RM Rudolf Müller
Das Spiel aus Holz, Gips und Licht sorgt für eine angenehme Atmosphäre in der Kita. Alle Fotos: Daniel Stauch

Das Spiel aus Holz, Gips und Licht sorgt für eine angenehme Atmosphäre in der Kita. Alle Fotos: Daniel Stauch

Objektberichte
03. Februar 2022 | Artikel teilen Artikel teilen

Holzbau trifft Trockenbau

Die Kindertagesstätte St. Hippolytus im nordrhein-westfälischen Troisdorf ist ein gelungenes Beispiel für gesundes und bedarfsgerechtes Bauen mit Holz und Gips. Dank hohem Vorfertigungsgrad dauerte es nur wenige Monate, bis das in Holzständerbauweise errichtete, eingeschossige und 870 m2 Nutzfläche umfassende Gebäude komplett fertiggestellt war.

Entworfen wurde die Kita vom Stuttgarter Architekturbüro „Atelier Brückner“. Eine zentrale Herausforderung bei der Planung der langgezogenen und stumpf abgewinkelten Kita, die Teil eines Ensembles ist, zu dem auch die angrenzende Kirche und ein neues Pfarrzentrum gehören, war die unmittelbare Lage an einer vielbefahrenen Bundesstraße und einer Bahntrasse. Um die Kita optisch und akustisch abzugrenzen, wurde ihre südliche, direkt an der Bebauungsgrenze liegende Außenwand mit einer Lamellenfassade aus Lärchenholz ausgestattet und als Lärmschutzwand konzipiert.

Preiswürdiger Innenausbau

Der Bau ist Teil eines neu errichteten Ensembles, zu dem auch eine Kirche und ein Pfarrzentrum gehören.

Der Bau ist Teil eines neu errichteten Ensembles, zu dem auch eine Kirche und ein Pfarrzentrum gehören.

Auch im Innenbereich wird die Gestaltungssprache der Fassade an vielen Stellen durch die lamellenartige Holzbekleidung der Wände thematisch weitergeführt. Das warme Buchenholz ist ebenso maßgeblich für das Raumgefühl wie das dank großzügiger Glastüren, Fenster und Oberlichtbänder überall reichlich einfallende Tageslicht.

Kombiniert wurde dies mit unterschiedlichsten Gipsbaustoffen des Trockenbauexperten Saint-Gobain Rigips. Den anspruchsvollen Innenausbau der lichtdurchfluteten und kaum mit rechten Winkeln ausgestatteten Kita erledigte die Bauunternehmung J. Brinkmann aus Oberhausen. Der Spezialist für Trockenbau und Akustik mit mehr als 50 Jahren Erfahrung erwies sich als idealer Partner für den Innenausbau.

Mit der Kita St. Hippolytus entstand ein sowohl optisch als auch in akustischer Hinsicht überzeugendes Gebäude, das folgerichtig eine Auszeichnung bei der 12. Rigips Trophy 2019/2020 erhielt. Die Jury der 12. Rigips Trophy würdigte die herausragende Leistung des Ausbauunternehmens mit dem erstmals vergebenen Sonderpreis Holzbau.

Zügige Fertigstellung

Die Decken im Flur und Eingangsbereich wurden mit akustisch wirksamen Lochgipsplatten beplankt, die zugleich Luftschadstoffe reduzieren.

Die Decken im Flur und Eingangsbereich wurden mit akustisch wirksamen Lochgipsplatten beplankt, die zugleich Luftschadstoffe reduzieren.

Überzeugen konnten die Ausbauprofis aus dem westlichen Ruhrgebiet nicht nur mit einer zügigen Fertigstellung, sondern auch mit zielorientierten Sonderkonstruktionen in einem alles andere als alltäglichen Neubau. „Wir hatten es mit einem Gebäude zu tun, das neben allen anderen lagebedingten oder architektonisch bedingten Besonderheiten kaum rechtwinklige Räume aufweist“, erläutert Geschäftsführer Peter Brinkmann eine der Herausforderungen. „Inklusive Spachtelung sämtlicher Decken und Wände in Q3-Qualität haben wir dennoch nur knapp vier Monate für den Ausbau gebraucht.“

Auffallend ist die Gestaltung des Flures, der sich als eine langgezogene Bewegungsachse durch das gesamte Gebäude zieht. Von hier gehen sowohl die Nebenräume ab, die entlang der schützenden Außenwand liegen, als auch die drei Gruppenräume, die nördlich, zu einem 6.500 m2 großen Außenbereich mit Park und Spielflächen ausgerichtet sind.

Die Deckenunterkonstruktion in Eingangsbereich und Flur beplankte das Ausbauteam mit der akustisch wirksamen Lochgipsplatte „Rigitone Activ’Air 8/18Q“ von Rigips. Diese reduziert nach Herstellerangaben auch Raumluftschadstoffe – wie etwa Formaldehyd – dauerhaft um bis zu 60 %.

Gute Akustik und Raumluftqualität

Das in Holzständerbauweise errichtete Gebäude wurde in nur vier Monaten errichtet.

Das in Holzständerbauweise errichtete Gebäude wurde in nur vier Monaten errichtet.

Schon der Eingangsbereich, hinter dem sich direkt der langgestreckte Flur anschließt, hielt für die Profis eine erste Besonderheit bereit. Der trapezförmig angelegte Flur ist in diesem Bereich 1,80 m breit und sollte mit einer Akustikdecke ausgestattet werden. Im weiteren Verlauf nimmt seine Breite bis auf 2,50 m zu. „Hinzu kommt, dass wir es bei der Deckenkonstruktion mit einer fünfprozentigen Neigung und etlichen Ausschnitten für Einbauleuchten zu tun hatten“, erinnert sich Peter Brinkmann.

Zum Abhängen der Decke wurden zunächst Noniusabhänger direkt an der Holzbalkenkonstruktion befestigt. Beplankt wurden die CW- und UW-Profile dann mit der oben genannten Lochgipsplatte, die rückseitig mit einem kaschierten Akustikvlies ausgestattet ist. Dass die Deckenplatten zugleich auch noch die Raumluft verbessern, ist für den Kindergarten natürlich ein überaus willkommener Mehrwert.

Zur Beplankung der gebogenen Wand im stumpf abgewinkelten Bereich der Kita setzten die Ausbauprofis die Rigips-Spezialgipsplatte GK-Form 6 auf einer Unterkonstruktion aus UW-Trockenbauprofilen ein. Peter Brinkmann: „Die Wand hat einen Innenradius von etwa 950 bis 1.000 mm. Was mit herkömmlicher Bauweise ein riesiger Aufwand gewesen wäre, konnten wir mit der biegsamen Rigips GK-Form optimal und zügig lösen.“ Die vorgenässte, 6 mm dicke Platte ermöglicht Biegeradien ≥ 300 mm, trocken werden ≥ 600 mm erreicht.

Freistehende Wände mit Oberlicht

Die Abtrennung der Gruppenräume vom Flur erfolgte mit einer freistehenden, halbhohen Trockenbauwand und darüber liegendem Glasoberlicht.

Die Abtrennung der Gruppenräume vom Flur erfolgte mit einer freistehenden, halbhohen Trockenbauwand und darüber liegendem Glasoberlicht.

Eine Sonderkonstruktion war für die Abtrennung der drei Gruppenräume vom Flur gefragt. Hier sollte jeweils eine freistehende, halbhohe Wand mit darüber liegendem Glasoberlicht geschaffen werden. Planung und statische Berechnung hat die Bauunternehmung J. Brinkmann selbst in die Hand genommen.

„Wir haben uns für eine Konstruktion aus vier Stahlstützen und einem durchlaufenden Stahlträger entschieden, der mit Teleskopanschlüssen an der Wand befestigt wurde“, erläutert Brinkmann. „CW- und UW-Profile konnten wir anschließend direkt an dem Stahlträger beziehungsweise den Stützen befestigen und so insgesamt eine Tragfähigkeit von 50 kg erzielen.“ Abschließend wurden die Wände auch hier in Q3-Qualität gespachtelt.

Um in den Gruppenräumen, die von den Kindern auch als Ruhebereiche genutzt werden, für bestmöglichen Schallschutz zu sorgen, wurden die Holzständerwände auf Hut-Federschienen (27 mm) mit einer doppelten Lage aus Bauplatten RB (2 x 12,5 mm) beplankt.

Insgesamt flossen in den Bau der neuen Kita 2,5 Mio. Euro. 170.000 Euro entfielen davon auf den Trockenbau. Dass die Investition ihren Preis wert ist, verdeutlicht eine weitere Auszeichnung: Das Land Nordrhein-Westfalen sowie die Architektenkammer NRW würdigten den Neubau sowie das Atelier Brückner mit dem „Kita-Architekturpreis NRW 2020“ und lobten die „insgesamt hohe städtebauliche wie gestalterische Qualität des Gebäudes, die sich durch spannende Raumfolgen, einen hohen Detaillierungsgrad mit bewusst eingesetzten Materialien und der Orientierung am pädagogischen Konzept manifestiert.

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