
Der neuartige Putz lässt sich problemlos mit konventionellen Putzmaschinen verarbeiten. Foto: Sakret Sachsen
Putzmörtel: Holzspäne als Armierung
Bei verputzen Wänden geht der Trend zu leichten Putzen und relativ weichen Wandbildnern als Untergrund. Um eine dauerhafte Stabilität zu erreichen, benötigen Putzmörtel daher wieder zunehmend Faserarmierungen. Sakret Trockenbaustoffe Sachsen hat nun für Zement- und Kalkputze eine neuartige Faserarmierung aus Holzspänen entwickelt. Die Markteinführung ist für die kommenden Monate geplant.
Faserarmierungen in Putzen haben eine uralte Tradition. Schon seit Jahrhunderten mischt man Lehmputz mit Stroh. In den letzten Jahrzehnten haben sich synthetische Kunststofffasern vor allem in Leichtputzen durchgesetzt. Generell verbessern Faserarmierungen die Zugfestigkeit der Putze sowie ihre Fähigkeit zur schadensfreien Verformung.
„Die heutige Generation von Leichtputzen und Faserleichtputzen ist auf Steindruckfestigkeiten deutlich < 6 N/mm² abgestimmt, sodass auf hochwärmedämmendem Mauerwerk ein schadensfreies Verputzen gewährleistet werden kann“, erläutert Dr. Klaus Hoffmann, Leiter Anwendungstechnik bei Sakret Sachsen in Claußnitz. „Das war auch der technische Maßstab für den geplanten Putz mit Holz als Armierung.“
Nachhaltig ohne Qualitätsverlust

Der Putz enthält Holzspäne aus heimischer Fichte. Foto: Sakret Sachsen
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Holztechnologie Dresden und unterstützt durch die AiF Projekt GmbH (Berlin) mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie entstand ein Putzsystem, das nach Angaben von Sakret Sachsen „technische Leistungsfähigkeit und ökologisch-nachhaltige Denkweise konsequent und ohne Qualitätsverluste im Praxiseinsatz kombiniert“.
Dr. Klaus Hoffmann: „Uns ging es in der Entwicklung darum, unter der Maßgabe bestmöglicher Nachhaltigkeit eine Faserarmierung zu finden, die nachwachsend ausreichend lokal zur Verfügung steht und keine zusätzliche Anbaufläche erfordert, den aktuellen wohnraumökologischen Anforderungen genügt, einen geringen CO2-Fußabdruck aufweist, die technischen Eigenschaften der Putze mindestens erhält und die Verarbeitung der Materialien durch Maschinentauglichkeit erleichtert.“
„Versuche zur Verarbeitung ergaben, dass sich die Verarbeitbarkeitszeit etwas erhöht“, berichtet Dr. Hoffmann, „ein Umstand, der aus der Wasseraufnahme des Holzes resultiert und die Qualität der Verarbeitung verbessert. Das Standvermögen der so armierten Putzmörtel ist nach unseren Erkenntnissen den konventionell mit Kunststofffasern hergestellten Putzen merklich überlegen.“
Holz statt Kunststoff
Nach Angaben des Leiters Anwendungstechnik ergaben Vorversuche, dass Holzspäne aus heimischer Fichte mit Zement und Kalk hinreichend verträglich sind. In umfangreichen Tests wurden anschließend die am besten geeignete Spangröße und Spangeometrie sowie die optimale Dosierung ermittelt. Dr. Klaus Hoffmann: „Unsere Tests haben gezeigt, dass sich die Kunststofffasern in Putzen vollständig durch nachwachsende, regional verfügbare Rohstoffe ersetzen lassen und damit ein mikroplastikfreier Putz entsteht.“
Dieses Ergebnis bestätigte sich bei Vergleichsuntersuchungen zwischen einem Innenputz auf Kalkbasis mit einer Armierung aus Holzspänen und einem konventionell armierten Putz. Im Labor zeigte sich, dass die Mörteleigenschaften bei Holzspanzugabe verglichen mit Polypropylen als Armierung nicht beeinflusst werden. Festigkeit, Wasseraufnahme und Verformungsfähigkeit bleiben identisch. Nach Angaben von Sakret Sachsen ist das Prinzip der Holzspan-Armierung nicht auf Innenputze beschränkt, sondern auch für Außenputze denkbar. Hier laufen aktuell aber noch Langzeitversuche.
Maschineneinsatz möglich
Beim Thema Maschinengängigkeit konnten keine Unterschiede zu herkömmlichen Faserputzen festgestellt werden: „Die neuartigen Materialen sind problemlos mit konventionellen Putzmaschinen verarbeitbar und weisen keinen erhöhten Pumpendruck auf“, sagt Dr. Hoffmann.
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