
Wohngebäude aus Poroton-Ziegeln sparen mehr Energie als sie graue Energie verbrauchen. Foto: Poroton/Thomas Drexel
Mehr Grün als Grau
Der Mauerziegel-Hersteller Deutsche Poroton hat in einer Studie ermitteln lassen, wie groß der Einfluss der so genannten grauen Energie auf die Energiebilanz von monolithischen Außenwandkonstruktionen aus hochwärmedämmenden Ziegeln ist. Ergebnis: Vor allem aufgrund der sehr langen Nutzungsphase von monolithisch errichteten Ziegelgebäuden überwiegt die Energieeinsparung im Betrieb deutlich den Energieaufwand der Grauen Energie.
Unter der grauen Energie für ein Gebäude versteht man die Energiemenge, die insgesamt aufgebracht werden muss, bis die Baumaterialien ihren festen Platz im Gebäude „gefunden“ haben. Dazu gehört die Energie für Aktivitäten wie Herstellung, Lagerung, Transport und Verarbeitung der Baustoffe. Außerdem wird auch die Energie, die künftig einmal für die Entsorgung der Materialien fällig wird, zur grauen Energie gerechnet.
Die im Gebäudeenergiegesetz (GEG) gebündelten energetischen Anforderungen an Neubauten haben dazu geführt, dass der Energiebedarf während der Nutzungsphase mittlerweile stark reduziert werden konnte. Bis zur ersten Wärmeschutzverordnung von 1984 lag der mittlere Endenergiebedarf von Neubauten noch bei über 200 kWh/(m²·a). Nach Angaben von Poroton sind es bei heutigen Neubauten oft bereits unter 40 kWh/(m²·a). Vor allem dafür verantwortlich ist der markante Rückgang der Transmissionswärmeverluste über die Gebäudehülle, ausgelöst durch Fassadendämmungen oder Außenwände mit hochwärmedämmenden Mauerwerksteinen.
Graue Energie verstärkt im Fokus

Die Studie wurde unter Leitung von Prof. Andreas Holm vom FIW München erstellt. Foto: LRZ/Bernd Mehlau
Der beeindruckende Erfolg bei der Senkung des Energieverbrauchs in der Nutzung rückt die sogenannte graue Energie heute verstärkt in den Fokus. In den letzten Jahren wurde intensiv diskutiert, ob ein noch weiter verbesserter Wärmeschutz eventuell mehr graue Energie benötigt als später in der Nutzungsphase überhaupt noch an Betriebsenergie eingespart werden kann. Dieser Prüfung müssen sich Baustoffe heute stellen.
Die Deutsche Poroton hat deshalb das Forschungsinstitut für Wärmeschutz e. V. (FIW) und das Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden (ITG) mit einer Untersuchung zur „Gesamtenergetischen Nachhaltigkeitsbewertung von Poroton-Mehrfamilienhäusern im Niedrigstenergiegebäudestandard“ beauftragt. Die im April dieses Jahres veröffentlichte Studie steht hier als kostenloses PDF zum Download bereit.
Herzstück der Studie ist eine Ökobilanzierung über den gesamten Lebenszyklus für ein realitätsnahes Typenhaus in Massivbauweise der Arge Kiel. Die Außenwände bestehen aus einer monolithischen Konstruktion perlitgefüllter Ziegel, wodurch keine zusätzlichen Dämmschichten erforderlich sind. Für dieses Gebäude wurde die Ökobilanz mit drei verschiedenen energetischen Niveaus (GEG, Effizienzhaus 55 und Effizienzhaus 40) sowie sechs unterschiedlichen Haustechnikvarianten aufgestellt.
Wärmeschutz zahlt sich aus

Perlitgefüllte Mauerziegel ermöglichen monolithische Konstruktionen ohne zusätzliche Wärmedämmung. Foto: Deutsche Poroton
Aus der Studie geht unter anderem hervor, dass der Energiebedarf für den Betrieb deutlich größer ist als die graue Energie für die Errichtung des Gebäudes. Je nach berechneter Gebäudevariante benötigt der Betrieb 56 bis 75 % der gesamten Energie über den Lebenszyklus. Der Anteil der Poroton-Ziegel der Außenwände an der grauen Energie für die Gebäudeerstellung liegt in allen drei Varianten bei etwa 20 %.
Auffällig ist der große Anteil grauer Energie bei Innenbauteilen. Geschossdecken und Innenwände haben zusammen mit dem Keller einen etwa doppelt so großen Anteil wie die Außenwände. Ähnliches gilt für die Fenster, die im Vergleich zu ihrer Fläche den höchsten Anteil an grauer Energie unter allen Bauteilen benötigen. Durch die lange Nutzungszeit von Poroton-Ziegelkonstruktionen, weit über 80 Jahre, sind laut Studie dagegen jährliche Einsparungen an Primärenergie bis zu 14 % möglich.
Die Studie kommt zum Ergebnis, dass die im Betrieb realisierte Energieeinsparung durch Verwendung perlitgefüllter Ziegel für die Außenwand sich deutlich gegenüber den zusätzlichen Aufwendungen an grauer Energie auszahlt. Die graue Energie sollte berücksichtigt, aber nicht gegen einen guten Wärmeschutz ausgespielt werden, konstatieren die Forschenden unter Leitung von Prof. Andreas Holm.
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