RM Rudolf Müller
Das Foto zeigt eine Mineraldecke von Knauf Ceiling Solutions in einem Gymnasium. Foto: Sergiy Kadulin

Das Foto zeigt eine Mineraldecke von Knauf Ceiling Solutions in einem Gymnasium. Foto: Sergiy Kadulin

Trockenbau
21. September 2022 | Artikel teilen Artikel teilen

Was sind Mineraldecken?

Unter Mineraldecken versteht man abgehängte Deckenkonstruktionen aus so genannten Mineralplatten. Sie werden – neben optischen Kriterien – häufig eingesetzt, um den Brand- und Schallschutz im Raum zu verbessern. Manche Deckenhersteller bieten auch spezielle Mineraldecken mit optimierten Hygieneeigenschaften an, die zum Beispiel in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Laboren zum Einsatz kommen.

Mineralplatten bestehen aus Mineralwolle (Stein- oder Glaswolle), mineralischen Füllstoffen wie Perlite und Ton sowie organischen Bindemitteln wie zum Beispiel Stärke. Die Produktion der Platten erfolgt gemäß DIN 18177-1 im Nassfilz-Verfahren („wet felt“). Die Rohstoffe werden dabei unter Beimischung von Wasser zu einem Brei gemischt, aus dem man dann die Platten formt. Am Ende des Trocknungsprozesses erhält man ein festes Plattenmaterial.

Die DIN-Norm 18177-1 regelt die Werkstoffeigenschaften und Prüfverfahren für im Nassverfahren hergestellte Mineralplatten. Die genauen Inhaltsstoffe dagegen sind nicht genormt, können also von Hersteller zu Hersteller variieren. Die Produzenten liefern die Platten in der Regel mit fertiger Oberflächenbehandlung (zum Beispiel gestrichen), sodass keine Nachbehandlung auf der Baustelle notwendig ist. Die Produkte lassen sich nageln, schrauben, tackern und kleben, häufig werden sie aber auch nur lose in ein abgehängtes Deckenraster aus Metallprofilen eingelegt.

Vielfältige Funktionen und Oberflächen

Mineralplatten gibt es in verschiedenen Formaten. Foto: Sergiy Kadulin

Mineralplatten gibt es in verschiedenen Formaten. Foto: Sergiy Kadulin

Da Mineraldecken Mineralwolle enthalten, verbessern sie den Brandschutz im Gebäude, denn die aus Steinen oder Glas gewonnenen Fasern sowie die anderen mineralischen Inhaltstoffe sind nicht brennbar.

Manche Hersteller bieten auch Platten, die werkseitig mit einem Vlies – zum Beispiel aus Glasfaser – beschichtet sind. Dann erfüllen die daraus hergestellten Deckenkonstruktionen auch die Funktion von Akustikdecken. Dasselbe gilt für gelochte beziehungsweise mikroperforierte Mineralplatten.

Über eine Beschichtung aus glattem Akustikflies verfügen auch die Mineralplatten der Akustikreihe von Knauf Ceiling Solutions (siehe Fotos). Sie werden in mehreren Formaten und Dicken sowie mit unterschiedlichen Schallschutzeigenschaften angeboten. Die akustischen Spitzenmodelle des Herstellers sind die Mineralplatte „Thermatex Alpha One“ mit einem Schallabsorptionswert von αw= 1,00 und die „Thermatex dB Acoustic Platte“, die sogar bis zu 43 dB Schall „schluckt“ – wobei sich dieser Wert auf die Schallübertragung zwischen angrenzenden Räumen über einen gemeinsamen Deckenhohlraum bezieht (Längsschalldämmung).

Die Vliesbeschichtung dieser Akustikdecken ist sogar abwischbar. Die strahlend weißen Oberflächen der Deckenplatten sorgen laut Hersteller dafür, dass Tageslicht zu 88 % reflektiert wird. Das lässt Räume heller wirken und hilft Energiekosten zu senken.

Bei der Beschichtung von Mineraldecken muss es sich aber nicht zwangsläufig um ein (akustisch wirksames) Vlies handeln. Es gibt auch Platten mit aufkaschierter Aluminium-, Kunststoff- oder Papierfolie. Sogar Furnier-Beschichtungen sind erhältlich. Außerdem gibt es besandete und besprenkelte, geprägte sowie mit unterschiedlichsten Mustern verzierte Produkte. Die Platten lassen sich zudem bedrucken.

Sonderform „Hygienedecke“

Die Hygienedecke „Humancare“ wird unter anderem in Krankenhäusern und Pflegeheimen eingesetzt.  Foto: OWA

Die Hygienedecke „Humancare“ wird unter anderem in Krankenhäusern und Pflegeheimen eingesetzt.  Foto: OWA

Auch abgehängte Mineraldecken mit optimierten Hygieneeigenschaften werden angeboten. Deren Oberflächen lassen sich bedenkenlos immer wieder von Neuem reinigen und sogar desinfizieren – sowohl trocken als auch feucht. Typische Einsatzbereiche solcher „Hygienedecken“ sind Krankenhäuser, Senioren- und Pflegeheime, Labors sowie alle anderen Bereiche, für die hohe hygienische Anforderungen gelten.

Der Deckenspezialist OWA bietet zum Beispiel die Hygienedecke „Humancare“ – eine vlieskaschierte Mineraldecke, die sich desinfizieren sowie trocken und feucht reinigen lässt und die zugleich die Raumakustik optimiert. Laut Hersteller hilft das dabei, das Wachstum von Bakterien, Pilzen, Keimen und Noro-Viren (Auslöser von Magen-Darm-Grippen) sowie multiresistenten Krankenhauskeimen einzudämmen.

Von Reinigungspraktiken wie Wischscheuern oder den Einsatz von Hochdruckreinigern rät OWA bei der vlieskaschierten Produktvariante allerdings ab. Dafür hat der Hersteller andere Produkte im Programm – beispielsweise die „OWAlux“-Deckenplatten. Dabei handelt es sich um Mineralplatten mit glatter Folienkaschierung, die auch Reinigungsvarianten der „härteren Sorte“ standhalten. Beim Einsatz von Hochdruckreinigern ist allerdings darauf zu achten, dass die Fugenbereiche zwischen den Deckenplatten sowie Anschlüsse an angrenzende Bauteile mit geeigneten Dichtungsbändern ausgestattet sind.

Der Ausdruck „Hygienedecke“ ist übriges kein genormter Begriff. Und Produkte, die unter dieser Bezeichnung vermarktet werden, bestehen keinesfalls immer aus Mineralplatten. Stattdessen kommen für Hygienedecken häufig auch Platten aus Metall oder Kunststoff zum Einsatz.

Dieser Text ist eine Erweiterung des ursprünglichen BaustoffWissen-Beitrages „Was sind Hygienedecken“ von Juni 2020.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

Was sind Hohlkörperdecken?

Sowohl im Objekt- als auch im Wohnungsbau ist die Stahlbetondecke heute die am meisten verbreitete Deckenart. Zu ihren Vorteilen zählt...

mehr »
 

Gebäudedecken: Von Holzbalken zum Holz-Beton-Verbund

Holzbalkendecken waren in Wohnbauten bis weit in die 1950er-Jahre die vorherrschende Deckenkonstruktion. Danach wurden sie zunehmend von Stahlbetondecken verdrängt. Vor...

mehr »
 

Wann ist eine Deckenheizung sinnvoll?

Beim Thema Flächenheizungen haben wir uns bisher mit Systemen für den Fußboden und die Wand beschäftigt. Doch es gibt noch...

mehr »
Nach oben
nach oben