
Mithilfe einer Pumpe und eines Schlauchs wird der Fließestrich zur Fläche transportiert. Der Estrichleger kann so die Fläche Stück für Stück schnell und einfach mit der Masse auslegen. Fotos: Saint-Gobain Weber
Grundlagenwissen Fließstrich: Solider Untergrund
Der Fließestrich ist eine beliebte und häufig verwendete Lösung beim Fußbodeneinbau, da er sich zeitsparend und einfach im Stehen verarbeiten lässt. Hier erfahren Sie die Grundlagen.
Fast alle Bodenkonstruktionen im Wohnungsbau basieren auf Estrichen. Meistens werden sie als schwimmende Konstruktion auf einer Dämmschicht oder auf einer Fußbodenheizung inklusive Dämmung ausgeführt. Der schallmindernde und lastverteilende Estrichboden dient als Untergrund für verschiedene Bodenbeläge.
Die DIN 18560 Estriche im Bauwesen regelt die normativen Estrich-Nenndicken. Für Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten (schwimmende Konstruktionen) sind die Nenndicken abhängig von der Nutzlast, Estrichart und der Biegezugfestigkeit beziehungsweise Härteklasse. Gängige Fließestrichdicken liegen im Wohnungsneubau bei 35 bis 45 Millimeter, beim Einbau einer Fußbodenheizung wird die Schichtdicke um den Rohrdurchmesser erhöht.
In der Sanierung von Bestandsimmobilien werden häufig sogenannte Dünnestriche eingesetzt. Dabei unterschreitet die Estrich-Nenndicke die geforderten Schichtdicken nach Norm. Vorteile sind ein geringeres Flächengewicht und eine geringere Aufbauhöhe. Eine solche Sonderkonstruktion ist bei der Planung dem Bauherrn anzuzeigen.
Bestandteile, Art und Eigenschaften von Fließestrich
Fließestriche setzen sich aus einer Gesteinskörnung (Zuschlag), Bindemittel (zum Beispiel Calciumsulfat oder Zement), verschiedenen bauchemischen Zusatzmitteln und Zusatzstoffen sowie Wasser zusammen. Eine Klassifizierung von Estrichen findet sich in der DIN EN 13813, wobei die gängigsten Eigenschaften das Bindemittel, die Druck- und die Biegezugfestigkeit sind.
Um gute Fließeigenschaften zu erhalten, werden dem Fließestrich Zusatzmittel und Zusatzstoffe beigemischt. Durch diese bauchemischen Stellmittel, Verflüssiger und Fließmittel ist es möglich, den Estrich zum Fließen zu bringen und dabei unerwünschte Nebeneffekte, wie zum Beispiel Sedimentationserscheinungen, zu verhindern. Der Trockenmörtel wird außerhalb des Gebäudes mit Wasser gemischt und kann – dank seiner Pump- und Fließfähigkeit – direkt zum Einbauort gepumpt werden. Als Maschinentechnik hat sich in der Praxis der Einsatz von Silos und Estrichmobilen, wie dem „Mix-Mobil“ von Weber, bewährt. Der Einbau und das Glätten des Fließestrichs erfolgen komfortabel im Stehen. Durch die guten Fließeigenschaften bildet das Material eine ebene, gleichmäßige Oberfläche.
Die richtige Vorbereitung beim Fließestrich

Nachdem der Fließestrich eingebracht ist und die Nivellierböcke wieder entfernt wurden, muss der flüssige Estrich einmal mit einer Schwabbelstange durchgeschlagen werden. Fotos: Saint-Gobain Weber
Vor dem Einbau werden zunächst die Höhen in den einzelnen Räumen mit einem Baulaser kontrolliert und auf Basis der Messungen der Mengenbedarf berechnet. Bei Anwendung im Verbund muss der Untergrund ausreichend tragfähig, sauber, frostfrei, formbeständig und frei von haftungsmindernden Stoffen sein. Bei Anwendung auf Trenn- oder Dämmlage muss der tragende Untergrund der DIN 18560 und DIN 18202 entsprechen. Zur Schutzkleidung gehören solides Schuhwerk sowie – bei händischem Anmischen – gegebenenfalls Staubmaske und Schutzbrille.
Im Vorfeld wird der Untergrund gereinigt und mit einer Grundierung oder Haftschlämme vorbereitet. Größere Unebenheiten und auf dem Rohboden verlegte Rohrleitungen werden mit einem Leichtausgleich ausgeglichen. Bei allen schwimmenden Konstruktionen muss eine Schrenzlage ausgelegt werden. Außerdem werden mindestens 10 Millimeter dicke Randdämmstreifen gestellt, die vom Untergrund bis zum Oberbelag reichen. Die erforderliche Sollhöhe wird mittels Nivellierböckchen gekennzeichnet. Bevor man mit dem Einbau des Fließestrichs beginnt, können die Rohre mit einer geeigneten Schlämme vorgeschlämmt werden.
Einbau im Stehen
Sind alle Vorbereitungen getroffen, kann der Fließestrich eingebaut werden. Der Estrich ist mit dem Hin- und Herschwenken des Gießschlauches gleichmäßig auf den Untergrund zu verteilen, um einen gleichmäßigen Kornaufbau zu gewährleisten. Nach Erreichen der Sollhöhe wird der Estrichmörtel sofort mit der Schwabbelstange bearbeitet. Die gegossene Fläche wird zunächst längs etwas kräftiger und dann quer etwas leichter durchgeschlagen. Ist der Estrich eingebaut, sollte man ihn in den ersten Tagen vor Zugluft und direkter Sonneneinstrahlung schützen.
Trockenzeit beim Fließestrich einhalten

Vor Einbau des Estrichs müssen Randdämmstreifen angebracht werden, damit die Schallübertragung in die anliegenden Räume entkoppelt wird. Fotos: Saint-Gobain Weber
Je nach Nenndicke dauert es rund vier Wochen, bis ein herkömmlicher Fließestrich durchgetrocknet ist. Soll es schneller gehen, stehen schnelltrocknende Produkte zur Verfügung. Diese haben Trocknungszeiten von circa 5 bis 7 Tagen. Die Trocknung des Estrichs ist von den raumklimatischen Bedingungen und der eingebauten Schichtdicke abhängig. Bei Heizkonstruktionen muss ein Aufheizprotokoll eingehalten werden, das vom Hersteller vorgegeben wird. Wird die Trockenzeit nicht eingehalten, kann es zu Schäden am darauf verlegten Bodenbelag kommen.
Verschiedene Messverfahren, wie zum Beispiel die CM-Methode, geben Aufschluss über den Restfeuchtegehalt im Estrich. Hat dieser den vom Hersteller beziehungsweise der Norm angegebenen Belegreife-Wert, können Oberbelag oder Verlegewerkstoffe aufgebracht werden.
Zum Autor
Maurice Bonfrere ist Produktmanager Boden bei Saint-Gobain Weber.
Weitere Objektberichte finden Sie im Fachmagazin „BaustoffWissen“. Sie können es als Jahres Abo erwerben oder einfach als Mini Abo für zwei Monate testen.
Zum Abo
Zum Mini-Abo
BaustoffWissen bietet Ihnen auch einen Newsletter. Alle zwei Wochen bekommen Sie die neuesten Infos direkt in Ihr Postfach.
Zur Newsletter-Anmeldung