
Raum-in-Raum-Zellen lassen sich schnell und flexibel montieren. Foto: Saint-Gobain Rigips GmbH
Raum-in-Raum-Lösungen im Trockenbau
Raum-in-Raum-Konstruktionen in Trockenbauweise sind eine schnell zu realisierende und wirtschaftliche Lösung zur Errichtung freitragender Raumzellen in Bestandsgebäuden oder auch Neubauten. Sie eignen sich ideal überall dort, wo große Räume oder Hallen in kleinere Nutzungseinheiten unterteilt werden sollen.
Der Gipsbaustoffhersteller Rigips nennt als typische Einsatzbereiche für seine Raum-in-Raum-Lösungen beispielsweise Produktions- und Lagerhallen, Ausstellungsräume, Empfangshallen, aber auch großzügige Wohnbereiche. Die flexiblen Raumzellen bestehen aus einer Stahlprofil-Unterkonstruktion, die beidseitig mit Gipsplatten beplankt wird. Da es auch Spezial-Gipsplatten mit besonderen Leistungsmerkmalen in Sachen Brand-, Schall- und Feuchteschutz gibt, lassen sich die Raumzellen an unterschiedlichste Anforderungsprofile anpassen. Zwischen die Platten kann man zudem Dämmstoffe integrieren.
Raum-in-Raum-Konstruktionen ermöglichen beispielsweise den Einbau von Büroräumen („Meisterbüros“) oder Laboren in unmittelbarer Produktionsnähe, die flexible Unterteilung größerer Flächen in Museen und Showräumen oder die Realisierung ruhigerer Arbeits- und Besprechungsräume in Großraumbüros. Auch die schalldämmende Einhausung elektrischer Anlagen oder Maschinen in Industriebetrieben lässt sich nach Rigips-Angaben mit Raum-in-Raum-Konstruktionen in Trockenbauweise realisieren.
Raumzellen in alter Montagehalle

In Wiesloch-Walldorf wurde eine leerstehende Montagehalle mit Raumzellen in Stahl-Leichtbauweise ausgestattet. Foto: Knauf/ Roger Schwarz
Der Trockenbauspezialist Knauf bietet sogar zwei unterschiedliche Systeme, mit denen sich Raum-in-Raum-Lösungen konstruieren lassen: Neben der „Cubo“-Regellösung für Standard-Raumzellen gibt es noch das stabilere Stahl-Leichtbau-System „Knauf-Cocoon“. Zu diesem gehören besonders stark belastbare Stahlprofile, die auch im Außenbereich standsichere Trockenbauzellen ermöglichen. Damit lassen sich auch Aufstockungen auf Bestandsgebäuden oder sogar tragende Außenwandkonstruktionen im Neubau realisieren.
Die stabilen Cocoon-Profile spielten auch eine große Rolle beim neuen Innovationszentrum der Heidelberger Druckmaschinen AG, das vor ein paar Jahren in einer damals leerstehenden Montagehalle in Wiesloch-Walldorf realisiert wurde. Anstatt die Halle, in der das Unternehmen früher Druckmaschinen produzierte, abzureißen und komplett neu zu bauen, wurde die Gebäudehülle architektonisch ertüchtigt und die 40.000 qm große Innenfläche mit feuerbeständigen Leichtbauwänden in vier Bereiche unterteilt. In einem dieser Bereiche – dem so genannten Laborbereich – entstanden auf Basis der Stahl-Leichtbau-Profile von Knauf fünf große „Räume im Raum“.
Die in die alte Halle integrierte Laborlandschaft aus Rein- und Testräumen realisierte die Lindner SE als Raum-in-Raum-System auf Basis von Cocoon-Transformer-Profilen. Die fünf ineinander verschachtelten und größtenteils mit begehbaren Decken versehenen Räume sind bis zu 4 m hoch, die Deckenspannweite reicht bis zu 10 m. Das überschreitet deutlich die Zulassungsparameter der Raum-in-Raum-Regellösung Knauf Cubo. Die Beplankung mit Hartgipsplatten (Knauf Diamant) und der in das Stahlgerüst integrierte Dämmstoff ermöglichten es zudem, die schalltechnischen Vorgaben (> 40 dB) einzuhalten.
Einfach und flexibel

Je nach Bedarf lassen sich die Raumzellen freitragend, in einer Ecke oder entlang von Massivwänden planen. Foto: KARA Trockenbau GmbH
Der typische Aufbau von Raum-in-Raum-Lösungen umfasst eine Unterkonstruktion aus Stahlprofilen, die man dann beidseitig mit Gipsplatten beplankt, in der Regel zweilagig auf beiden Seiten. Mit dieser Bauweise sind Trockenbauer bereits bestens vertraut, denn sie unterscheidet sich im Grundsatz nicht von der Errichtung klassischer Trockenbau-Innenwände – auch die eingesetzten Materialien sind im Prinzip dieselben. Die benötigten Komponenten sind in der Regel beim Fachhandel erhältlich und zudem vergleichsweise kostengünstig.
Raum-in-Raum-Lösungen in Trockenbauweise lassen sich also einfach und schnell realisieren – zumindest, wenn man den Aufwand mit der Arbeit vergleicht, die eine Raumzelle in Massivbauweise erfordern würde. Die Trockenbaukonstruktion bringt zudem kaum Wasser ins Gebäude ein, sodass die Trocknungszeiten vergleichsweise gering ausfallen. Feuchtigkeit wird eigentlich nur durch das Verspachteln der Gipsplatten eingebracht und natürlich durch die Art der finalen Wand- und Deckenbeschichtung (Tapeten, Anstriche, Keramikfliesen, Putze).
Ein weiterer Vorteil der Trockenbau-Raumzellen ist das geringe Gewicht der Systeme. In Altbauten, die nur geringe zusätzliche statische Lasten erlauben, kann das der entscheidende Faktor dafür sein, dass in vorhandenen Gebäudehüllen einer Neunutzung mit veränderten Raumstrukturen überhaupt erst möglich wird. Die schlanken Querschnitte der Trockenbauwände tragen zudem dazu bei, dass der vorhandene Raum optimal genutzt wird.
Raum-in-Raum-Systeme sind zudem äußerst flexibel: Sie lassen sich nicht nur schnell aufbauen, sondern auch zügig wieder demontieren. Flexibel ist nicht zuletzt die Platzierung der Zellen. Sie können mitten im Raum stehen, aber auch der Aufbau an einer vorhandenen Massivwand oder in einer Ecke des Gebäudes ist möglich. Unter Umständen kann man dann auf eine oder sogar zwei Trockenbauwände verzichten.
Typische Abmessungen

Standard-Dimensionierung von „RigiRaum“-Raumzellen. Grafik: Rigips
Der Hersteller Rigips vermarktet seine Raumzellen-Konstruktionen unter der Marke „RigiRaum“. In der neuen Broschüre „RigiRaum von Rigips – Freitragende Raumzellen mit System“ informiert der Trockenbauspezialist ausführlich über seine vielseitigen Raum-in-Raum-Lösungen. Auf rund 70 Seiten fasst die Infoschrift unter anderem alle technischen Grundlagen zu Aspekten wie Planung, Aufbau, Standsicherheit oder Brandschutz zusammen.
Beim Rigi-Raum-System dürfen die Zellenwände eine maximal zugelassene Breite von 5 m und eine Länge von 10 m nicht überschreiten. Das Seitenverhältnis Breite zu Länge muss zwischen 1:1 und 1:2 liegen. Die maximal zulässige Wandhöhe beträgt 4 m. Die Deckenspannweite (siehe Grafik) ist in der Regel auf maximal 5 m begrenzt. Rigips weist darauf hin, dass Planer objektbezogen von diesen Maximalabmessungen auch abweichen können, dann allerdings sei ein separater Standsicherheitsnachweis erforderlich.
Auch der Einbau von Türen und Fenstern beziehungsweise sonstiger Verglasungen ist bei Raum-in-Raum-Lösungen natürlich möglich. Dabei sind bestimmte Maßvorgaben der Hersteller zu beachten. Bei den Rigi-Räumen muss der Abstand von Wandöffnungen zu den Ecken der Raumzelle mindestens 625 mm betragen. Derselbe Abstand ist auch zwischen zwei Wandöffnungen einzuhalten.
Bei Raumzellen in Standardbauweise sind die Decken nicht besonders stark belastbar – ständige Auflasten sind daher zu vermeiden. Gleichwohl müssen auch diese Decken für Wartungszwecke zumindest temporär betretbar sein („bedingte Begehbarkeit“). Nach Angaben von Knauf bezieht sich der Begriff bedingte Begehbarkeit auf „eine kurzzeitige Zusatzbelastung der Decke durch circa zwei Personen, die das System beispielsweise zu Wartungs- und Revisionszwecken temporär betreten“. Wie oben bereits ausgeführt, gibt es aber auch Raum-in-Raum-Systeme mit deutlich belastbareren Decken.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
In gedämmten Häusern genügt in der Regel eine Niedertemperatur-Flächenheizung. Integriert im Fußboden verbindet sie Energieeffizienz und Wellness, da sie mit...
mehr »
Der Verein WIR für Ausbau und Trockenbau e.V. setzt sich seit 2016 für den Fortbestand offener Systeme im Aus- und...
mehr »
Eine Brandwand ist ein raumabschließendes Bauteil, das bei einem Gebäudebrand in der Lage sein muss, die Brandausbreitung auf andere Gebäude oder andere Räume über einen Zeitraum von mindestens 90 Minuten zu verhindern. Vor allem nicht tragende, innere Brandwände werden auch häufig in Trockenbauweise gebaut. ...
mehr »