
Unterhalb der glatten Decke montierte Akustiksegel absorbieren den Schall. Alle Fotos: Knauf/Gert Becker
Landschaft aus Gipsplatten
Die Wand-, Decken- und Stützenbekleidungen in der Lounge des neuen Düsseldorfer Berufsinformationszentrums wirken modern und halten sich zugleich angenehm zurück. Mithilfe von Trockenbauelementen entstand eine Landschaft aus Gipsplatten, deren Polygone, Kegel, Null- und Hochpunkte millimetergenau aufeinander abgestimmt sind. Als konstruktive Basis dienten Knauf-Formteile – Kante an Kante gesetzt.
Die Lounge des Berufsinformationszentrums der Bundesagentur für Arbeit in Düsseldorf – kurz BiZ genannt – fungiert nicht nur als Beratungszentrum, in dem sich Berufsanfänger sowie Arbeitssuchende über künftige Berufswege und Arbeitsmöglichkeiten informieren können, sie kann auch von Veranstaltern gebucht werden. Podiumsgespräche finden darin ebenso statt wie die Kaffeepause zwischen zwei Vorträgen oder der kurze Plausch.
Diese vielfältigen Nutzungsarten musste das beauftragte Architekturbüro Bramey Partner aus dem nordrhein-westfälischen Schalksmühle natürlich bereits in der Planungsphase berücksichtigen. Das Ergebnis sollte nicht nur innovativ und modern aussehen, sondern auch eine gute Raumakustik garantieren. Sowohl die Planung als auch die spätere Ausführung durch die Düsseldorfer Firma Brüggemann Schallschutz und Raumakustik glichen einem Puzzlespiel mit Gipsplatten: Die einzelnen Trockenbauelemente wurden ab Werk nummeriert angeliefert und vor Ort nach einem „Schnittmuster“ montiert.
Mix aus Absorption und Streuung

Die Deckensegel sind mit einer LED-Beleuchtung kombiniert.
Während der Rest des BiZ mit einer Knauf-Streulochdecke ausgestattet ist (Foto oben, rechte Seite), verfügt die Lounge (Foto oben, linke Seite) über eine glatte Decke aus Gipsplatten. Sie verleiht dem Bereich eine ruhige Grundstruktur und lenkt die Aufmerksamkeit auf die futuristisch anmutenden Wand- und Stützenbekleidungen, die aufgrund der speziellen Anordnung der millimetergenau vorgeplanten Knauf-Formteile eine „kristallin“ anmutende 3D-Optik aufweisen.
Die vereinzelt unterhalb der glatten Decke montierten Akustiksegel aus Lochplatten absorbieren den Schall, die Wand- und Säulenbekleidungen dagegen streuen ihn. Die Wandpaneele und die Bekleidung der mittig im Raum platzierten Stütze sind mit ihren reliefartigen Strukturen also nicht nur optische Hingucker, sondern tragen auch zu einer besseren Raumakustik bei. Zusammen mit den Akustiksegeln an der Decke sorgen sie in der Lounge für einen guten Klang selbst bei gut besuchten Veranstaltungen.
Mehrschichtiger Gipsplatten-Aufbau

Die Wandpaneele bilden eine kristallin anmutende 3D-Struktur.
Weil die 3D-Verkleidungen räumliche Tiefe erforderten, eine gesonderte, „tiefe“ Unterkonstruktion jedoch nicht möglich war, kam als Lösung für diese Raumelemente nur ein in mehreren Schichten gestalteter Aufbau mit Gipsplatten in Frage. „Wir hatten zunächst auch Metall als mögliches Material für die Bekleidungen in Betracht gezogen, es aber als zu hart und kalt empfunden“, erklärt Nataša Bramey-Dudaš, Partnerin im planenden Architekturbüro. „Wir wollten stattdessen einen Baustoff, der einfach zu verarbeiten ist, leichtgewichtig, und bei dem trotz der gewünschten scharfen Kanten keine Verletzungsgefahr besteht.“
Gemeinsam mit den Technikern der Knauf-Abteilung Sonderkalkulation und Objekte (SOKO) erarbeitete sie daher eine „Landschaft“ aus Gipsplatten, deren Polygone, Kegel, Null- und Hochpunkte akkurat aufeinander abgestimmt sind. Im Anschluss fertigten die Knauf-Spezialisten die Wand- und Stützenbekleidungen per CAD/CAM-Produktion millimetergenau vor und lieferten die Teile als durchnummerierte Einzelelemente auf die Baustelle.
Die Rundstütze erhielt eine Unterkonstruktion aus Styrodur (XPS), die mit Montagekleber verklebt wurde, und die das Rund in eine kubische Form verwandelt. Diese dient wiederum als Basis für die scharfkantige Bekleidung aus 6-mm-Gipsplatten, die die Trockenbauer der Firma Brüggemann nach den nummerierten Plänen wie ein Puzzle auf die Unterkonstruktion aufsetzten.
Q4-Verspachtelung

Praktisch: In die individuell gestalteten Wände wurden Nischen eingebaut.
Zum Schluss wurde das Ergebnis in Q4-Qualität verspachtelt und gestrichen. „Dabei haben wir die gewünschten scharfen Kanten und Ecken dadurch erzielt, dass wir alles akkurat verspachtelt haben. Eckschutzschienen wurden nicht verbaut“, erzählt Projektleiter Michael Henkemeier.
Die Streulochdecke und die aus Lochplatten (8/18 Q) konzipierten Deckensegel stellten die Monteure direkt vor Ort her. Hier war detaillierte Handarbeit gefragt: Jedes Deckensegel ist anders, die Größe variiert. Zudem mussten alle Segel mit senkrechten Aufkantungen gefertigt werden, hinter denen jeweils LED-Beleuchtung eingezogen wurde. Aus akustischen Gründen wurden die einzelnen Elemente mit schwarzem Vlies kaschiert, mit Mineralwolle belegt und mit Noniushängern abgehängt.
Weiß, Grau, Schwarz: Eine einheitliche Farbgebung lässt die so gestaltete „kristalline“ Beratungswelt homogen und einladend aussehen. Die Möblierung – schlichte, verschieden große, weiße Kuben – lässt sich flexibel umstellen und nutzen. Das neue BiZ bietet Rückzugsorte, in denen sich Mitarbeiter und Besucher aufgehoben und wohl fühlen können. Es ist genauso geworden wie gewünscht: Dynamisch, kristallin und dreidimensional – und dabei einheitlich und einladend, zurückhaltend und multifunktional.
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