (155 bis 195 kg/m3) und bietet daher auch einen relativ guten Schallschutz. Nach Angaben des Herstellers dünstet das Material keine Schadstoffe aus, ist zudem langlebig und lässt sich vollständig recyceln.

Reine Calostat-Platten eignen sich unter anderem zur Steil- und Flachdachdämmung, für die Deckendämmung im Keller- und Tiefgaragenbereich, für die Innendämmung von Außenwänden sowie als Kerndämmung für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF). Auch als Bestandteil vorgefertigter Fassaden-Sandwichelemente im Objektbereich werden sie bereits verwendet (Elemente „CT Paneel“ und „CT Paneel Multi“).

Pad mit Glasgewebe

Die mit Glasfasergewebe umhüllten „Pads“ sind in vier Dicken von 20 bis 50 mm erhältlich.

Die mit Glasfasergewebe umhüllten „Pads“ sind in vier Dicken von 20 bis 50 mm erhältlich.

Das 2021 eingeführte Calostat-Pad hat Evonik unter anderem als Kerndämmung für vorgehängte hinterlüftete Fassaden und Bauelemente, aber auch für Flachdächer und Terrassen sowie für Kellerdecken und Tiefgaragen entwickelt. Bei dem Produkt handelt es sich um ein Verbundelement mit einer herkömmlichen Calostat-Platte im Kern, eingenäht und verpresst in ein Glasgewebe. Das Glasgewebe schützt nach Herstellerangaben den Kern und soll Transport, Handling sowie Befestigung vereinfachen.

Die vom Deutschen Institut für Bautechnik  bauaufsichtlich zugelassenen Pads verfügen genauso wie pures Calostat über eine Wärmeleitfähigkeit von nur 0,019 W/mK. Zudem sind sie ebenfalls nicht brennbar und können recycelt werden. „Mit Calostat Pad sind schlanke, sichere und nachhaltige Dämmungen möglich“, sagt Frank Gmach, Marketingleiter für Wärmedämmung bei Creavis – der strategischen Innovationseinheit im Evonik-Konzern. „Durch das neue Glasgewebe können die Hochleistungsdämmplatten noch einfacher montiert werden.“

Die Befestigung der Glasgewebe-umhüllten Dämmplatten auf den jeweiligen Untergründen erfolgt mechanisch mithilfe metallischer Befestigungsmittel. Die Pads werden in vier unterschiedlichen Dicken angeboten – von 20 bis 50 mm. Das Glasfasergewebe, in das der Dämmkern mithilfe eines Glasfaserfadens eingenäht wird, hat in allen Varianten dieselbe Stärke von nur 0,2 mm. Die unterschiedlichen Dicken beziehen sich also auf den Dämmstoff. Je dicker dieser ist, umso besser ist natürlich die Dämmleistung des Gesamtprodukts.

Calostat-Pads kamen erst kürzlich als nicht brennbare Kellerdeckendämmung im Londoner Wolkenkratzer-Neubau „One Nine Elms Street“ zum Einsatz (siehe Foto ganz oben). Dieses Großobjekt soll 2022 fertiggestellt werden und dann 494 Wohneinheiten sowie ein Luxushotel in zwei Wohntürmen bieten. Der größere der beiden Türme soll 58 Stockwerke umfassen und insgesamt fast 200 Meter in den Himmel der britischen Metropole ragen.

Praktische Sandwichplatten

Verschiedene Calostat-Platten – „pur“ und als Sandwichvariante.

Verschiedene Calostat-Platten – „pur“ und als Sandwichvariante.

Bereits seit 2018 bietet Evonik auch verschiedene Sandwichplatten an, die aus Calostat und ein- oder beidseitigen Deckschichten bestehen. Dafür verwendet der Hersteller entweder spezielle Mineralwolle oder Glasvlies sowie bei einigen Produkten auch eine Kombination aus beidem.

Für die exzellente Dämmleistung dieser Sandwichplatten sorgt der Hochleistungsdämmstoff im Kern. Die Deckschichten dämmen zwar auch, aber weitaus schlechter. Innerhalb dieser Sandwichkonstruktionen liegt ihre Aufgabe mehr darin, die Platten robuster zu machen und dafür zu sorgen, dass man sie leichter befestigen kann. Und nicht zuletzt haben die Mineralwolle- beziehungsweise Glasvliesoberflächen den Vorteil, dass man die Dämmplatten nach der Montage auch noch verputzen kann.

Die verschiedenen Sandwichlagen werden übrigens mechanisch miteinander verbunden. Dies geschieht mithilfe des so genannten „Tufting“ (vom englischen „to tuft“: mit Büscheln verzieren) – einem Verfahren, das auch bei der Herstellung von Teppichböden eingesetzt wird. So entsteht eine feste Garnverbindung, die den großen Vorteil hat, dass sie sich zu einem späteren Zeitpunkt problemlos wieder lösen lässt. Calostat-Sandwichplatten lassen sich nach dem Gebrauch also wieder schadensfrei und sortenrein in ihre Grundbestandteile zerlegen. Das begünstigt die spätere stoffliche Wiederverwertung und entspricht der Philosophie des Cradle-to-Cradle.

Evonik empfiehlt die nicht brennbaren Sandwichplatten insbesondere als schlanke Dämmalternative für Gebäudebereiche, wo der Platz knapp ist, also zum Beispiel an Engstellen hinter Rollladen- und Raffstorekästen, hinter Regenfallrohren, an Dachgauben oder auch als Kerndämmung bei zweischaligem Mauerwerk beziehungsweise bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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