
Werk und Tongrube in Zeilarn: Auch die dortige Biodiversität wurde kartiert. Foto: Schlagmann Poroton
Tongruben: Schutz für bedrohte Arten?
Die Förderung mineralischer Rohstoffe stellt immer einen Eingriff in die Natur dar. Aber muss dies unweigerlich zu einem Verlust von Lebensraum und Artenvielfalt führen? Eine Studie im Auftrag der Deutschen Poroton GmbH liefert eine überraschende Antwort.
Die Deutsche Poroton ist ein Markenverband für porosierte Mauerwerkziegel, dem die beiden Hersteller Wienerberger und Schlagmann Poroton angehören. Die Mitglieder der Deutschen Poroton wollten herausfinden, welchen Einfluss der von ihnen betriebene Tonabbau tatsächlich auf die Artenvielfalt in den jeweiligen Gebieten hat. Deshalb ließ der Verband, beginnend an fünf Standorten der beiden Ziegelhersteller in Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg, die dortige Biodiversität kartieren. Umgesetzt wurde der Auftrag von der Spang.Fischer.Natzschka. GmbH – einem Büro für Landschaftsarchitektur sowie Umwelt- und Raumplanung.
Biodiversitätskartierung an Werkstandorten

Der Wiedehopf findet auf dem Gelände von Poroton-Werken Unterschlupf. Foto: Christoph Bosch
Die Landschaftsarchitekten, Biologen und Geographen erfassten die an den verschiedenen Werkstandorten vorkommenden Tier- und Pflanzenarten systematisch. Dabei fanden sie nach Angaben der Deutschen Poroton auch „sehr viele gefährdete Arten, die bereits auf der Roten Liste stehen“. Für stillgelegte, renaturierte, rekultivierte wie auch aktive Tongruben sei damit nachgewiesen, dass diese auf ihrem Gelände bedrohten Arten Schutz und Lebensraum bieten – so die Schlussfolgerung in einer Pressemitteilung des Markenverbands.
Im Zuge der Untersuchung wurden sehr seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten gefunden – beispielsweise die Moschus-Malve, die Geburtshelferkröte, der Wiedehopf und die Binsenjungfer. Entdeckt wurden diese und andere Tiere und Pflanzen sowohl in aufgegebenen Werksbereichen – die bereits renaturiert oder rekultiviert sind – als auch in aktiv genutzten Tongruben. Erstaunlich: Die Anzahl der an diesen Orten entdeckten Arten war sogar deutlich höher als auf den umgebenden Feld-, Wald- und Ackerflächen.
Die weitläufigen Werksgelände scheinen also tatsächlich eine Funktion als Rückzugsraum für Arten zu erfüllen, die woanders keinen Lebensraum mehr finden. „Wie erwartet sind die untersuchten Tonabbaustätten von zahlreichen bestandsbedrohten Arten besiedelt“, sagt Dr. Werner Dieter Spang, Geschäftsführer der Spang.Fischer.Natzschka. GmbH. „Diese Arten kommen in den Abbaustätten nur deshalb vor, weil dort Ton abgebaut wird. In der umgebenden Kulturlandschaft fehlen sie oft. Deshalb sind Tonabbaustätten auch ein wichtiges Element im Biotopverbund.“
Nur der erste Schritt
Die nun veröffentlichten Funde sind die ersten Ergebnisse der Ende September abgeschlossenen Kartierungsarbeiten. Der vollständige Bericht soll bis Anfang 2022 erscheinen und in die Biodiversitätsdatenbank der Baustoff-Steine-Erden-Industrie bbs einfließen.
„Unsere Mitglieder nehmen den Schutz bedrohter Arten sehr ernst“, sagt Dipl.-Ing. Clemens Kuhlemann, Geschäftsführer der Deutschen Poroton. „Die Kartierung der Biodiversität auf unseren Werksgeländen ist deshalb nur der erste Schritt. Mit den gesammelten Daten werden wir Maßnahmen entwickeln, um den Erhalt dieser Arten im Einklang mit unserer unternehmerischen Tätigkeit zu fördern.“
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