RM Rudolf Müller
Handwerker beim Schwimmbadbau

Handwerker beim Schwimmbadbau

 
Boden und Wand
27. September 2012 | Artikel teilen Artikel teilen

Herausforderung Schwimmbadbau

Vom Betonkörper bis hin zum Eindichten und Verlegen

Hinweise, Planung, Ausführung – der Schwimmbadbau kann für einen Fliesenleger kurzerhand zu einer beachtlichen Fehleinschätzung werden. Selbst wenn der Fliesenleger sein Werk noch so akkurat ausführt, wird der Bauherr daran keine lange Freude haben, wenn die Wasseraufbereitung nicht von Anfang an effizient und zuverlässig funktioniert. Ob privat oder gewerblich: Schwimmbäder gibt es in zahlreichen Varianten und garantieren viel Freude für Jung und Alt – solange sie vorschriftsgemäß erbaut wurden und böse Überraschungen ausbleiben.

Der Grundstein und somit ein solider Beginn eines jeden Bauelements ist Beton. Ebenso wie viele andere Baustoffe unterliegt auch das Gemisch aus Zement, Gesteinskörnung und Anmachwasser strengen Gütebestimmungen. Nicht nur die sind es die einen reibungslosen Arbeitsablauf mit einem qualitativ hochwertigen Endergebnis garantieren. Gemäß des ZDB-Merkblattes „Schwimmbadbau“ ist eine Belegreife von Stahlbetonbecken nach 6 Monaten gegeben. Vor den Verlegearbeiten muss die Betonkonstruktion einer 14-tägigen Dichtigkeitsprüfung unterzogen werden. Wichtig dabei: Dem Prüfwasser ist dabei Chlor (2 mg/ l) beizumischen. Das chemische Element vermeidet so im Vorfeld Ansiedlungen von Mikroorganismen auf den Betonflächen im Becken.

Vorsicht geboten: Kalkaggressives Beckenwasser

Sowohl der Bauarbeiter als auch der Bauherr muss mit dem Umgang der Anlage vertraut sein. So wird dringend angeraten sich bereits in der Planungsphase mit der Wasserqualität auseinander zu setzen, um späteren unerwünschten und folgenschweren Ergebnisse vorzubeugen. So kann oxidierende Verunreinigung (z.B. Kupfer, Eisen, Mangan) zu verfärbtem Wasser führen. Je nach pH-Wert, Wasserhärte und Salzgehalt können zementäre Systeme, wie Beton, schnell an ihre Grenzen stoßen, so dass der Einsatz von zweikomponentigen Reaktionsharzsystemenen erforderlich wird. Ob dies notwendig ist, ist nach den Analysedaten des Beckenwassers möglich.
Anhand der Wasserhärte (Calciumindex), des Puffervermögens (Säurakapazitätsindex) und des pH-Wertes des Beckenwassers kann eine Empfehlung für die Verlegewerkstoffe (Abdichtung, Verlegung, Verfugung) gegeben werden.

Der Unterschied macht’s: Beckenkopfsysteme und Varianten

Ein entscheidener Detailpunkt der Beckenkopfvarianten ist der kapillarbrechende Verguss aus Epoxidharz im Beckenkopfbereich. Der Verguss muss bündig mit der Oberkante der Überlaufrinne bzw. des Formteiles ausgeführt werden. So kann einem Wasserüberlauf in die Beckenumgebung und einer daraus ergehenden ständigen Nässe im Baustoff vorgebeugt werden.

Unterschieden wird nach:
– Tiefliegenden Beckenkopfsystemen (z.B. tiefliegende Rinne, vielfach bei älteren Wettkampfbecken aus den 60er und 70er Jahren oder Schwimmbecken, die ausschließlich in privaten Bädern zu Anwendung kommen.
– Hochliegende Beckenkopfsysteme. Hierbei liegt der Wasserspiegel des Beckens auf gleichem Niveau mit der Keramik des Beckenumganges. Vorteile bei diesen Systemen sind z.B. ein besserer Ausblick des Schwimmenden, ein kontinuierlicher Wasserüberlauf, sowie nichtreflektierende Wellen.
– Therapiebecken. Hierbei wird es über Betonaufkantungen dem Betreuungspersonal ermöglicht, dem Patienten Hilfestellung zu geben.

Fingerspitzengefühl: Überlaufrandsteine/ Beckenkopfformteile

Es ist selbstverständlich, dass die Verlegung von Rinnensteinen ein besonderes Maß an Genauigkeit erfordert – denn der präzise Einbau einer Überlaufrinne ist eine wesentliche Voraussetzung für eine optimal funktionierende Beckenhydraulik und Wasseraufbereitung.
Das Setzen der Beckenkopfformteile erfolgt in der Praxis meist mit Trasszementmörtel und Haftbrücke. Gelegentlich kommen Sonderlösungen wie z.B. das Setzen mit Epoxidharzmörtel zum Einsatz.

Nicht zu vergessen: Eindichten, Verlegen und Verfugen eines Bodenablaufs

Um Ausblühungen bei den späteren keramischen Bekleidungen zu vermeiden, ist eine solide Verbundabdichtung von großer Bedeutung. Bei Verlegung und Verfugung der Abdichtungen wird nicht nur Fliesenkleber, sondern auch Fugenmörtel verwendet. Diese sollten sowohl gegen das Beckenwasser (Trinkwasser, Thermalwasser, Sole, etc.) als auch gegen Chemikalien reichen, die zur Wasseraufbereitung und Sicherstellung der Hygiene nötig sind.

Hinweise zum Schwimmbadbau im Überblick:

– Sicherstellung eines von Anfang an effizienten wie zuverlässigen Gewerks ist von großer Bedeutung
– Schwimmbecken sind vor dem Befüllen gründlich mit chlorhaltigem Reiniger zu reinigen
– Nur eine Wasseraufbereitung mit Chlor als Desinfektionsmittel verhindert dauerhaft einen Mikroorganismenbefall.
– Es muss von Anfang an kontrolliert werden, dass die digitalen Anzeigewerte für freies Chlor und pH-Wert mit den realen Werten des Poolwassers übereinstimmen.
– Die Beckenumwälzung sollte ständig betrieben und auch nicht zu Nacht- oder Urlaubszeiten ausgeschaltet werden.
– Die Filteranlage ist das Herzstück einer funktionierenden Schwimmbadaufbereitung. Als Filtermedium dienen Quarzsand, Anthrazit oder Bimskies in definierten Korngrößen.
– Der Filter sollte zweimal wöchentlich für mind. fünf Minuten sorgfältig rückgespült werden.
– Der Bauherr ist auf die DIN 19643-1 „Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser“ hinzuweisen, auch wenn diese Vorgabe für den öffentlichen Bereich gilt.

Zusammenfassend kann die Bedeutung einer gut funktionierenden Wasseraufbereitung nicht oft genug betont werden. PH-Wert, Umwälzdauer, freier Chlorgehalt des Beckenwassers, Rückspülung der Filteranlage und regelmäßige mechanische Reinigung des Beckens etc. sind einzuhalten bzw. vorzunehmen – ansonsten ist es nur eine Frage der Zeit, bis Biofilme und Mikroorganismen auftreten.

Quelle: PCI, zur Sache 02


 

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