Dauerhafte „Entspannungspolitik“
Wer sich dauerhaft an großflächigen Putzfassaden mit eleganten Stuckleisten und aufwendigen Bossierungen erfreuen möchte, kann Spannungen nicht gebrauchen. Entscheidend hierfür ist ein leistungsfähiger Putz mit einem abgestimmten Systemaufbau. Erst recht, wenn architektonische Gestaltung und konstruktive Details aus stilistischen Gründen dem Spannungsabbau und Witterungsschutz nicht gerade entgegenkommen, so wie es bei einem repräsentativen Wohn- und Geschäftshaus mit Penthousewohnung im ostwestfälischen Bünde der Fall ist.
Den klingenden Beinamen „Zigarrenstadt“ verdiente sich Bünde Mitte des 19. Jahrhunderts, als es zum Zentrum der deutschen Tabakindustrie aufstieg. Mit dem kolonialen Genussmittel hielten Reichtum und Wohlstand in die Stadt zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge Einzug. 1914 zählte die Kleinstadt mehr als ein Dutzend Millionäre. Vom Glanz dieser Zeit künden viele Industriellenvillen und Tabakspeicher mit opulenten Stuckfassaden, die bis heute das Stadtbild prägen. Das neue Wohn- und Geschäftshaus Sedanstraße 2 – 4 nimmt diesen Stil auf und interpretiert ihn mit modernen Baustoffen und filigraner Gestaltung zeitgemäß neu.
Über exakt 33,28 Meter Länge erstreckt sich die der Straße zugewandte Fassade der dreigeschossigen Liegenschaft. Dabei weist das Gebäude keinerlei Versprünge auf, in denen Dehnungsfugen für Entlastung sorgen und thermische Spannungen auffangen könnten. Das als Penthouse mit umlaufender Dachterrasse gestaltete dritte Geschoss schließt mit einer filigranen Attika ab und besitzt damit kaum Dachüberstand, der das nächtliche Abkühlen der Fassadenoberfläche abpuffern könnte.