RM Rudolf Müller

Ein Vorteil von Flachstürzen ist das ihnen zugrundeliegende Maßraster. Durch die Kombination von zwei oder drei Flachstürzen kann zu jeder Wanddicke eine Bauteilüberdeckung allein mit Flachstürzen erstellt werden.
Foto: H+H Deutschland

Fassade und Massivbau
24. April 2020 | Artikel teilen Artikel teilen

Flach- und Systemstürze: Konstruktion mit System

Für die Überdeckung von Bauteilöffnungen in einem Mauerwerk aus Porenbeton oder Kalksandstein stehen dem Bauunternehmer Flach- und Systemstürze unterschiedlicher Länge und Breite aus eben diesen Materialien zur Verfügung. Mit dem Einsatz von Fertigstürzen ergibt sich nicht nur eine deutliche Zeitersparnis bei der Verarbeitung. Gegenüber solchen aus Beton punkten Stürze aus Kalksandstein und Porenbeton darüber hinaus noch mit weiteren Stärken.

Von Dr. Petra Kaiser und Undine Hornung

 

Mit Flach- und Systemstürzen aus Kalksandstein und Porenbeton wird eine zu überdeckende Wandöffnung in nur einem Arbeitsgang geschlossen. So spart der Bauunternehmer durch den Einsatz eines Flach- oder Systemsturzes gegenüber der Arbeit mit Schalung, Ortbeton und Bewehrung rund 60 Prozent Arbeitseinheiten je Überdeckung.

Generell gilt, dass die Sicherheit in Planung und Ausführung bei einer durchgängigen Arbeit mit einheitlichem Material zunimmt. Verarbeiter etwa profitieren – anders als bei der Arbeit mit Betonfertigteilstürzen – von einem einheitlichen Putzgrund mit gleichem Verformungsverhalten, sofern Flach- und Systemstürze aus Kalksandstein oder Porenbeton in einem Mauerwerk aus gleichem Material zum Einsatz kommen. Das Risiko von Putzrissen infolge von Materialwechseln wird reduziert.

Wird ein Mauerwerk mit Fertigteilstürzen ergänzt, so entsteht zugleich ein homogenes Fugenbild. Das sorgt für eine hochwertige Anmutung, was vor allem bei unverputzten Innenwänden, also Sichtmauerwerk, von Bedeutung ist. Beide Baustoffe, Kalksandstein ebenso wie Porenbeton, bieten darüber hinaus alle Vorteile eines mineralischen Baustoffs: Nichtbrennbarkeit, Diffusionsfähigkeit, Maßgenauigkeit. Sie werden im Wesentlichen aus heimischen Rohstoffen hergestellt. Da Systemstürze mit Dünnbettmörtel verarbeitet werden, wird zudem weniger Feuchtigkeit in den Baukörper eingebracht als durch die Arbeit mit Ortbeton. Die Bauzeiten lassen sich somit deutlich verkürzen.

Tragende Konstruktion mit System

KS-Flach- und Systemstürze bestehen aus schalenförmigen Formsteinen, in die im Werk eine Längsbewehrung aus Betonstahl eingelegt und Beton eingefüllt wird.
Foto: Werbegemeinschaft KS-Sturz

Flach- und Systemstürze aus H+H Kalksandstein bestehen aus schalenförmigen Formsteinen, in die eine Längsbewehrung aus Betonstahl eingelegt und Beton eingefüllt wird. Flachstürze aus H+H Porenbeton sind werkseitig bewehrte Bauteile rein aus Porenbeton. Sie bieten einen ebenso hervorragenden Dämmwert wie das übrige Mauerwerk aus Porenbeton. Entsprechend ist bei einer monolithischen Außenwand aus Porenbeton keine Zusatzdämmung zur Wärmebrückenminimierung erforderlich.

Konstruktiv sind Flachstürze Zuggurte eines Sturzes. Die Druckzone bildet eine Übermauerung mit H+H Mauersteinen beziehungsweise zusätzlich eine aufliegende Stahlbetondecke. Für jede Bauteilöffnung muss zur Überdeckung ein Sturz in Abhängigkeit von den zu erwartenden Lasten bestimmt werden. Zugrunde liegt allen Stürzen das Bemessungsmodell des Bogen-Zugbandes. Bei der Planung ist zu berücksichtigen, dass die Auflagerlänge des Sturzes an beiden Enden mindestens 115 Millimeter betragen muss. Die Auflagerpressung ist nachzuweisen.

Korrekte Ausführung bei Flach- und Systemstürze

Die Tragwirkung eines Sturzsystems auf der Basis von Flachstürzen über der Tür- und Fensteröffnung wird durch eine 125 bis 750 Millimeter hohe Übermauerung mit Mauersteinen aus Porenbeton beziehungsweise Kalksandstein oder zusätzlich durch eine Stahlbetondecke erreicht. Sie hängt dabei wesentlich von der Höhe der Übermauerung und der Art der hierzu verwendeten Steine ab. Es dürfen mehrere Flachstürze nebeneinander angeordnet werden, sofern die Druckzone in ihrer Breite beide Zuggurte erfasst.

Die Fugenbreite zwischen den Zuggurten darf höchstens 15 Millimeter betragen. Die Stürze selbst ebenso wie ihre Übermauerungen werden sowohl in den Lager- als auch in den Stoßfugen vollfugig mit Dünnbettmörtel versehen, damit sich ein Druckgewölbe ausbilden kann. Bei kleinformatigen KS-Mauersteinen wird Normalmörtel verarbeitet.

Flachstürze aus Porenbeton haben eine Höhe von 12,4 Zentimetern und sind lieferbar bis zu einer maximalen Länge von 3 Metern. Vorgefertigte KS-Flach- beziehungsweise Systemstürze sind 11,3 beziehungsweise 12,3 Zentimeter hoch und ebenfalls bis zu 3 Meter lang. H+H bietet KS-Systemstürze in Sturzbreiten von 200 und 240 Millimetern sowie Flachstürze aus Kalksandstein und Porenbeton in den Breiten von 100, 115, 150 und 175 Millimetern. Flachstürze aus Porenbeton dürfen ab einer Länge von 1,50 Metern auf Maß geschnitten werden. KS-Flachstürze werden in einem 25-Zentimeter-Raster angeboten.

Ein Flachsturz aus Porenbeton in 3 Metern Länge hat ein besonders geringes Verarbeitungsgewicht von maximal 40 Kilogramm und kann entsprechend auch ohne Kran von zwei Arbeitskräften transportiert und platziert werden. Er ist deshalb eine Lösung für Baustellen, auf denen kein Minikran beziehungsweise Baustellenkran zur Verfügung steht. Durch die Kombination von zwei oder drei Porenbeton-Flachstürzen kann zu jeder Wanddicke eine wärmebrückenarme Bauteilüberdeckung allein mit Flachstürzen erreicht werden.

Flachstürze für nichttragende Trennwände

Sofern Öffnungen in nichttragenden Trennwänden aus Plansteinen oder Planbauplatten nicht geschosshoch ausgestaltet werden, können auch zu deren Überdeckung Flach- oder Systemstürze eingesetzt werden. Die Stürze tragen nur ihr Eigengewicht und übernehmen konstruktiv lediglich die Funktion des oberen Türanschlags.

Die Autorinnen

Dr. Petra Kaiser ist Produktmanagerin Porenbeton bei H+H Deutschland.
Undine Hornung ist Technische Beraterin für H+H Kalksandstein.

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