
Der Neubau steht seit 2019 hinterm Hauptbahnhof Hannover. Foto: Hascher Jehle Architektur/ Svenja Bockhop
Dreirund statt Dreieck
Leicht war die Aufgabe nicht: Das neue Bürogebäude der Deutschen Bahn sollte auf einem dreieckigen Grundstück direkt hinterm Hauptbahnhof von Hannover errichtet werden. Bei der Ausführung des Großobjektes kamen vorgefertigte Ziegelverblendfertigteile von Wienerberger mit einem tragenden Stahlbetonkern zum Einsatz. Das Gesamtkonzept des Gebäudes wurde mit dem DGNB-Zertifikat in Platin ausgezeichnet.
Der Neubau „Lister Dreieck“ wurde bereits 2019 auf dem Gelände des ehemaligen Zentralen Omnibus-Bahnhofs fertiggestellt und vereint die bisher dezentralen DB-Standorte in Hannover unter einem Dach. Nun ragen an diesem Ort dunkelrote, T-förmige Klinker-Lisenen in den Himmel – regelmäßig unterbrochen von schmalen, aber zugleich relativ hohen Glasflächen. Diese Fassade bildet eine organisch abgerundete Landmarke mitten im Stadtzentrum der niedersächsischen Landeshauptstadt.
Historisch-moderne Optik

Klinker-Optik und Glasflächen wechseln sich regelmäßig ab. Foto: Wienerberger/ Jens Krüger
Der Entwurf des 30.500 m2 großen Bauwerks stammt aus der Feder des Berliner Architekturbüros Hascher Jehle. „Die Materialität der Außenhülle orientiert sich an den zeitlosen Klassikern der Hannoveraner Mauerwerksarchitektur“, so die Planer. Die Gebäudeform entstand als Blockrandbebauung der sich aus den umgebenden Straßenverläufen ergebenden, dreieckigen Grundstücksform und staffelt sich nach oben zurück. Mit seiner niedrigen Gebäudekante, den abgerundeten Ecken und der Staffelung der oberen Geschosse fügt sich das Bürohaus harmonisch in die Umgebung ein.
Die besondere Baukörper-Modellierung wird durch die eingesetzten Wasserstrichziegel aus dem „Terca“-Sortiment des Ziegelherstellers Wienerberger unterstrichen. Die unterschiedlichen Farbakzentuierungen des Modells „Naran“ – Rot-Orange mit Anthrazit-Gelb-Schattierungen – heben die Plastizität der Mauerblenden hervor. Für die 9.000 m2 großen Klinkerfassaden wurden insgesamt 430.000 Vormauerziegel im Normalformat verarbeitet.
Nach Absprache der ausführenden Firmen Hochtief und Steenfelder Betonwerk mit dem Project-Sales-Team von Wienerberger setzte man für die konvex gewölbten, horizontalen Sturzübermauerungen sowie für die Klinker-Lisenen der Obergeschosse auf vorgefertigte Ziegelverblendfertigteile mit einem tragenden, statisch definierten Stahlbetonkern.
Fassade als Spiegel der Funktion

Im Innenbereich sind Atrium und Foyer mit einem transparenten Folienkissendach überspannt. Foto: Hascher Jehle Architektur/ Svenja Bockhop
Die Gliederung des achtgeschossigen Baukörpers in Sockelbereich, Hauptbaukörper und oberen Abschluss spiegelt sich in der plastischen Bearbeitung der Fassade wider. „Im Sockelbereich stehen die Pfeiler in einem Raster von 6,75 m und ermöglichen damit für die halb öffentlichen Funktionen wie Empfang, Konferenz, Schulung, Café und Casino eine großzügige Transparenz zum Außenraum“, erklären die Architekten.
„Der darüber liegende Hauptbaukörper mit den Bürobereichen zeichnet sich in einem Raster von 1,35 m durch die plastischen und kraftvollen Lisenen ab. Der obere Abschluss des Gebäudes, der die Technikbereiche aufnimmt, wird wiederum durch zurückhaltende Lisenen im Halbraster von 0,675 m geprägt. Die Staffelung des Gebäudes erfolgt also nicht nur in der Kubatur, sondern gemäß dem ganzheitlichen gestalterischen Ansatz auch in der sich nach oben verdichtenden Struktur der Fassade.“
Zu den Highlights der Innengestaltung des neuen Verwaltungsbaus gehören das weitläufige Atrium und das Foyer. Beide Bereiche sind offen für attraktive Nutzungen und vielfältige Möglichkeiten der Begegnung und Kommunikation. Ein Folienkissendach überspannt die große Halle und lässt Licht und Luft in den Innenraum.
Innengestaltung fürs „New Work“-Zeitalter

Das Modell veranschaulicht die abgerundete Dreiecksform und die Rückstaffelung des Gebäudes. Bild: Hascher Jehle Architektur
Auf Grundlage des DB-Programms „flex@work“ gestaltete die aib GmbH eine Bürostruktur für agile und kollaborative Arbeitsweisen. Die variable Organisation der Büroflächen und das vielfältig gestaltete Raumangebot orientierte sich an modernen Philosophien des New Work.
Die rund 1.000 Mitarbeiter können durch Desk-Sharing örtlich und zeitlich flexibel an wechselnden Arbeitsorten im Gebäude oder auch außerhalb arbeiten. Für spezielle Nutzungen stehen unterschiedlich ausgestattete Raummodule zur Verfügung. Als erstes „Flex-Haus“ der DB bietet der Neubau optimale Bedingungen für mobile, flexible und kreative Arbeitsprozesse.
2020 wurde das Projekt von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem Zertifikat in Platin ausgezeichnet. Das Lister Dreieck hat sowohl in der ökonomischen, ökologischen, funktionalen und technischen als auch bei der Prozessqualität sehr gut abgeschnitten. Bei der umweltverträglichen Materialgewinnung erzielte das Projekt einen Höchstwert. Auch beim Thema Drittverwendbarkeit konnte der Neubau mit flexiblen Grundrissen punkten. Das Lister Dreieck wurde von Anfang an entsprechend geplant.