
Rückseitig beleuchteter Lichtbeton an einer Hausfassade. Foto: Lucem Lichtbeton
Was ist Lichtbeton?
Lichtbeton ist lichtdurchlässiger Beton. Das klingt zunächst wie ein Widerspruch in sich. Der Effekt ist jedenfalls aufsehenerregend und zieht Blicke an. Schließlich erwartet niemand so viel Transparenz von einem massiven Baustoff. Möglich werden die reizvollen „Lichtspiele“ durch spezielle Kunststofffasern in der Betonmatrix.
Streng genommen ist der Ausdruck Transparenz im Zusammenhang mit Lichtbeton nicht ganz korrekt. Richtigerweise müsste es „Transluzenz“ heißen, denn das Material ist ja nicht durchsichtig (transparent), sondern lässt Licht nur zum Teil durch (transluzent). Voraussetzung für den Effekt ist in jedem Fall, dass der Lichtbeton von einer Lichtquelle beleuchtet wird. Das können künstliche Lampen oder auch natürliches Sonnenlicht sein. Nur dann kann das Licht durch das Bauteil hindurchschimmern. Befindet sich zwischen Lichtquelle und Wand ein Gegenstand oder ein Mensch, kann man auf der Vorderseite des Bauteils entsprechende Schatteneffekte beobachten.
Fasern als Lichtwellenleiter

Jolo-Geschäftsführer Markus Loacker präsentiert Lichtbeton der Marke „Luccon“. Foto: JOLO Betonfertigteile – Josef Loacker GmbH
Wie aber ist lichtdurchlässiger Beton überhaupt möglich? Dafür muss man sich die Zusammensetzung des Spezialbetons anschauen. Dieser besteht natürlich nicht nur aus Zement, Gesteinskörnungen und Wasser, sondern enthält noch Zusatzstoffe, die ihn lichtdurchlässig machen. Genauer gesagt enthält er spezielle Fasern, die in der Lage sind, Licht weiterzuleiten – so genannte Lichtwellenleiter.
Wenn diese lichtleitenden Fasern durch den gesamten Querschnitt des Betonbauteils reichen, kommt es zu dem „wundersamen“ Effekt, dass Licht scheinbar durch Stein dringt. Während Fasern in herkömmlichem Faserbeton dazu da sind, den Baustoff fester, elastischer und weniger rissanfällig zu machen, haben die lichtleitenden Fasern im Prinzip nur den Zweck, eine bestimmte Optik zu erzeugen. Es handelt sich bei dieser Spezialvariante also um so etwas wie „Designbeton“.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Lichtbeton wird meist als Plattenware produziert. In dieser Form eignet er sich sowohl zur Verkleidung von Fassaden als auch von Innenwänden. Das Material ist aber auch für Böden, Treppenstufen, Möbel, Raumteiler oder Türen verwendbar. Neben den Plattenformaten werden auch Mauersteine und größere Massivbauteile aus Lichtbeton hergestellt. Damit lassen sich vielfältige dekorative Elemente im Innen- und Außenbereich erstellen – zum Beispiel auch für den Garten- und Landschaftsbau.
Da die gewünschten Lichteffekte nur dann entstehen, wenn die Betonteile angestrahlt werden, liefern einige Hersteller auf Wunsch auch gleich die rückseitige Beleuchtung mit. Das Unternehmen Lucem beispielsweise bietet seine Lichtbeton-Platten auch in Kombination mit passgenauen, mehrfarbigen LED-Paneelen, die nur wenige Millimeter dick sind.
Woraus bestehen die Fasern?
Der ungarische Architekt Aron Losonczi, der 2002 als erster ein Patent für lichtdurchlässigen Beton anmeldete, arbeitete zunächst mit Glasfasermatten, die er schichtweise in feinkörnigem Beton einbettete. Zusammen mit Partnern vertreibt er bis heute Lichtbeton-Produkte unter dem Markennamen Litracon, eine Abkürzung für „Light Transmitting Concrete“.
Mittlerweile gibt es aber mehrere Hersteller, die Lichtbeton zum Teil sehr unterschiedlich herstellen. Die 2005 gegründete Firma Luccon setzte zum Beispiel von Anfang an nicht auf Glasfasermatten, sondern auf Textilgewebe aus transparentem, lichtleitendem Kunststoff. Das Unternehmen Luccon Lichtbeton GmbH wurde übrigens 2017 von CRE Panel übernommen. Dieses Tochterunternehmen des österreichischen Herstellers Jolo Betonfertigteile produziert den Lichtbeton aber weiterhin unter dem Markennamen Luccon.
Betoneinlagen aus lichtleitendem Kunststoff haben den Vorteil, dass sie deutlich billiger sind als Glasfaser. Lichtwellenleiter aus Kunststoff bezeichnet man auch als polymere optische Fasern (POF). Sie werden für Lichtbeton verwendet, aber das ist im Grunde nur ein kleiner Nischenmarkt. Wesentlich verbreiteter sind POF (ebenso wie Glasfaser) als lichtleitendes Material für die Datenübertragung.
Hochpreisiges Produkt

Bartresen aus Lichtbeton im Hotel Radisson Blu Hamburg. Foto: Lucem Lichtbeton
Selbst bei Verwendung von Kunststofffasern bleibt Lichtbeton ein relativ teures Produkt. Damit der gewünschte Effekt entsteht, müssen die Platten in der Regel mit mehreren Tausend Fasern pro Quadratmeter versehen werden. Das ist aufwändig. Der hohe Preis ist sicher ein Hauptgrund dafür, dass lichtdurchlässiger Beton bisher eher ein Nischenprodukt geblieben ist. Lichtbeton-Elemente werden meist als Einzelanfertigungen für bestimmte Objekte hergestellt.
Da es keine Massenfertigung gibt, können die Kosten nur langsam sinken. Immerhin nimmt der deutsche Hersteller Lucem für sich in Anspruch, eine patentierte Technik für die Serienfertigung entwickelt zu haben, die ein vergleichbares Preisniveau wie bei Natursteinen erlauben soll. Übrigens lassen sich die lichtleitenden Betonplatten auch wie Natursteine verarbeiten. Man kann sie zum Beispiel sägen, schleifen und bohren.
Materialeigenschaften
Da die lichtleitenden Fasern extrem dünn sind, machen sie trotz ihrer großen Anzahl in der Regel nur maximal einen Anteil von 5 % der gesamten Bauteilmasse aus. Aus diesem Grund ist Lichtbeton im Prinzip genauso stabil, belastbar und abriebfest wie normaler Beton. Das Material ist zudem wetterunempfindlich und wasserdicht wie Naturstein, UV-beständig und nicht brennbar.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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