
Der Putz „Elegant MRP“ eignet sich für Mauerwerk bis zu einem Durchfeuchtungsgrad von 95 %. Foto: MC-Bauchemie, Bottrop
Was ist Feuchteregulierungsputz?
Wenn Mauerwerk durch Feuchtigkeit und die vom Wasser mitgeführten Salze angegriffen wird, kann der Auftrag von Sanierputzen helfen. Zugleich sind im Handel auch so genannte Feuchteregulierungsputze erhältlich. Oder handelt es sich dabei vielleicht nur um eine andere Bezeichnung für Sanierputze? Keineswegs.
Über Sanierputze haben wir auf BaustoffWissen bereits im Beitrag „Was sind Sanierputze?“ informiert. Diese mehrschichtigen Putzsysteme zeichnen sich durch eine Schicht mit hoher Porosität und insgesamt durch hohe Wasserdampfdurchlässigkeit aus. Auf feuchtigkeits- und salzbelastetem Mauerwerk dient die porenreiche Lage gewissermaßen als „Opferschicht“. Aufgrund ihrer hohen Porosität speichert sie auskristallisierte Salze. Die Wasserdampfdurchlässigkeit von Sanierputzen begünstigt zudem die Austrocknung der Wand.
Das Problem der Salze

Feuchteregulierungsputze kommen zum Beispiel in Kellern und denkmalgeschützten Bauwerken zum Einsatz. Foto: MC-Bauchemie, Bottrop
Dringt Feuchtigkeit von außen in das Mauerwerk ein – zum Beispiel über das Erdreich –, dann führt das Wasser häufig gelöste Salze mit sich. Deshalb sind feuchte Wände oft durch Salzkristallausblühungen an der raumseitigen Oberfläche erkennbar. Leider handelt es sich hier in der Regel nicht nur um ein optisches Problem. Wenn das Wasser nämlich innerhalb des Mauerwerks verdunstet, kristallisiert das Salz – meist nahe der Innenwandoberfläche. Da das Volumen der Kristalle in vielen Fällen die engen Poren der Wandbeschichtung sprengt, kommt es zu Rissen und Abplatzungen bei den vorhandenen Putzen und Innenfarben.
Außerdem hat Salz noch andere problematische Eigenschaften. Einerseits wirkt es hygroskopisch. Es zieht also permanent weitere Feuchtigkeit aus der Umgebung des Mauerwerks an, zum Beispiel aus der Luft. Andererseits verengen Salzkristalle die Poren im Mauerwerk und behindern dadurch die natürliche Austrocknung.
So wirken Sanierputze
Sanierputzsysteme bestehen aus mehreren Schichten, wobei der so genannte Porengrundputz dank seiner großen Poren eine gute Salzeinlagerung ermöglicht. Das Salz verbleibt also im Grundputz und gelangt nicht an die Putzoberfläche. Dort entstehen daher auch keine hässlichen Salz- und Feuchteflecken. Allerdings spricht man nicht umsonst von einer Opferschicht. Bei starker Salzeinlagerung sind die Putzporen irgendwann verstopft, was zu Rissen und Abplatzungen führen kann. Dann muss der Sanierputz erneuert werden.
Auf den Salz speichernden Porengrundputz folgt beim Sanierputz eine deutlich dichtere Putzschicht, die zwar Wasserdampf durchlässt, aber kein flüssiges Wasser. Diese hydrophobe Schicht bewirkt zum einen, dass die Feuchtigkeit die Wand nur in Form von Wassersdampf verlassen kann. Das Wasser muss also schon innerhalb des Putzes verdunsten, nicht erst an dessen Oberfläche. Zum anderen verhindert die hydrophobe Oberflächenschicht, dass der Putz wie ein Schwamm wirkt und weitere Feuchtigkeit von außen ansaugt.
Regeln der Wasserdampfdiffusion
Der Entfeuchtungsprozess unterliegt natürlich immer den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten der Wasserdampfdiffusion. Daraus folgt unter anderem: Aus einer feuchten Wand entweicht überhaupt nur Wasserdampf, solange der Dampfdruck im angrenzenden Raum nicht zu hoch ist. Bei hoher Raumluftfeuchtigkeit nutzt auch der effektivste Sanierputz nichts. Der Wasserdampftransport aus der Wand in den Raum kommt dann zwangsläufig zum Erliegen, solange die Feuchtigkeit nicht durch Lüften abgeführt werden kann.
Zudem gilt: Sanierputze mögen das Austrocknungsverhalten der Wand verbessern, aber sie können das Problem nicht grundsätzlich lösen, solange die Ursachen der Durchfeuchtung nicht abgestellt sind. Vor Auftrag des Putzes gilt es daher herauszufinden, woher die Feuchtigkeit kommt und diese durch geeignete Abdichtungsmaßnahmen zu stoppen. Unter anderem ist es möglich, in bestehende Wände nachträgliche Mauerwerkssperren einzubauen.
FRP funktionieren anders

Bei Feuchteregulierungsputzen werden Feuchtigkeit und Salze an die Putzoberfläche durchgeleitet, ohne den Putz zu schädigen. Grafik: MC-Bauchemie, Bottrop
Soweit zu den Sanierputzen. Doch was sind nun Feuchteregulierungsputze? Jedenfalls nicht dasselbe wie Sanierputze, denn sie funktionieren völlig anders. Sie sind nämlich durchweg sehr porös, und sie haben eine hohe kapillare Leitfähigkeit, da sie neben Makroporen auch über viele durchgehende, kapillare Poren verfügen. Feuchteregulierungsputze (FRP) sind nicht hydrophob – auch nicht an der Putzoberfläche –, sondern lassen den Feuchtigkeitstransport überall zu, sowohl als Wasserdampf als auch in flüssiger Form.
Anders als Sanierputze werden die Putze nicht vorrangig verwendet, um Salze dauerhaft in einer Opferschicht einzulagern. Das bedeutet nicht, dass FRP gar keine Salzkristalle speichern würden. Aber insgesamt stehen sie eben für einen weitaus weniger gebremsten Feuchtetransport zwischen Mauerwerk und Raumluft – mitsamt der im Wasser gelösten Salze.
Dadurch werden die Putzporen viel weniger mit Salzkristallen verstopft – ein Umstand, der FRP in der Regel langlebiger als Sanierputze macht. Die Salzkristalle fallen stattdessen an der Putzoberfläche aus, wo die Feuchtigkeit zugleich verdunstet. Das getrocknete Salz lässt sich anschließend problemlos von der Wand abkehren.
Die Austrocknungsleistung von FRP ist also höher als bei Sanierputzen mit ihrer hydrophoben Oberfläche. Feuchtigkeit aus der Wand kann theoretisch deutlich schneller an die Raumluft abgegeben werden. Voraussetzung ist natürlich auch hier, dass die Raumluft überhaupt aufnahmefähig für Wasserdampf ist.
Raumklimaregulierung
FRP sind insbesondere dann eine sinnvolle Alternative zu Sanierputzen, wenn die Wand dauerhaft feucht bleibt, weil eine Abdichtung des Mauerwerks nicht möglich oder aus Kostengründen nicht gewünscht ist. Die Putze werden aber auch aus anderen Gründen geschätzt. Anders als Sanierputze sind sie nämlich in der Lage, auch überschüssige Feuchtigkeit aus der Raumluft zeitweise zu speichern.
Der Feuchtetransport funktioniert bei ihnen also auch anders herum. Daher der Name Feuchteregulierungsputz: Der Baustoff kann die Raumluftqualität insofern regulieren, als dass er einer zu hohen Luftfeuchtigkeit durch Zwischenspeicherung entgegenwirkt beziehungsweise bei trockener Luft mehr Feuchtigkeit an den Raum abgibt. Die Fähigkeit, überschüssige Raumfeuchte „aufzusaugen“ hat zudem den Vorteil, dass die Putzoberfläche trocken bleibt, was Schimmelbildung entgegenwirkt.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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