RM Rudolf Müller
Fertigung eines Solarstromspeichers beim Hersteller Varta. Foto: Varta Storage GmbH

Fertigung eines Solarstromspeichers beim Hersteller Varta. Foto: Varta Storage GmbH

Energetisches Bauen
06. Dezember 2016 | Artikel teilen Artikel teilen

Photovoltaikanlagen: Durchbruch bei Solarspeichern?

Solarstrom aus Photovoltaikanlagen zu speichern, ist grundsätzlich eine gute Idee – auch bei kleinen Eigenheimanlagen. Bis vor kurzem waren die verfügbaren Batteriespeicher aber noch sehr teuer. Doch mittlerweile ist der Markt in Bewegung geraten. 2015 wurde in Deutschland bereits nahezu jede zweite kleine Photovoltaikanlage gemeinsam mit einem Speichersystem verbaut.

„Wir rechnen mit einer weiter stark anziehenden Nachfrage“, so Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar), im Februar 2016. „Die Kosten für Heimspeicher sind inzwischen so stark gesunken, dass sie für jeden Eigenheimer erschwinglich werden.“ Das mag etwas übertrieben sein. Fakt ist aber, dass der Markt für Batteriespeicher seit einigen Jahren in Bewegung ist und sich immer mehr Unternehmen mit dem Thema beschäftigen. Nicht zuletzt in der Automobilbranche: Stichwort Batterien für Elektroautos. Der Wettbewerb in der Branche nimmt also zu und wird auch bei Solarspeichern für Photovoltaikanlagen die Preise weiter sinken lassen.

Förderung durch die KfW-Bank

Hinzu kommt, dass für die Technologie auch in den nächsten Jahren Fördergelder bereitstehen. Ein erstes Marktanreizprogramm lief von 2013 bis 2015. Mit Erfolg: 19.000 Haushalte nutzten in dieser Zeit die Zuschüsse der KfW-Bank zur Anschaffung eines Batteriespeichers für die Photovoltaikanlage ihres Eigenheims. Insgesamt wurden in Deutschland zwischen 2013 und 2015 etwa 34.000 dezentrale Solarstromspeicher angeschlossen – schätzt das Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe der RWTH Aachen.

Im März 2016 wurde ein zweites Förderprogramm für Solar-Batteriespeicher aufgelegt. Es gilt für Anlagen bis 30 Kilowatt Leistung, die nach dem 31. Dezember 2012 errichtet wurden. Die Förderung umfasst einen zinsgünstigen Kredit der staatlichen Förderbank KfW sowie einen Tilgungszuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss. Die Höhe dieses Tilgungszuschusses ist unter anderem vom Preis des Speichers sowie der Leistung der Solarstrom-Anlage abhängig. Außerdem sinkt die Förderung mit der Zeit. Bis zum 30. Juni 2016 betrug der Zuschuss noch 25 Prozent der förderfähigen Kosten, danach sank er erstmals um drei Prozent. So geht es weiter in halbjährlichen Stufen, bis die Förderung ab dem zweiten Halbjahr 2018 nur noch für zehn Prozent der förderfähigen Kosten gilt.

Das zweite Förderprogramm für Solar-Batteriespeicher wurde in den ersten Monaten offenbar stark nachgefragt. Ab Oktober 2016 konnten nämlich vorübergehend keine Tilgungszuschüsse mehr bewilligt werden, weil die für das Jahr 2016 bereitgestellten Mittel bereits ausgeschöpft waren. Ab Januar 2017 soll die Förderung aber wieder in der bekannten Form weiterlaufen.

Sinkende Speicherpreise

Mit der grundsätzlichen Frage, ob sich Solarstrom aus kleineren Photovoltaikanlagen effektiv speichern lässt, haben wir uns schon 2013 ausführlich in einem Beitrag beschäftigt, den ihr hier noch einmal nachlesen könnt. Schon damals war ein Ergebnis, dass die Stromspeicherung mithilfe von Solarbatterien – auch Solarakkus genannt – technisch problemlos möglich ist. Allerdings lohnte sich die Investition in derartige Akkus lange Zeit nicht wirklich. Einerseits war ihr Anschaffungspreis zu hoch und andererseits schnitten Hausbesitzer mit Photovoltaikanlage finanziell in der Regel viel besser ab, wenn sie überschüssigen Solarstrom, den sie in ihrem Haus nicht sofort selbst verbrauchen konnten, ins öffentliche Stromnetz einspeisten, anstatt ihn für einen späteren Eigenbedarf im Gebäude zu speichern.

Doch mittlerweile haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Die Preise für Lithium­-Ionen­-Batterien sind zuletzt stark gesunken – um etwa 18 Prozent pro Jahr. Diese Zahl findet sich im Jahresbericht Speicher-Monitoring 2016 des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Forschungsvorhabens „Wissenschaftliches Mess­ und Evaluierungsprogramm Solarstromspeicher“. Im Rahmen dieses Forschungsprogramms untersucht das Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe der RWTH Aachen die Entwicklung des Solarspeichermarktes in Deutschland. Grundlage sind Erhebungen unter Hausbesitzern, die das oben genannte KfW-Förderprogramm in Anspruch genommen haben.

Von Blei-Säure zu Lithium-Ionen

Der Jahresbericht Speicher-Monitoring verdeutlicht, wie rasend schnell Lithium-Ionen-Akkus in den letzten Jahren zum Stand der Technik geworden sind. Noch Mitte 2014 machten Speichersysteme mit Bleibatterien rund die Hälfte des Marktvolumens aus, doch kurz darauf wurden sie fast vollständig vom Markt verdrängt.

Im letzten Quartal 2015 basierten bereits über 90 Prozent der neu installierten Speichersysteme auf den leistungsfähigeren Lithium­-Ionen-Batterien. Diese haben nach Angaben der Hersteller den Vorteil einer langen Lebensdauer von mindestens 20 Jahren. Wenn dies zutrifft, würden sie in der Regel mehr als doppelt so lange halten wie die früheren Blei-Säure-Akkus. Und mittlerweile sind sie eben auch preislich erschwinglich geworden. Ob die prognostizierte lange Lebensdauer tatsächlich zutrifft, wird man allerdings erst in einigen Jahrzehnten mit Sicherheit sagen können.

Eigenbedarf statt Netzeinspeisung

Photovoltaikanlagen-Besitzer können mit Solarspeichern ihren Strombezug aus dem öffentlichen Netz deutlich senken.

Photovoltaikanlagen-Besitzer können mit Solarspeichern ihren Strombezug aus dem öffentlichen Netz deutlich senken.

Doch nicht nur sinkende Speicherpreise haben dafür gesorgt, dass die Eigennutzung von selbst erzeugtem Solarstrom für Hausbesitzer immer attraktiver wird. Hinzu kommt, dass sich die Einspeisung von überschüssigem Strom ins öffentliche Netz für viele Besitzer von Photovoltaikanlagen heute kaum noch lohnt. Solange das alte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus dem Jahr 2000 galt, garantierte der Staat den Besitzern von Photovoltaikanlagen für einen Zeitraum von 20 Jahren die Abnahme des nicht selbst verbrauchten Stroms zu einem relativ hohen, festen Vergütungssatz. Doch in diesem Punkt wurde das EEG mittlerweile geändert.

Private Hausbesitzer, die heute eine Photovoltaikanlage neu installieren, erhalten nach dem EEG eine deutlich niedrigere Einspeisungsvergütung. Deshalb lohnt es sich für diese Hausbesitzer kaum noch, den selbst produzierten Strom zu verkaufen. Stattdessen ist es lukrativer geworden, mit Solartechnik Strom für den Eigenbedarf zu produzieren. Denn mittlerweile ist der Bezug von Strom aus dem öffentlichen Netz deutlich teurer als die Nutzung des Sonnenstroms vom eigenen Dach.

Die gesunkenen Einspeisungsvergütungen und der allgemein gestiegene Strompreis haben den Eigenverbrauch von lokal erzeugtem Solarstrom also deutlich attraktiver gemacht. Der Eigenverbrauch lässt sich aber nur ausweiten, wenn sich der Solarstrom im Gebäude speichern lässt.


Mehr zum Thema Erneuerbare Energien findest du hier


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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