
Für die Aufsparrendämmung ist eine diffusionsoffene Verbundstoffmatte notwendig. Foto: Finck & Co
Wärmereflektierende Dämmung
Dämmen mit dünnen Folien? Mit einer Innovation, die ein Krefelder Unternehmen vor ein paar Jahren auf den Markt gebracht hat, ist das offenbar möglich. Anders als bei konventionellen Dämmstoffen erfolgt der Wärmeschutz hier vor allem über die Reflexion von Wärmestrahlung.
Bei der Isolationsfolie ISUM MF 14 handelt es sich um eine patentierte Verbundstoffmatte für Anwendungen in den Bereichen Dach, Wand und Boden/Decke, die zwar aus 14 Lagen besteht, insgesamt aber trotzdem nur 11,4 mm dick ist. Auf den Markt gebracht hat sie vor acht Jahren das Unternehmen Finck & Co Papier- und Folienwerk aus Krefeld. Das Produkt ist vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) bauaufsichtlich zugelassen. Im deutschen Baustoff-Fachhandel sind die ISUM-Matten bei den Konzernen Raab Karcher und WeGo Systembaustoffe gelistet.
Schichtaufbau
Die Matten haben einen durchaus komplexen Aufbau. Die beiden Außenseiten bestehen jeweils aus einer gewebeverstärkten und mit Aluminium beschichteten Polyesterfolie, die über infrarotreflektierende Eigenschaften verfügt. Zwischen diesen Decklagen befinden sich vier weitere, beidseitig metallisierte Polyesterfolien, getrennt durch zwei Polyestervliese sowie insgesamt sechs Schichten aus Polyethylen-Weichschaumstoff.
Trotz der geringen Gesamtstärke erreicht die Verbundstoffmatte eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,024 W/mK (Bemessungswert), was in Sachen Dämmleistung im Bereich von Polyurethan-Hartschaum liegt. Wobei der Begriff Wärmeleitfähigkeit in diesem Zusammenhang eigentlich nicht ganz korrekt ist, da diese Kenngröße ja für eine Stoffeigenschaft steht und ausdrückt, wie schnell sich Wärmeenergie mittels Wärmeleitung durch einen homogenen Stoff hindurch ausbreitet. Bei ISUM handelt es sich aber um eine Verbundstoffmatte aus verschiedenen Materialien, und die Wärmeschutzfunktion basiert hier zu großen Teilen auf dem Prinzip der Wärmereflexion. Deshalb spricht man bei Finck & Co auch nicht von der Wärmeleitfähigkeit 0,024 W/mK, sondern bezeichnet den Wert als „Äquivalent zu Lamda λ“.
Leicht und platzsparend

Im Innenbereich kommt ISUM MF 14 auch an Wand und Decke zum Einsatz. Foto: Finck & Co
Der innovative Folienverbund ist also hoch dämmend und zugleich sehr platzsparend. Das hat insbesondere Vorteile, wenn er als Innendämmung an Wänden und Decken/Böden oder als Untersparrendämmung im Dachraum zum Einsatz kommt. Da ISUM M14 nur rund einen Zentimeter stark ist, geht so gut wie kein Wohnraum verloren. Kein Wunder, dass Finck & Co das Produkt bereits erfolgreich an Anbieter von Tiny Houses (Mikrohäuser) und Modulhäusern vertreibt. Aber auch der Einsatz in herkömmlichen Wohnhäusern oder Objektbauten ist natürlich möglich.
Das geringe Gewicht und die Angebotsform als Rollenware bieten ebenfalls Vorteile – vor allem bei Transport, Lagerung und Verarbeitung sowie in manchen Fällen auch aus baustatischen Gründen. Eine aufgerollte MF-14-Bahn wiegt nur etwa 6 kg, man kann mit ihr aber bis zu 12 m² dämmen.
Nach Angaben von Finck & Co ersetzt die 11,4 mm dicke ISUM-Matte 120 mm eines konventionellen Mineralwolle-Dämmstoffs der Wärmeleitgruppe 040. Wobei „ersetzen“ nicht immer verdrängen bedeutet. In vielen Fällen kommt das Produkt nämlich als „Zusatzdämmstoff“ neben traditionellen Dämmstoffen zum Einsatz. Das gilt etwa dann, wenn die Dämmanforderungen an ein Bauteil mit 120 mm Mineralwolle beziehungsweise einer ISUM-Matte allein gar nicht erfüllt werden können. In jedem Fall hilft ISUM traditionelle Dämmstoffdicken zu reduzieren und damit Raumverluste zu minimieren.
Infrarotreflektierende Oberfläche
Die hohe Dämmwirkung von ISUM wird vor allem durch die infrarotreflektierenden Oberflächen erreicht. Nach Herstellerangaben werden dadurch bis zu 96 % der auf das Material treffenden Wärmestrahlen reflektiert. Finck & Co sagt: Was reflektiert wird, braucht nicht gedämmt zu werden. Aus diesem Grund bieten die Matten trotz geringer Materialstärke eine hohe Wärmedämmung.
Die wärmereflektierende Wirkung der Verbundstoffmatten trägt dazu bei, dass sich ein Gebäude im Winter langsamer abkühlt beziehungsweise schneller aufheizen lässt, da weniger Wärmestrahlung nach draußen abfließt. Im Sommer sind die Innenräume zudem besser vor der äußeren Sonnenwärme geschützt. Zugleich haben die infrarotreflektierenden Oberflächen auch eine gewisse Abschirmwirkung gegen Elektrosmog.
Wichtig: Für alle Anwendungsbereiche (Dach, Wand, Boden/Decke) gilt, dass der Foliendämmstoff stets mit einem Mindestabstand von 25 mm zu angrenzenden Bauteilen verlegt werden muss. Diese beidseitige Luftschicht ist Voraussetzung dafür, dass der Wärmereflexionsgrad von 96 % erreicht werden kann.
In der Praxis wird dies durch Abstandslatten realisiert. Der Verarbeiter verlegt ISUM also auf einer Unterkonstruktion aus Holzlatten und montiert anschließend Konterlatten auf dem Dämmstoff. Die Konterlatten dienen zugleich als Unterkonstruktion für die abschließende Verkleidung – zum Beispiel Gipskartonplatten bei Innendämmungen oder die Dachziegel bei Aufsparrendämmungen.
Anwendungsbereiche

Für die beiden Produktvarianten gibt es vielfältige Einsatzbereiche. Foto: Finck & Co
Wird die Verbundstoffmatte als Aufsparrendämmung verwendet, muss übrigens die diffusionsoffene Produktvariante ISUM MF 14 M zum Einsatz kommen. Sie ist durchlässig für Wasserdampf, wird wie eine Unterspannbahn verlegt und ersetzt diese auch. Auf der Innenseite der Dachsparren verwendet man dagegen die diffusionsdichte Matte ISUM MF 14. Sie dient dort als zusätzliche Untersparrendämmung und ersetzt zugleich eine Dampfsperre. Zusätzlich zu ISUM verwendet man im Dachbereich normalerweise auch noch eine konventionelle Zwischensparrendämmung.
Ein weiterer typischer Einsatzbereich der Folienmatten ist die Innendämmung von Außenwänden. An der Hausfassade ist zudem die Verwendung unterhalb der Bekleidung von vorgehängten hinterlüfteten Fassaden (VHF) möglich. Für Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) eignet sich die Technologie dagegen nicht, da hier das Prinzip der Luftschichten nicht einzuhalten wäre.
Gut geeignet ist das Produkt dagegen zur Dämmung des Dachgeschossbodens (von oben) beziehungsweise der obersten Geschossdecke (von unten) sowie ferner zur Dämmung von Geschossdecken und Kellerdecken (von unten). Für alle Anwendungsbereiche gilt, dass ISUM häufig als Zusatzdämmstoff mit konventionellen Dämmstoffen kombiniert wird, sofern die Wärmeschutzanforderungen an das jeweilige Bauteil dies erforderlich machen.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
Welche Dämmstoffe schonen die Umwelt langfristig am besten: Synthetische Kunststoff-Hartschaumplatten aus Erdöl, Produkte auf mineralischer Basis wie Stein- und Glaswolle...
mehr »
Im Jahr 2013 wurde auf der Branchenmesse BAU in München erstmals ein neuer Dämmstoff mit dem Markennamen „Calostat“ vorgestellt. Heute...
mehr »
Schaumglas-Dämmstoffe bestehen zu großen Teilen aus Altglas. Als loses Schüttgut wird das dunkelgraue Material zum Beispiel zur Hausdämmung unterhalb der...
mehr »