RM Rudolf Müller
Künftig sollen Mauerwerkziegel auch mit Fasermatten aus Buchenholz gefüllt werden.  Foto: BMEL/ Stephan Framke

Künftig sollen Mauerwerkziegel auch mit Fasermatten aus Buchenholz gefüllt werden.  Foto: BMEL/ Stephan Framke

Dämmstoffe
24. Januar 2023 | Artikel teilen Artikel teilen

Buchenholzfasern als Ziegeldämmstoff?

Im modernen Wohnungsneubau haben sich dämmstoffgefüllte Hintermauerziegel in den letzten 20 Jahren etabliert. Den Anfang machten anfangs Ziegel, deren Lochkammern mit Perlit gefüllt sind. Seitdem sind bereits einige Dämmstoffalternativen hinzugekommen, und der Trend geht weiter. Ein aktuelles Forschungsprojekt beschäftigt sich mit Buchenholzfasern als Ziegeldämmstoff.

Um das Jahr 2000 herum kamen die ersten porosierten Mauerwerksziegel mit Perlit-Füllung auf den Markt. Einige Jahre später folgten die ersten Füllungen mit einem Mineralgranulat aus Basaltgestein. Um 2015 füllte man dann auch erstmals Holzfaserdämmstoffe in Ziegellochkammern. Mittlerweile gibt es übrigens auch Ziegelmauerwerk mit EPS-Perlen.

Weitere Infos zu den verschiedenen Füllungen – auch für Leichtbeton-Wandbildner – bietet unser Beitrag „Dämmstofffüllungen bei Mauerwerksteinen“. Über Forschungen zu der Frage, inwieweit künftig auch Laubholz zur Produktion von Holzfaserplatten eingesetzt werden könnte, haben wir auf BaustoffWissen ebenfalls bereits berichtet – und zwar im Beitrag „Forschung: Laubholz für Faserplatten?“. In der Vergangenheit haben die Hersteller von Holzwerkstoffen und Holzdämmstoffen meist auf Nadelholz gesetzt, unter anderem, weil dies leichter zu bearbeiten ist und schneller wieder nachwächst.

Dämmstoff aus Laubholz

Der Ziegel-Markenverbund Unipor hat 2015 auf der Münchner Messe BAU die ersten holzfasergefüllten Mauerziegel vorgestellt. „Mit der neuen Produktlinie wollen wir im Markt Fachleute und Bauherren ansprechen, die besonderen Wert auf Ökologie und Nachhaltigkeit legen“, erklärte damals Unipor-Geschäftsführer Thomas Fehlhaber. Die unter dem Markennamen „Silvacor“ vertriebenen Hintermauersteine enthalten allerdings Holzfaserdämmstoff auf Basis von schnell nachwachsendem Nadelholz. Eine Ziegelsteinfüllung auf Basis von Laubholz gibt es dagegen bisher noch nicht.

Das soll sich nun ändern. Das Fraunhofer-Institut für Holzforschung (Fraunhofer WKI) arbeitet seit Anfang Oktober 2022 zusammen mit zwei Projektpartnern an Dämmstofffüllungen auf Basis von Buchenholz. Ziel ist sowohl die Entwicklung einer entsprechenden flexiblen Fasermatte als auch eines Holzschaums beziehungsweise eines Granulats aus Buche. An Hartschaumprodukten aus Holz arbeitet das Fraunhofer WKI schon seit einigen Jahren, wir haben darüber bereits in unserem Beitrag „Aus der Forschung: Was ist Holzschaum?“ von Juni 2017 berichtet.

Das aktuelle Forschungsprojekt soll bis 2025 abgeschlossen sein. Es umfasst den Aufbau einer Pilotanlage zur Buchenholzfasermatten- beziehungsweise Buchenholzschaum-Herstellung beim Projektpartner Loick Biowertstoff GmbH aus Teterow (Landkreis Rostock) sowie die Entwicklung einer effizienten Lösung zum Befüllen der Ziegel beim Projektpartner Ziegelwerk Bellenberg aus Bayern.

Fördergeld vom BMEL

Dr. Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin beim BMEL (3.v.r.), übergab die Förderbescheide in Höhe von insgesamt 1,86 Mio. Euro an die Projektbeteiligten.

Dr. Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin beim BMEL (3.v.r.), übergab die Förderbescheide in Höhe von insgesamt 1,86 Mio. Euro an die Projektbeteiligten.

„Mit der Verarbeitung von Buchenfasern zu Dämmmatten für Ziegelfüllungen erschließen die Projektbeteiligten eine weitere Nutzungsoption für Buchenholz“, sagt Dr. Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Das Landwirtschaftsministerium unterstützt das Forschungsprojekt mit Mitteln aus dem „Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe“.

In Berlin übergab die Parlamentarische Staatssekretärin bereits Anfang September Förderbescheide in Höhe von insgesamt 1,86 Mio. Euro an die drei Projektbeteiligten. Das Geld ist für Konzeption und Bau der Pilotanlage in Teterow gedacht.

Das Konzept der Pilotanlage basiert auf den Erkenntnissen, die im Labormaßstab beim Fraunhofer WKI untersucht und evaluiert werden. Zu den Arbeitszielen gehört die Entwicklung eines Verfahrens zur Zerfaserung und Weiterverarbeitung von Buchenholz zu einer flexiblen Fasermatte oder einem Holzschaum als Ziegelfüllstoff. Dabei soll auch Kalamitätsholz verarbeitet werden, also Holz von geschädigten Bäumen, die zum Beispiel Stürmen, Trockenheit oder Schädlingsbefall zum Opfer gefallen sind. Solches Schadholz hat in Deutschland in den letzten Jahren stark zugenommen.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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