
Zum Verkleben leichter Hartschaumplatten genügt PU-Schaumkleber aus der Dose. Foto: www.pu-schaum.center
PU-Schaum für WDVS
Mehr als die Hälfte aller neu installierten Wärmedämm-Verbundsysteme werden in Deutschland mit expandiertem Polystyrol ausgeführt. Zu den Vorteilen von EPS zählt, neben dem relativ günstigen Preis, dass sich die leichten Hartschaumplatten einfach und zeitsparend an der Fassade befestigen lassen. Es genügt PU-Schaumkleber aus der Dose. Was dabei zu beachten ist, erläutert der folgende Beitrag.
Dämmstoffplatten in Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) bestehen meist aus expandiertem Polystyrol (EPS) – landläufig auch als „Styropor“ bezeichnet – oder aus Mineralwolle. Während man herkömmliche Mineralwolle-Platten nicht nur kleben, sondern zusätzlich auch mit WDVS-Dübeln an der Fassade befestigen muss, genügt bei EPS in vielen Fällen das einfache Verkleben. Das gilt zumindest für normal dicke Dämmstoffpakete bei Gebäuden in nicht allzu windigen Gegenden (Windlastzonen 1–3).
Der Verzicht auf Dübel setzt zudem einen ebenen, tragfähigen Untergrund voraus. Im Neubau ist das die Regel, bei Sanierungsobjekten dagegen können unter Umständen auch bei EPS-Platten Tellerdübel notwendig werden. Wenn es die Rahmenbedingungen zulassen, die Platten nur zu kleben, dann ist das natürlich preisgünstiger. Außerdem vermeidet man von vorneherein mögliche Wärmebrücken durch Dübel.
Zeitsparende Mörtel-Alternative

Auch größere Hohlräume und Fugen lassen sich mit dem Schaum abdichten. Foto: PDR
Wenn klar ist, dass die EPS-Platten nur geklebt und nicht gedübelt werden müssen, stellt sich die Frage, welcher Kleber zum Einsatz kommen soll. Der Verarbeiter kann herkömmlichen Klebemörtel verwenden, er kann aber auch einkomponentigen PU-Schaum verwenden. Dieses auch als Bau- oder Montageschaum bekannte Material hat den Vorteil, dass es per Knopfdruck gebrauchsfertig aus der Dose kommt und nicht –wie Mörtel – vorab noch angerührt werden muss. Anwender sparen hier also bereits Zeit.
PU-Klebeschaum hat darüber hinaus aber noch den weiteren großen Vorteil, dass er schnell trocknet. Bereits nach zwei bis drei Stunden lassen sich die verklebten EPS-Platten mit Armierung und Fassadenputz endbeschichten. Beim Kleben mit einem zementbasierten Mörtel dagegen sind zunächst drei bis vier Tage Trocknungszeit einzuplanen, bevor die Arbeit am WDVS weitergehen kann.
Auch wenn es für die Gesamtbilanz eines WDVS vielleicht nicht entscheidend ist, soll nicht unerwähnt bleiben, dass mit PU-Schaum ein Kleber zum Einsatz kommt, der auch selbst gut dämmt. In vielen Baubereichen kommt er ja auch tatsächlich als Dämmstoff zum Einsatz – etwa beim Ausschäumen von Rollladenkästen.
WDVS-Zulassung beachten!
Gerade haben wir von maximaler Flexibilität bei der Kleberauswahl gesprochen, doch nun folgt eine wichtige Einschränkung. Wir reden hier schließlich über den Kleber für ein WDVS – also für ein Systemprodukt, für das der Anbieter eine bauaufsichtliche Zulassung beantragen musste. „System“ bedeutet unter anderem, dass die einzelnen Schichten des WDVS nur aus solchen Einzelkomponenten bestehen dürfen, die für das jeweilige Gesamtsystem zugelassen sind. Das betrifft auch den Dämmstoffkleber.
Der Verarbeiter darf also nur solche Kleber verwenden, die vom WDVS-Anbieter für das jeweilige System zugelassen sind. Ob ein WDVS den Einsatz von PU-Schaum erlaubt, ist der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung/allgemeinen Bauartgenehmigung des jeweiligen Systems zu entnehmen. In diesem Dokument steht in der Regel ganz konkret, welche Klebertypen welcher Hersteller für das jeweilige System zugelassen sind. Die entsprechenden Infos findet man – außer auf den Websites der WDVS-Anbieter – auch auf der Website des Deutschen Instituts für Bautechnik (Direktlink hier).
Gering expandierende 1K-Schäume

Zur Verfüllung offener Stoßfugen ist PU-Schaum die erste Wahl. Foto: PDR
Zum Kleben von EPS-Platten in WDV-Systemen kommen in der Regel minimal expandierende Bauschäume zum Einsatz. Warum das so ist, erklärt das PU-Schaum-Infocenter wie folgt: „Wenn der Schaum sich nach der Montage noch stark ausdehnt, können sich die angebrachten Platten verschieben. Expandiert der Schaum dagegen kaum, bleiben sie genau dort, wo sie hingehören“.
PU-Schaum aus der Dose wird – je nach Anwendungszweck – mit unterschiedlichen Rezepturen angeboten, Hauptbestandteil ist aber immer Polyurethan. Aus diesem Kunststoff stellt man auch feste Polyurethan-Hartschaumplatten her, bei der Schaumvariante wird er dagegen in flüssiger Form verwendet. Erst nach dem Verspritzen auf der Baustelle – also außerhalb der Dose – quillt das Material nämlich zu Schaum auf.
Etwa 80 % aller am Markt erhältlichen PU-Schäume sind fertig gemischte Produkte, die als „1-K“-Dosen verkauft werden. Daneben gibt es auch zweikomponentige Produkte, zu denen neben dem eigentlichen PU-Schaum noch ein zusätzlicher Härter gehört. Die Härterkomponente befindet sich in derselben Dose – aber in einem separaten Bereich – und muss vor dem Gebrauch aktiviert werden.
Wie man sich denken kann, sind diese 2-K-Schäume nach der Aushärtung fester als die 1-K-Variante. Und sie schäumen stärker auf, liefern also ein größeres Schaumvolumen. 2-K-Schaum kommt daher häufig zur Verfüllung von schwer zugänglichen Hohlräumen zum Einsatz – zum Beispiel bei der Hinterfüllung von Türzargen. Zum Kleben von EPS-Dämmplatten in WDVS verwendet man dagegen gering expandierende 1K-Dosen.
Verarbeitungshinweise beachten
Hat man einen geeigneten, für das zu verarbeitende WDVS zugelassenen PU-Schaum besorgt, sollte man zunächst einen Blick in die Verarbeitungshinweise des Produkts werfen. Nach Angaben des PU-Schaum-Infocenters empfehlen die meisten Hersteller, zunächst ein geschlossenes Viereck an den Rändern der Plattenrückseiten zu schäumen. Anschließend kommt in dieses Viereck noch ein großes „W“ aus PU-Schaum. Dadurch sind etwa 40 % der Platte mit Kleber bedeckt, nachdem sie an der Wand angedrückt wurde. Einige Anbieter raten bei ihren Produkten aber auch zu anderen Schaum-Verteilungen auf der Platte.
Damit der Schaum richtig ausreagieren kann, sollte die Außentemperatur während der Verarbeitung nicht unter 5 °C liegen. Das PU-Schaum-Infocenter empfiehlt zudem, den Schaum oder die zu beklebende Fläche leicht anzufeuchten. Dadurch härtet der Schaum besser aus. Nach dem Auftragen des Klebers auf die Dämmplatte soll man etwa eine Minute warten, bevor man diese an die Fassade drückt. Erst dann ist der Schaum stabil genug für den Klebevorgang.
Nach dem Andrücken der Platte auf dem Untergrund, hat man nur noch wenige Minuten Zeit, um diese gegebenenfalls noch einmal zu verschieben. Wie oben bereits erwähnt, kann der Verarbeiter dann bereits nach zwei bis drei Stunden die nächste WDVS-Schicht aufbringen.
Verfüllung von Stoßfugen
Übrigens verwendet man PU-Schaum in WDV-Systemen nicht nur zum Verkleben von EPS-Platten, sondern auch zur Verfüllung offener Stoßfugen an der Dämmstoffoberfläche. Dazu schreibt das PU-Schaum-Infocenter auf seiner Website:
„Damit in der Fassade keine Wärmebrücken entstehen, muss der Handwerker die Dämmplatten exakt und press gestoßen verlegen. Doch auch bei sehr sorgfältiger Arbeitsweise wird es nicht immer zu vermeiden sein, dass Fugen entstehen. Diese müssen nachträglich sorgfältig verfüllt werden, damit der Vollwärmeschutz seinem Namen alle Ehre machen kann. Auf keinen Fall darf Klebemörtel für die Verfüllung verwendet werden, weil dadurch eine Wärmebrücke entsteht. Stattdessen werden bei größeren Abständen Polystyrolstreifen passend zugeschnitten und in die Fuge gesetzt. Kleinere werden mit PU-Schaum gedämmt. Auch dieser muss vom Systemhersteller für diese Anwendung freigegeben sein“.
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