
Mangelhafte Abdichtungsversuche können für erhebliche Gebäudeschäden sorgen. Foto: Bostik
Abdichtungen: Bausubstanz schützen
Abdichtungen übernehmen im Bereich des Bauhandwerks eine der wichtigsten Aufgaben: den Schutz vor Feuchtigkeit. Diese wirkt in unterschiedlichster Form und Art auf das Bauwerk ein. Im Fachbeitrag wird unter anderem erläutert, welche unterschiedlichen Abdichtungen es gibt.
Abdichtungen sind eine der elementarsten handwerklichen Arbeiten am Gebäude. Leider werden sie aber viel zu oft unterschätzt, was häufig zu sehr teuren und aufwändigen Sanierungen führt. Bauwerksabdichtungen haben die Aufgabe, den Baukörper und die Bausubstanz trocken zu halten. Sie werden zum Beispiel als Kelleraußenabdichtungen, Sockelabdichtungen, Abdichtungen im Verbund unter Fliesen und Platten, Abdichtungen von Balkonen und Terrassen eingesetzt. Durch ihren Einsatz werden auch die Folgen von Feuchtigkeitsschäden wie Schimmel sowie Salzausblühungen verhindert. Wasser ist einer der größten Schadenverursacher im Baubereich.
Die Bauwerksabdichtungsarbeiten werden in der DIN Reihe 18531 – 18535 geregelt. Im Einzelnen sind dies die:
- DIN 18531: Abdichtungen für genutzte und nicht genutzte Dächer
- DIN 18532: Abdichtungen für befahrbare Verkehrsflächen aus Beton
- DIN 18533: Abdichtungen für erdberührte Bauteile
- DIN 18534: Abdichtungen für Innenräume
- DIN 18535: Abdichtungen für Behälter und Becken
Zwei bekannte und bewährte Abdichtungstechnologien sind die kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen (PMBC) und die rissüberbrückenden mineralischen Dichtungsschlämmen (MDS).
Kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen sind Massen aus in Wasser gelöstem Bitumen, zusätzlich gefüllt mit Fasern, Polystyrol oder ähnlichen Stoffen, sodass eine pastöse Masse als Verarbeitungsprodukt vorliegt. Die Dickbeschichtungen werden von Hand gespachtelt oder maschinell gespritzt. Es gibt sie als ein- und zweikomponentige Massen. Ihre Festigkeiten erreichen die einkomponentigen Produkte durch Trocknung, während die zweikomponentigen mittels chemischer Reaktion aushärten. Ihre Hauptverwendung finden die kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen in der Kelleraußenwandabdichtung, also im erdberührten Bereich. Vorteile, die die Bitumendickbeschichtungen auszeichnen, sind ihre hohe Flexibilität und ihre hohe Rissüberbrückung.
Rissüberbrückende mineralische Dichtungsschlämmen sind zementgebundene mineralische Produkte mit einem Kunststoffanteil. Die Produkte sind streich-, spachtel- und auch maschinell verarbeitbar. Ihre Festigkeiten erhalten die Dichtungsschlämmen durch das hydraulische Abbinden der enthaltenen Zemente. Aufgrund ihres Bindemittels sind flexible Dichtungsschlämmen nach ihrer Aushärtung überputz- und überstreichbar. Auch ein belegen mit Fliesen und Platten ist möglich. Zu der schon genannten Flexibilität haben mineralische Dichtungsschlämmen noch eine hohe Druckfestigkeit. Dies ermöglicht den Einsatz als Abdichtung in und unter Wänden als Horizontalabdichtung am Wandfußpunkt.
Die reaktiven- oder Hybridabdichtungen wie zum Beispiel „Turbotec 2K+“ von Bostik, vereinen die Vorteile der beiden genannten Abdichtungen in einem Produkt. Die Einsatzmöglichkeiten werden um einige Bereiche erweitert.
Eine Reaktivabdichtung ist ein Gemisch aus hydraulisch abbindenden Bestandteilen, mineralischen Zuschlägen und organischen Zusätzen sowie Polymerdispersionen in pulverförmiger oder flüssiger Form. Das Produkt ist normalentflammbar, Baustoffklasse B 2 nach DIN 4102-1 beziehungsweise E nach EN 13501-1. Es ist bitumen- und lösemittelfrei.
Die diffusionsoffene Reaktivabdichtung ist flexibel, rissüberbrückend und druckfest. Im Vergleich zu konventionellen Abdichtungen findet auch bei niedrigen Temperaturen und widrigen Umständen eine zügige Durchhärtung statt. Bereits nach zwei Stunden ist die Abdichtung regenfest und nach 16 Stunden mit Wasserdruck belastbar, was Folgearbeiten und das Anfüllen besser planbar werden lässt.
Da es sich um eine mineralische Abdichtung handelt, können Reaktivabdichtungen mit Dispersionsfarben und Putzen überarbeitet werden. Der ausführende Unternehmer muss im besten Falle nicht mehr verschiedene Abdichtungsmaterialien vorhalten, womit, zum Beispiel im Sockelbereich, kein Materialwechsel notwendig ist. Durch die leichte und sehr geschmeidige Verarbeitung lassen sich auch schwierige Details, wie Innen- und Außenecken, Fußpunkte bei aufgehenden Wänden, Rohrdurchführungen, Übergänge usw. einfach und sicher in eine Flächenabdichtung integrieren.
Viele Abdichtungsarbeiten können mit Reaktivabdichtungen ausgeführt werden:
- Abdichtungen im erdberührten Bereich, Sockel und Querschnittsabdichtung in und unter Wänden im Sinne der DIN 18533-3 für die Wassereinwirkungsklassen W1.1-E, W1.2-E, W2.1-E, W3-E,W4-E.
- Abdichtungen von Loggien, Laubengängen und Balkonen im Sinne der DIN 18531- 5
- Abdichtungen von Innenräumen im Sinne der DIN 18534 für die Wassereinwirkungsklassen W0-I bis W3-I (ohne chemische Belastung)
- Abdichtungen von Becken und Behältern im Sinne der DIN 18535 für die Wassereinwirkungsklassen W1-B und W2-B (Füllhöhe bis 6 Meter)
- Abdichtungen in der Bauwerkserhaltung im Sinne der WTA Merkblätter 4-6 Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile und 4-9 Nachträgliches Abdichten und Instandsetzen von Gebäude- und Bauteilsockeln
dazu einsetzbar als Karbonatisierungsbremse auf Betonflächen, Fixierung von Perimeterdämmplatten, Sanierung von alten Bitumenabdichtungen, Haftbrücke für mineralische Putzsysteme
Geeignete Untergründe für die Reaktivabdichtung sind zum Beispiel Mauerwerk aus Ziegeln, Hohlblöcken und Vollsteinen/-blöcken, aus Leichtbeton und Beton, Hüttensteine, Kalksandsteine, Porenbetonsteine, Schalungsteine aus Beton, Mischmauerwerk, Beton/Stahlbeton, Putz usw. Weiterhin auch vorhandene festansitzende Anstriche und Beschichtungen auf Bitumenbasis, alte vorhandenen mineralische Dichtschlämmen und festanliegende Fliesenbeläge.
Reaktivabdichtungen sind ein Problemlöser an der Baustelle. Insbesondere wird dies deutlich im Bereich der Sockelabdichtung. Diese soll verhindern, das Feuchtigkeit aus Regen, Spritzwasser, anstauendes Wasser und Bodenfeuchte in die Konstruktion des Bauwerkes eindringen kann. Die Sockelabdichtung verhindert aufsteigende Feuchtigkeit in den Wänden, Unterwanderung des Fußbodenaufbaus durch Feuchtigkeit und sorgt dafür, dass die Baustoffe trocken bleiben, ihre Wärmedämmleistung aufrecht und Schimmelbildung verhindert wird. Insbesondere da die Architekten und Planer die Konstruktionen von Wohnhäusern, Bürogebäuden, Geschäftshäusern, Werkstätten, Fabriken usw. barrierefrei planen und gestalten, kommt der Sockelabdichtung gerade in Verbindung mit der Abdichtung von Eingangstüren, bodentiefen Fenstern sowie Terrassentüren eine weitere besondere wichtige Aufgabe zu.
So kommen bei diesem sensiblen Bauteil die Vorteile einer Reaktivabdichtung besonders zur Geltung. Durch die einfache Verarbeitung gelingt es, in diesem Bereich alle Konstruktionsarten von Sockelausbildungen sicher abzudichten. Durch die nahtlose, in einem Stück ausgeführte Abdichtung wird auch der weitere Aufbau beziehungsweise Anschluss von Türen und bodentiefen Fenstern an und auf der Abdichtung nicht zur Problemzone.
Aufgrund der hohen Druckfestigkeit kann das Material bei zweischaligem Mauerwerk unter Klinkeraufstandsflächen eingesetzt werden. Bedingt durch die mineralische Basis kann bei einschaligem Mauerwerk auf der Abdichtung ein Putz aufgebracht oder ein WDVS verarbeitet werden.
Zum Autor

Friede Schoone ist Anwendungstechnischer Fachberater beim Unternehmen Bostik.
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