RM Rudolf Müller
Das Fermacell-System „Therm25“ besteht aus zwei Lagen Gipsfaserplatten.  Foto: Yanik Bürkli Fotografie

Das Fermacell-System „Therm25“ besteht aus zwei Lagen Gipsfaserplatten.  Foto: Yanik Bürkli Fotografie

Boden und Wand
28. März 2023 | Artikel teilen Artikel teilen

Fußbodenheizungen in Trockenbauweise

In gedämmten Häusern genügt in der Regel eine Niedertemperatur-Flächenheizung. Integriert im Fußboden verbindet sie Energieeffizienz und Wellness, da sie mit ihrer sanften Strahlungswärme für wohlige Fußwärme bei geringen Vorlauftemperaturen sorgt. Der Einbau in Nassestrich ist allerdings teuer. Doch es gibt auch kosten- und zeitsparende Fußbodenheizungen in Trockenbauweise.

Fußbodenheizungen werden in Deutschland am häufigsten mit wassergeführten Kunststoff-Rohren ausgeführt, seltener mit elektrisch betriebenen Heizkabeln. Beim Einbau in Nassestrich verlegt man die Rohre schlaufen- oder schneckenförmig über den gesamten Unterboden, anschließend gießt man den Estrich darüber.

Dann heißt es warten: Bei Zementestrich dauert es etwa vier Wochen, bis er ausreichend getrocknet und durchgehärtet ist. Calciumsulfat-Estriche benötigen nur etwa die Hälfte der Zeit bis zur Belegreife. Moderne Schnellestriche trocknen allerdings rascher – hier sind die herstellerspezifischen Angaben zum Aushärtungsverhalten zu beachten.

Schnellerer Baufortschritt

Wird die Fußbodenheizung dagegen mit Trockenestrich-Elementen kombiniert, geht es alles noch mal deutlich schneller. Solche Elemente sind nach dem Einbau nämlich sofort begehbar und können daher gleich mit Oberbelägen versehen werden.

Die Trockenestrichplatten wiegen zudem viel weniger als ein typischer Nassestrichbelag, und es sind niedrigere Einbauhöhen möglich. Beides ist insbesondere bei der Sanierung von Altbaudecken von Vorteil, da hier der Spielraum für schwere Auflasten oft gering ist. Bei einer Trockenbaulösung lassen sich zudem Revisionsklappen in den Boden integrieren. Das ermöglicht einen einfachen Zugang zu den Heizelementen, falls mal Reparaturarbeiten notwendig sind.

Doch auch Trockenestrich ist nur dann ohne viel Aufwand zu verlegen, wenn der vorhandene Untergrund eben genug für die Platten ist. Ansonsten muss man mit Schüttungen oder Spachtelmassen erst einmal für eine plane Grundlage sorgen. Je nachdem, wie arbeitsintensiv eine solche Unterbodenvorbereitung ist, kann es unter Umständen doch effektiver sein, einen selbstnivellierenden Fließestrich einzubauen.

Bei der Montage einer Fußbodenheizung in Trockenbauweise ist ferner zu beachten, dass klassische Trockenstrich-Elemente nicht so hohe Temperaturen vertragen wie Nassestrichböden. Von einer Trockenbau-Fußbodenheizung der „Marke Eigenbau“ ist allerdings ohnehin abzuraten. Zumal es genügend langjährig erprobte Komplettsysteme gibt. Über die Temperaturverträglichkeit der Systembestandteile muss man sich bei solchen Produkten jedenfalls keine Sorgen machen.

Systeme mit Gipsfaserplatten

Die Variotherm-Noppenplatte aus Gipsfaser lässt sich einfach verlegen und mit der Füllmasse beschichten. Fotos (2): Variotherm

Die Variotherm-Noppenplatte aus Gipsfaser lässt sich einfach verlegen und mit der Füllmasse beschichten. Fotos (2): Variotherm

Zu den Pionieren der Trockenbau-Fußbodenheizungen gehört der österreichische Anbieter Variotherm. Seit 2002 bietet der Hersteller mit „Vario-Komp“ ein System, das sich dank der sehr geringen Aufbauhöhe von lediglich 20 mm bestens für den nachträglichen Einbau im Altbau eignet. Es basiert auf speziellen Gipsfaserplatten, die man direkt auf dem vorhandenen Unterboden verlegen kann, sofern dieser ausreichend eben ist. Unter den nicht brennbaren Platten kann man bei Bedarf auch noch zusätzlich eine Dämmunterlage aus Hartschaum oder Holzfaser verlegen.

Die Gipsfaserplatten des Variotherm-Systems verfügen an ihrer Oberfläche durchweg über eine Noppenstruktur. In die vertieften Zwischenräume rund um die erhabenen Noppen lassen sich Heizungsrohre einfach und schnell in gleichmäßigen Abständen von 10 cm einklemmen. Anschließend wird die Trockenbau-Bodenplatte inklusive der Heizungsrohre mit einer gut wärmeleitfähigen und schnell trocknenden Füllmasse auf Gipsbasis überdeckt. Die Verlegung des abschließenden Bodenbelags kann meist bereits 24 Stunden später beginnen.

Ein ähnliches Produkt bietet auch der Trockenbau-Spezialist Fermacell – eine Marke der James Hardie Europe GmbH. Zu dessen Fußbodenheizsystem „Therm25“ gehört ebenfalls eine spezielle Gipsfaserplatten, deren Oberseite über „Umlenknuten“ zum Einlegen von Heizungsrohren verfügt (siehe Foto ganz oben). Anders als bei Variotherm beschichtet man diese anschließend aber nicht mit einer Füllmasse.

Stattdessen kommt eine weitere Gipsfaserplatte als Lastverteilungsschicht zum Einsatz. Diese wird auf dem darunterliegenden Heizelement verleimt und geschraubt beziehungsweise verklammert. Vorteil: Auf der oberen Trockenbauplatte lassen sich die abschließenden Bodenbeläge sofort verlegen – ohne weitere Trocknungszeit. Nachteil: Die Aufbauhöhe ist mit 35 mm etwas höher.

EPS als Heizrohrträger

Beim System „Siccus 14“ befinden sich die Heizrohre in einer EPS-Platte mit Aluminium-Wärmeabgabeplatten. Fotos (2): Uponor GmbH

Beim System „Siccus 14“ befinden sich die Heizrohre in einer EPS-Platte mit Aluminium-Wärmeabgabeplatten. Fotos (2): Uponor GmbH

Der grundsätzliche Unterschied zwischen einer „trockenen“ und einer „nassen“ Fußbodenheizung besteht darin, dass man bei der trockenen Variante auf die Heizelemente keinen Nassestrich aufbringt. Stattdessen kommen Trockenbauplatten als Lastverteilungsschicht zum Einsatz. Das können Gipsfaserplatten sein, aber zum Beispiel auch Holzwerkstoffe oder Glasfaserplatten. Beim oben vorgestellten Variotherm-System werden die Aufgaben Lastverteilung und Heizrohraufnahme von ein- und derselben Platte erledigt. Auch das funktioniert also und ermöglicht eine besonders geringe Aufbauhöhe.

Es gibt mittlerweile zahlreiche Systeme für Trockenbau-Fußbodenheizungen am Markt, die wir an dieser Stelle nicht alle vorstellen können. Nicht immer werden die Heizrohre selbst in eine klassische Trockenbauplatte integriert. Es gibt viele Alternativlösungen. Beim System „Siccus 14“ des Herstellers Uponor beispielweise befinden sich die Rohrkanäle in einer Bodenplatte aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum (EPS). Sofern keine zusätzliche Dämmunterlage erforderlich ist, wird diese direkt auf dem ebenen Rohfußboden verlegt.

Auf der Oberfläche der EPS-Platte liegen zudem metallische Wärmeabgabeplatten auf. Diese Aluminiumbleche kleiden auch die Rohrkanäle aus (siehe Foto) und sollen die Wärmeabgabe nach oben optimieren. Die Hartschaumplatte wird beim Uponor-System mit einer 0,2 mm dicken PE-Folie als Dampfsperre abgedeckt. Darauf verlegt man anschließend Trockenestrichplatten als Lastverteilungsschicht. Falls keine Trockenbau-Fußbodenheizung geplant ist, lässt sich derselbe Systemunterbau alternativ auch mit einem Nassestrich kombinieren.

Auswahl des Oberbelags

Bei der Wahl des obersten Bodenbelags verursachen Fußbodenheizungen übrigens gewisse Einschränkungen, die aber weniger groß sind, als manch einer denken mag. Im Prinzip kann man auf der Flächenheizung auch Teppiche verlegen, zumindest solche, die sich laut Herstellerangaben dafür eignen.

Klar ist aber auch, dass insbesondere Natursteine und Fliesen beziehungsweise Estrichziegel die Wärme schneller an den Raum abgeben als Teppichware. Auch Laminat und Parkett haben eine höhere Wärmeleitfähigkeit. Zu beachten ist ferner, dass die Wärmeübertragung umso länger dauert, die Heizung also umso träger reagiert, je dicker die Belagsabdeckung auf der Fußbodenheizung ausfällt.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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