
Diese Terrassendielen und Sichtschutzzäune bestehen aus GCC. Alle Fotos: Megawood
Holzwerkstoff: Was ist GCC?
WPC-Dielen haben sich schon seit Längerem als besonders widerstandsfähige Holzersatzmaterialien für Außenbereiche etabliert. Auch das deutsche Unternehmen Novo-Tech produziert Terrassen, Zäune und Fassaden aus einem solchen Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoff. Der Hersteller aus Sachsen-Anhalt hält seinen Dielenrohstoff allerdings für so einzigartig, dass er dafür einen eigenen Begriff erfunden hat: German Compact Composite – kurz GCC.
Unter den Holzersatzmaterialien ist WPC (Wood-Plastic-Composite) heute zweifellos die bekannteste und am meisten verbreitete Variante. Die daraus entstehenden Produkte – zum Beispiel Terrassen- und Fassadendielen oder auch Zaunlatten – sind aufgrund ihrer Polymerbestandteile besonders feuchtebeständig. Sie werden im Extrusionsverfahren aus einer zähflüssigen Masse geformt, die neben fein zerkleinertem Holz eben auch Kunststoff enthält sowie geringe Mengen weiterer Zusatzstoffe, zum Beispiel Farbgranulate.
Auch der 2005 gegründete Hersteller Novo-Tech produziert im Prinzip WPC-Produkte. Diese enthalten allerdings einen besonders hohen Anteil an Naturfasern von bis zu 75 %. Andere deutsche Anbieter liegen hier meist um die 70 %, und auf dem amerikanischen Markt liegt der Polymeranteil nicht selten bei bis zu 50 %. Mehr Kunststoff heißt mehr Widerstandsfähigkeit gegenüber Witterungseinflüssen, aber eben auch weniger Natürlichkeit.
Cradle-to-Cradle-Zertifizierung

Der Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoff enthält Holzfasern, Kunststoff und geringe Mengen weiterer Zusatzstoffe.
Novo-Tech hat sich bei seinem polymergebundenen Holzwerkstoff für einen möglichst hohen Holzanteil entschieden. Außerdem hat der Hersteller ein deutschlandweites Sammel- und Rückführungssystem etabliert und sich verpflichtet, alle Produkte am Ende ihrer Nutzungsdauer zurückzunehmen und zur Herstellung neuer Produkte wiederzuverwenden. Beides – der hohe Holzanteil und die gelebte Kreislaufwirtschaft – waren für Novo-Tech Grund genug, um sich mithilfe des geschützten Begriffs German Compact Composite (GCC) vom Markt abzuheben.
Das Engagement für Nachhaltigkeit wird mittlerweile auch von unabhängiger Seite anerkannt, denn 2020 hat der GCC-Werkstoff die Zertifizierung „Cradle to Cradle Certified Gold“ erfolgreich durchlaufen – verliehen vom Cradle to Cradle Products Innovation Institute aus Kalifornien. Das strenge Label Cradle to Cradle (C2C) erhalten ausschließlich Produkte, die sich entweder ohne Qualitätsverlust immer wieder recyceln lassen oder komplett kompostierbar sind. Im Rahmen der C2C-Philosophie gibt es keine Abfälle.
Bei der Zertifizierung von GCC wurde in den Bereichen „Kreislauffähigkeit“ sowie in den produktionsbezogenen Bereichen „Erneuerbare Energien“, „Wassermanagement“ und „Soziale Verantwortung“ jeweils das zweithöchste C2C-Level Gold erreicht. Im Bereich „Materialgesundheit“ erfolgte sogar eine Platin-Auszeichnung. „Dem GCC-Werkstoff wurden vor allem die human- und ökotoxologische Unbedenklichkeit aller Inhaltsstoffe auf globalem Qualitätsniveau bestätigt – und das mit dem höchstmöglichen Wert Platin“, freut sich Holger Sasse, Gründer und Geschäftsführer von Novo-Tech.
75 % Holzfaseranteil

Die widerstandsfähigen Dielen werden im Extrusionsverfahren hergestellt.
Das bei Novo-Tech in Aschersleben (Sachsen-Anhalt) verarbeitete GCC enthält bis zu 75 % Holzfasern. Nach Angaben von Novo-Tech ist das ein weltweit einzigartig hoher Naturfaseranteil für WPC-Produkte. Bei den übrigen 25 % handelt es sich um Kunststoff (allerdings kein PVC) sowie weitere Additive. Die Holzfasern werden aus Spänen gewonnen, die in der regionalen Hobel- und Sägeindustrie anfallen. Für GCC muss man also keine eigenen Bäume fällen. Novo-Tech setzt zudem ausschließlich auf Späne, die von Hölzern aus PEFC-zertifiziertem Anbau stammen. Die eingesetzten Polymere dienen als Klebstoff und halten die Holzfasern zusammen.
Aus dem GCC-Verbundwerkstoff extrudiert Novo-Tech unterschiedliche Produkte, die man über verschiedene Kanäle unter jeweils eigenen Markenamen vertreibt. So gibt es zum Beispiel für den deutschen Baustoff-Fachhandel die Marke „Easy Deck“, die Terrassendielen, Zäune und Sichtschutzelemente umfasst. Über den Holzfachhandel wird die Premiummarke „Megawood“ mit Produkten wie Terrassendielen, Zäunen, Fassadenelementen, aber auch Konstruktionsholz vertrieben.
Bundesweites Rücknahmesystem
Um das Ziel der Kreislaufwirtschaft nicht dem Zufall zu überlassen, hat Novo-Tech über seine Fachhandelspartner ein bundesweites Rücknahmesystem aufgebaut, sodass altes GCC-Material auch tatsächlich wiederverwertet wird. „Am Ende des langen Lebenszyklus unserer hauseigenen Produkte werden sie kostenfrei zurückgenommen und zu 100 % für die Produktion neuer Artikel mit gleichbleibender Qualität genutzt“, verspricht Holger Sasse. Dieses System hat dazu geführt, dass neue GCC-Produkte bereits heute bis zu 50 % aus Recyclingmaterial bestehen. Nach Angaben von Novo-Tech hilft der hohe Recyclinganteil dabei, natürliche Rohstoffressourcen zu schonen, ohne dass dadurch Qualitätsverluste auftreten.
Bei seinen Terrassen der Marke Megawood geht Novo-Tech sogar noch einen Schritt weiter. Seit 2021 sind die Dielen auch über einen speziellen Nutzungsvertrag buchbar, der den Kunden eine 30-jährige Nutzung nach dem Nießbrauchrecht einräumt. Nach Ablauf der 30 Jahre oder auf Wunsch der Terrassenbesitzer auch früher, nimmt Novo-Tech das Material wieder zurück, um neue Produkte zu produzieren. Die Terrassenbesitzer erhalten zu der kostenlosen Entsorgung noch 200 Euro pro Tonne GCC-Material zurück. Mit diesem in der Branche bisher einmaligem Angebot verstärkt Novo-Tech seine Anstrengungen zur Sicherstellung, dass altes GCC im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft tatsächlich an den Hersteller rückgeführt wird.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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