
Diese Fassadenbretter bestehen aus acetyliertem Holz der Marke „Accoya“. Foto: Rhodia Acetow
Verfahren der Holzmodifikation (2)
In Teil 1 dieses Beitrags haben wir bereits zwei Behandlungsmethoden kennengelernt, um einheimische Hölzer auf sanfte Weise dauerhafter zu machen: Thermoholz und furfuryliertes Holz (Marke Kebony). In Teil 2 geht es nun um acetyliertes Holz (Accoya) und „versteinertes“ Holz (Organowood). Auch diese Modifikationen machen Weichhölzer widerstandsfähiger für den Outdoor-Bereich und verleihen ihnen ähnliche Eigenschaften wie tropisches Hartholz.
Acetyliertes Holz wird mit ungiftiger, natürlicher Essigsäure (Acetylsäure) modifiziert. Die Holzzellen nehmen dadurch deutlich weniger Wasser auf. Anders als beim Thermoholz wird das Material durch die Behandlung aber nicht weicher. Zugleich nimmt es auch keine dunklere Farbe an. Es findet also nicht – wie bei Thermoholz und Kebony – eine optische Angleichung an tropische Edelhölzer statt. Trotzdem ist acetyliertes Holz ähnlich witterungsbeständig wie Tropenholz.
Das Verfahren ist zwar bereits seit den 1920er-Jahren bekannt, wird aber erst seit einigen Jahren im industriellen Maßstab angewandt. Federführend ist hier der niederländische Hersteller Accsys, der seit 2007 mit Essigsäureanhydrid behandeltes Kiefernholz unter dem Markenamen „Accoya“ vertreibt.
Accoya-Holz
Nach Angaben von Accsys behält Accoya-Holz seine helle Farbe, biete aber „ein höheres Leistungsniveau als herkömmliche Weichhölzer“ und übertreffe „oft sogar das der dauerhaftesten tropischen Harthölzer“. Das behandelte Holz werde haltbarer und wesentlich resistenter gegen holzzerstörende Mikroorganismen und Insekten – heißt es auf der Website www.accoya.com/de. Die Acetylierung erfolge nicht nur oberflächlich, sondern bis in den Kern des Holzes. Die Biegefestigkeit des Materials werde durch die Essigsäure nicht beeinträchtigt – es wird also nicht weicher. Die Härte sei sogar „leicht verbessert“.
Für Accoya verwendet der Hersteller ausschließlich Bäume aus FSC-zertifizierten Wäldern. Es handele sich um ein maßhaltiges Kiefernholz: Tests hätten gezeigt, dass Accoya nicht sichtbar anschwillt, schrumpft oder sich verformt und sich nur minimal bewegt. Es sei zudem in allen Klimazonen „sehr dauerhaft“ und erfülle in diesem Sinn die Anforderungen der Holzklasse 1 nach EN 350-1 und EN 335-1. Die erwartete Lebensdauer liege bei mindestens 70 Jahren. Eine Garantie gegen Fäulnis und Verfall gewährt Accsys für 50 Jahre beim Verbau ohne Erdkontakt sowie für 25 Jahre bei Kontakt mit dem Erdreich oder mit Süßwasser.
Der Hersteller empfiehlt Accoya insbesondere für Außenfassaden, aber auch für Fenster, (Außen)Türen, Terrassen und andere Outdoor-Bereiche sowie für Gartenmöbel. Auch der wassernahe Verbau, zum Beispiel für Stege, wurde in der Praxis schon vielfach umgesetzt. Laut der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (abZ) für Accoya-Schnittholz, die Anfang 2019 vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) ausgestellt wurde, darf das Material auch für tragende Holzbauteile in baulichen Anlagen der Nutzungsklassen 1 bis 3 verwendet werden.
Prozess der Acetylierung
Accoya-Holz wird vor der Modifikation im Ofen getrocknet, weil das Verfahren umso effizienter verläuft, je geringer der Feuchtigkeitsgehalt des Werkstoffs ist. Nach Angaben von Accsys enthält nicht modifiziertes Holz freie Hydroxylgruppen aus Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H), die bei wechselnden Witterungsbedingungen Wasser aufnehmen und abgeben. Durch den Acetylierungsprozess verändere sich die Struktur dieser OH-Gruppen derart, dass das Holz anschließend deutlich weniger Wasser aufnimmt.
Versteinertes Holz

„Versteinertes“ Holz bietet Fäulnisschutz und ist schmutz- und wasserabweisend. Foto: Organowood
Ein weiteres Modifikationsverfahren, um heimische Weichhölzer in Sachen Widerstandsfähigkeit und Dauerhaftigkeit auf das Level von Tropenholz zu bringen, stammt vom 2010 gegründeten schwedischen Unternehmen Organowood AB. Beim patentierten Organowood-Verfahren wird ein mit Wasser und natürlichen Pflanzenstoffen versetztes siliziumhaltiges Gesteinspulver in schwedisches Kiefernholz getrieben. Silizium ist ein Halbmetall, das natürlich in Gesteinen vorkommt. Die Erdkruste besteht zu etwa 25,8 Gewichtsprozent aus diesem Element.
Die verflüssigten, siliziumbasierten Mineralien werden unter hohem Druck an die Holzfasern gebunden. Wenn es Wind und Wetter ausgesetzt ist, erhält das Material im Laufe der Zeit einen silbergrauen Farbton – altert also auf natürliche Weise. Diese Optik ist aber nicht der einzige Grund, weshalb man bei dem Verfahren auch häufig von versteinertem Holz spricht. Als Vorbild für die Organowood-Technologie dient nämlich tatsächlich die natürliche Fossilisation, bei der Minerale in ein organisches Material wie Holz eindringen und dieses mineralisieren – also sozusagen versteinern.
Fäulnis- und Flammschutz zugleich
Nach Angaben von Organowood führt die Silizium-Behandlung im Holz zu einem Umfeld, in dem Fäulnispilze nicht gedeihen. Neben diesem Fäulnisschutz optimiere das Verfahren aber auch den Flammschutz des Materials und wirke schmutz- und wasserabweisend. Organowood bietet seine modifizierten Hölzer in Form von Terrassendielen und Fassadenprofilen an. Darüber hinaus gibt es aber auch ein Konstruktionsholz-Sortiment (Kanthölzer, Pfosten, Latten).
Bei der Behandlung kommen nach Herstellerangaben „keine als umwelt- oder gesundheitsschädlich klassifizierten Stoffe zum Einsatz, sondern ausschließlich natürliche Mineralien und Fruchtstoffe“. Das Verfahren ist also nicht zu verwechseln mit der herkömmlichen Kesseldruckimprägnierung, bei der Schutzsalze in das Holz gepresst werden, die in der Regel auch Metalle wie Chrom oder Kupfer enthalten und somit schädlich für Umwelt und Gesundheit sein können.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
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freierjournalist@rolandgrimm.com
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