RM Rudolf Müller
Das „Mercator One“ steht vorm Duisburger Hauptbahnhof (rechter Bildrand). Alle Fotos: Agrob Buchtal GmbH / Jochen Stüber

Das „Mercator One“ steht vorm Duisburger Hauptbahnhof (rechter Bildrand). Alle Fotos: Agrob Buchtal GmbH / Jochen Stüber

Objektberichte
31. Mai 2021 | Artikel teilen Artikel teilen

Entrée zur Innenstadt

In Duisburg verläuft die A 59 direkt am Rande der Innenstadt – wenige Meter neben dem Hauptbahnhof. Seitdem die tiefliegende Autobahnschneise mit einem Betondeckel versehen wurde, bekommen Reisende davon aber kaum noch etwas mit. Durch die Maßnahme entstand auch Raum für neue Architektur. Kürzlich fertiggestellt wurde das Bürogebäude Mercator One – nach Plänen des Hamburger Büros Hadi Teherani Architects. Im Innenbereich kamen Keramikfliesen von Agrob Buchtal zum Einsatz.

Seit die A 59 vor einigen Jahren abgedeckt wurde, treffen Reisende beim Verlassen des Duisburger Hauptbahnhofs nicht mehr auf tosenden Verkehr und parkende Autos. Sie werden vielmehr von einem weitläufigen Platz empfangen, der mit Wasserspielen, Magnolienbäumen, einer Veranstaltungsfläche und eigens gestalteten Sitzmöbeln zum Verweilen einlädt.

Am Rande der Freifläche befand sich zweitweise ein Parkplatz, der nun überbaut wurde. Neuerdings trifft das Auge an diesem Entrée zur Innenstadt auf spektakuläre moderne Architektur: Die fächerartig verschwenkte Fassade des Bürogebäudes Mercator One – der Name wurde von der postalischen Adresse abgeleitet – ist ein echter Hingucker. Zusammen mit dem gegenüberliegenden, denkmalgeschützten Bahnhof rahmt der Neubau den Bahnhofsvorplatz ein.

Zurückhaltend und temperamentvoll zugleich

Die Fassadenpaneele bestehen aus bis zu 90 % recyceltem Aluminium.

Die Fassadenpaneele bestehen aus bis zu 90 % recyceltem Aluminium.

Bei diesem Büro-Neubau verzichtete das renommierte Architekturbüro Hadi Teherani fast komplett auf Kunststoffe und Verbundkomponenten und setzte stattdessen auf wenige „reine“ Materialien. Mit seiner klar gegliederten Fassade aus raumhohen Fenstern und einem streng rechteckigen Raster aus anthrazitfarbenen Aluminiumpaneelen vermittelt der Neubau unaufgeregte Präsenz und harmoniert gut mit dem Anfang der 1930er-Jahre im Stil der Neuen Sachlichkeit errichteten Bahnhofsgebäude.

Dank der geschossweise in gleichmäßigen Schritten verdrehten Etagen wirkt das 100 m lange, 17 m breite und 26 m hohe Gebäude zugleich aber auch sehr dynamisch. Beträgt die Drehung an den Längsseiten auf ganzer Länge nur kaum spürbare 30 cm, kragt das 5. Obergeschoss an beiden Stirnseiten stattliche 14 m über das Erdgeschoss aus. „Diese Bewegtheit lässt den Baukörper aus jeder Perspektive ein wenig anders erscheinen“, erläutert der projektverantwortliche Architekt Bernd Muley. „Darüber hinaus lenkt sie die Blicke und Bewegungsflüsse der Passanten auf dem Weg vom Bahnhof zur Innenstadt.“

Plädoyer für die Kreislaufwirtschaft

Entscheidend für die Auswahl der Materialien war der eng gesteckte Kostenrahmen, der den Architekten aber nicht ungelegen kam. Schließlich wollten sie ohnehin keine Glamourarchitektur, sondern ein auf solide Art elegantes Gebäude schaffen, dessen Charakter Duisburg als Stadt der Arbeiter und der Metallindustrie widerspiegelt. Dieser Idee folgend entwickelten sie ein Konzept, das nur wenige Materialien – vor allem Aluminium, Beton, Stahl, Glas und Keramik – vorsah und den Einsatz von Kunststoffen und Verbundkomponenten vermied.

Positiver Nebeneffekt: Die gewollte Reduktion macht es möglich, die Baustoffe am Ende der Lebensdauer des Hauses sortenrein rückzubauen und als wertvolle Ressource der Kreislaufwirtschaft zuzuführen. Dass diese Form der Nachhaltigkeit auch heute schon funktioniert, zeigen die Architekten am Beispiel der Aluminiumfassade: Deren Paneele bestehen aus bis zu 90 % recyceltem Aluminium, das aus Abrissprojekten, Autos und Lebensmittelverpackungen gewonnen wurde.

Keramikfliesen im Gebäudeinneren

Die steinig-erdigen Fliesen des Foyers gehen nahtlos in den Aufzugsvorraum über.

Die steinig-erdigen Fliesen des Foyers gehen nahtlos in den Aufzugsvorraum über.

„Gemäß unserem Anliegen, nur reine, ehrliche Materialien zu verwenden, verfügt das Gebäudeinnere über die gleiche puristisch-elegante Anmutung wie die Fassade“, sagt Muley. „Die öffentlichen Bereiche wie zum Beispiel das Foyer und die Aufzugsflure folgen dabei dem zum Ruhrgebiet passenden Credo ‚rough and tough‘.“

Nach Passieren der Foyer-Verglasung, die als Reminiszenz an den Kartografen Gerhard Mercator mit einer pixeligen Weltkarte bedruckt ist, steht man daher in einem gestalterisch reduzierten Foyer mit authentisch-rohen Materialien. Die Wände sind mit naturbelassenen Faserbetonplatten bekleidet. Türen und Briefkästen bestehen aus gewachstem Stahlblech, dessen dunkler Farbton mit den Fensterprofilen korrespondiert.

Am Boden finden sich Keramikfliesen der Kollektion Nova der Marke Agrob Buchtal in der Farbstellung Basalt. Die 60 x 120 cm großen und unregelmäßig steinig-erdig gezeichneten Fliesen gehen nahtlos in den Aufzugsvorraum über. Dort setzt sich der Sauberlaufteppich des Foyers im Sinne visueller Barrierefreiheit als mittiges Band aus mittelgrauen Fliesen fort. Hinzu kommt eine Art Intarsien-Arbeit aus abwechselnd basalt- und mittelgrauen Fliesenstreifen, die pfeilförmig auf den Aufzugtaster weist.

Wohltuend unprätentiös

Wer den ebenfalls mit großformatigen Keramikfliesen der Kollektion Nova ausgestatteten Aufzug nach oben nimmt, gelangt in die analog zum Foyer von wenigen ausgewählten Materialien geprägten Verteilerflure vor den vier gewerblich genutzten Mieteinheiten mit Flächen zwischen 360 und 430 m². Deren Sanitärbereiche und Teeküchen verfügen über die gleichen basaltgrauen Bodenfliesen wie im Foyer, teilweise ergänzt durch basalt- und mittelgraue Wandfliesen.

Die beim Projekt Mercator One verwendeten, aus natürlichem Ton bestehenden Keramikfliesen von Agrob Buchtal verfügen übrigens über die werkseitige Veredelung „Hytect“. Diese minimiert nach Herstellerangaben nicht nur den Reinigungsaufwand, sondern trägt auch dazu bei, dass Luftschadstoffe sowie störende Gerüche abgebaut werden. Diese Wirkung erfolge antibakteriell ohne Chemie – so Agrob Buchtal.


 

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