
Vor allem für Erwerbstätige ist lebenslanges Lernen heute zunehmend normal. Foto: Pixabay
Weiterbildungsverhalten in Deutschland
Wer hätte das gedacht: Im Jahr 2016 haben 50 % aller Deutschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren an mindestens einer Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen. Das ist ein Ergebnis der vom Bundesbildungsministerium geförderten AES-Umfrage, mit der das Weiterbildungsverhalten der Bevölkerung erhoben wird.
Die Abkürzung AES steht für „Adult Education Survey“, was man mit Erwachsenenbildungs-Umfrage übersetzen kann. Die aktuell alle zwei Jahre durchgeführte AES-Umfrage hat 2007 das „Berichtssystem Weiterbildung“ abgelöst, mit dem schon seit Ende der 1970er-Jahre Daten zum Weiterbildungsverhalten der Bevölkerung in Deutschland erhoben wurden.
Den aktuellen AES-Trendbericht hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Mitte letzten Jahres veröffentlicht. Er fasst die Ergebnisse von insgesamt rund 7.102 Interviews mit Personen zwischen 18 und 64 Jahren zusammen, die das Meinungsforschungsinstitut Kantar von Juli bis Oktober 2016 im Auftrag des BMBF durchgeführt hat.
Betriebliche Weiterbildungen überwiegen
Die Hälfte der befragten Personen hat im Befragungsjahr an einer Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen. Von diesen Maßnahmen waren 71 % betriebliche Weiterbildungen, die Teilnehmer haben sie also im Rahmen ihres Jobs gemacht. Mit weitem Abstand dahinter folgten die nicht berufsbezogenen Weiterbildungen (knapp 20 %). Knapp 10 % der Befragten nahmen zudem an Maßnahmen teil, die zwar berufsbezogen waren, aber nicht vom eigenen Arbeitgeber, sondern individuell initiiert wurden. Der prozentuale Anteil der nicht berufsbezogenen Weiterbildungen hat übrigens seit der vorangegangenen AES-Umfrage von 2014 zugenommen, während das individuell berufsbezogene Segment leicht geschrumpft ist.
Weiterbildung nach Altersgruppen

50 % aller Deutschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren nahmen 2016 an mindestens einer Weiterbildungsmaßnahme teil. Foto: Pixabay
Naturgemäß sind die jüngeren Altersgruppen bis zum Alter von 50 Jahren besonders weiterbildungsaktiv. Die höchste Teilnahmequote an Weiterbildung gab es 2016 in der mittleren Altersgruppe der 35- bis 49-Jährigen (55 %). Platz zwei belegen die 18- bis 34-Jährigen (49 %), Platz drei die 50- bis 64-Jährigen (46 %). Blickt man auf den längerfristigen Trend, ist allerdings festzustellen, dass die Teilnahmequote an Weiterbildung bei der Generation 50-plus seit dem Jahr 2003 kontinuierlich gestiegen ist – stärker als in den beiden anderen Altersgruppen.
Nach wie vor nehmen Ausländer und Deutsche mit Migrationshintergrund seltener an Weiterbildungen teil als Deutsche ohne Migrationshintergrund. Letztere werden im Adult Education Survey als Personen definiert, die in ihrer Kindheit als Erstsprache Deutsch gelernt haben. Erfreulicherweise ist die Weiterbildungsbeteiligung von Deutschen mit Migrationshintergrund aber seit 2012 um zehn Prozentpunkte auf 43 % gestiegen.
Digitalisierung als Impulsgeber
Fort- und Weiterbildung wird immer dann besonders wichtig, wenn sich Lebens- und Arbeitswelten in einer Gesellschaft wesentlich verändern. Eine solche Veränderung stellt zweifelsohne die Digitalisierung dar. Insofern überrascht es nicht, dass der Weiterbildungsmarkt in den letzten Jahren wächst. Nach der jüngsten AES-Erhebung sind die Anforderungen der Digitalisierung jedenfalls ein Gegenstand vieler Weiterbildungen.
Aber nicht nur das. Laut der Umfrage finden mittlerweile auch mehr als 40 Prozent aller Weiterbildungsmaßnahmen in digital gestützter Form statt. Die Digitalisierung wird also in doppelter Hinsicht zum Impulsgeber für mehr Weiterbildungsaktivitäten: Zum einen ist sie das Thema vieler Weiterbildungen und zum anderen ermöglicht sie durch das Instrument des E-Learning neuartige, vergleichsweise kostengünstige sowie zeitlich flexible Formen von Weiterbildung.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
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