
Der Außenbereich auf dem Dach bietet einen herrlichen Blick über Salzburg. Foto: Christian Richters
Freizeitbad in Salzburgs Altstadt
Ein gediegenes Kurbad muss keine spaßfreie Zone sein, und auch in historische Altstädte können große Bäderanlagen harmonisch hineinpassen. Das am alten Standort völlig neu errichtete Paracelsus-Bad in Salzburg ist ein Beweis dafür. Dem Architektenbüro Berger + Parkkinen gelang hier der schwierige Spagat, ein modernes Freizeitbad zu entwerfen, dass das gesetztere Publikum – gewöhnt an eine ruhige Kuranstalt – nicht vergrätzt. Zum Ambiente gehören auch Türen und Tore von Hörmann.
Salzburger sind traditionsbewusst. Auch baulich wird in der österreichischen Stadt nichts „übers Knie gebrochen“. Von den ersten Ideen bis zur Fertigstellung im Jahr 2019 dauerte es daher rund drei Jahrzehnte, bis das alte Kurbad aus den 1950er-Jahren tatsächlich durch das neue Paracelsus-Bad ersetzt war. Der Name geht auf den historischen Arzt Paracelsus zurück (1493–1541), dem Urvater der Naturheilkunde, dem man in Salzburg fast genauso oft begegnet wie Mozart.
Badebecken im obersten Geschoss

Die Stahlträgerdecke verfügt über effektive Schallabsorber aus weißem Keramik. Foto: Christian Richters
Von Anfang an war klar, dass der mitten in der historischen Stadtmitte am Rande des Parks von Schloss Mirabell gelegene Neubau des Wiener Architekturbüros Berger + Parkkinen auch eine schwere historisch-städtebauliche Verantwortung zu tragen haben würde. Das Großbauwerk schließt auf der Nordwestseite den historischen Straßenraum und ist mit seiner imposanten Fassade aus wellenförmig angeordneten weißen Keramiklamellen zweifelsohne ein modernes Bauwerk. Trotz seines gewaltigen Volumens (Brutto-Grundfläche: 10.973 m2) und der so gar nicht historisierenden Optik fügt es sich gleichwohl harmonisch in die Nachbarschaft ein.
Wer den monolithischen Badetempel durch den Haupteingang in der Auerspergstraße 2 betritt, der steht vor einem kerzengeraden und eindrucksvoll über vier Geschosse aufragenden Treppenhaus. Der Weg von der „Talsohle“ des Haupteingangs zum ersehnten Badewasser kommt der Besteigung eines mittelschweren Alpengipfels gleich. Denn die eigentlichen Becken des Bades befinden sich nicht etwa auf der Eingangsebene, der Gast findet sie vielmehr im obersten Geschoss – als wären es Gletscherseen. Von deren Ufern aus wird man dann aber mit einem herrlichen Blick auf die umgebende Salzburger Stadt- und Berglandschaft entschädigt.
Auf dem Weg nach oben passieren die Badewilligen diverse ärztliche Praxen und Therapiebereiche. Auf dem Hochplateau angelangt, eröffnet sich ihnen schließlich ein spektakuläres Familienbad. Über den verschiedenen Wasserbecken spannt sich ein „Himmel“ aus dramatisch gewölbten Stahlträgern. Gewissermaßen die Wolken in diesem imposanten Architektur-Ereignis bilden weiße, abgehängte Keramikkörper. Diese verdecken die dahinter liegende Haustechnik und wirken zugleich als höchst effektive Schallabsorber.
Hochwertige Stahl-Objekttüren

Die 2-flügligen Stahl-Objekttüren STS geben einen großen Durchgang frei und sind mit dem Stangengriff EPN 900 versehen. Foto: Gerd Kressl
Die geschwungene Decke hat an ihrem höchsten Punkt einen Abstand von 13 m zur Wasseroberfläche. Darunter geht es selbst bei einer hohen Anzahl plantschender Kinder erstaunlich leise zu. Ruhe suchende Kurgäste werden nicht mit dem typischen Spaßbäderlärm malträtiert.
Auch die sonst in derlei Einrichtungen übliche fröhlich-kunterbunte Farbpalette sucht die Besucherschaft vergeblich. Alle Oberflächen wurden in Farben gehalten, die beinahe spätklassizistisch zwischen hell- und dunkelgrau changieren. Darauf abgestimmt sind auch die eingesetzten Türen und Tore von Hörmann.
Die stumpf einschlagenden (STS) und gefälzten (STU) Stahl-Objekttüren sind in hellen Grau- und Beige-Farbtönen gehalten. Die hochwertigen Türen wurden vor allem dort verbaut, wo die Vorteile einer Stahlblechtür zum Tragen kommen sollten, der gestalterische Aspekt aber ebenfalls eine wichtige Rolle spielte. Die stumpf einschlagende Variante beispielsweise schließt bündig mit der Zarge ab, sodass eine flächenbündige Ansicht entsteht.
Vor allem aber sorgen die Bauelemente für die Sicherheit im Gebäude – insbesondere im Bereich der Fluchtwege. Denn im Notfall sollte es für die Menschen vor Ort intuitiv klar sein, wie Fluchtwege verlaufen. Das gilt vor allem, wenn viele Menschen gleichzeitig in Panik fliehen müssen. Türen werden in solchen Situationen unbewusst erst einmal als Hindernis wahrgenommen. Damit sie sich ohne größere Einschränkung schnell und sicher öffnen lassen, wurden die STS/STU-Stahl-Objekttüren mit dem Stangengriff EPN 90 als Panikverschluss eingesetzt. Betätigt man ihn, öffnen sich selbst abgeschlossene Türen sofort und ohne größere Kraftanstrengung.
Das ermöglicht auch dann eine Flucht, wenn eine panische Menschenmenge sich gegen die Tür drückt und kein geregeltes, „bewusstes“ Öffnen mehr stattfinden kann. In Abschnitten, wo keine Fluchtwege nötig waren, trennt im Brandfall ein Feuerschutz-Schiebetor von Hörmann die verschiedenen Brandabschnitte des Gebäudes voneinander ab.
Gelungener Spagat

Das Feuerschutz-Schiebetor mit Nischenklappe schließt im Brandfall. Foto: Gerd Kressl
Mit dem Entwurf des neuen Paracelsus-Bades ist es Berger + Parkkinen gelungen, zwei scheinbar unvereinbare Bauaufgaben miteinander zu versöhnen. Der schwierige Spagat zwischen den Anforderungen eines öffentlichen Freizeitbades und der gewünschten Ruhe-Atmosphäre einer Kuranstalt für ein gesetzteres Publikum wurde souverän gemeistert.
Zugleich erreicht wurde ein städtebaulicher Ausgleich zwischen der historisch hoch verdichteten Nachbarbebauung und einer Moderne, die nicht nur nicht auftrumpft, sondern den Weltkulturerbe-Status der Stadt respektiert – freilich ohne sich dabei „devot weg zu ducken“. Nachhaltig ist das Ganze zudem auch noch. Der Neubau wurde nämlich mit einer „Gold“-Auszeichnung des österreichischen Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus dekoriert.
Dass sich die Salzburger nach langem Überlegen dagegen entschieden, das neue Paracelsus-Bad an den Stadtrand zu verlegen, ist aus heutiger Sicht ein Glücksfall. Die Entscheidung, am alten Standort zu bauen, hatte im Übrigen aber auch verkehrspolitische Gründe. Wer in der Auerspergstraße 2 baden will, der kommt nämlich meist zu Fuß aus der direkten Nachbarschaft oder mit dem Rad beziehungsweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Auto braucht hier fast niemand.
In der Kleinstadt Glinde – vor den Toren Hamburgs – hat Ende Juni eine gigantische Wellnessoase des Anbieters Vabali Spa...
mehr »
Vom Betonkörper bis hin zum Eindichten und Verlegen Hinweise, Planung, Ausführung – der Schwimmbadbau kann für einen Fliesenleger kurzerhand zu...
mehr »
Der Neubau eines Hotel-Dampfbades in Bad Bentheim war auch für den Handwerker eine heiße Sache: Während die Hotelgäste den übrigen...
mehr »