RM Rudolf Müller
Das Besucherzentrum wurde Mitte 2019 fertiggestellt.  Foto: Staatliche Museen zu Berlin/ David von Becker

Das Besucherzentrum wurde Mitte 2019 fertiggestellt.  Foto: Staatliche Museen zu Berlin/ David von Becker

Objektberichte
22. Dezember 2022 | Artikel teilen Artikel teilen

Ein Tempel mit Schaumglas-Dach

Im Sommer 2019 erhielt die Berliner Museumsinsel ein neues Besucherzentrum. Der kubische Multifunktionsbau aus Bronze, Glas und Beton verbindet Tradition und Moderne. Damit das Gebäude trotz hoher Besucherzahlen und schwierigem Baugrund langfristig erhalten bleibt, kamen überall hochwertige und beständige Materialien zum Einsatz. Sowohl die Dämmung des Daches als auch der Besucherterrassen wurde mithilfe von Schaumglasplatten von Foamglas ausgeführt.

Die Museumsinsel in der historischen Mitte Berlins bietet architektonisch ein kulturhistorisches Panorama von der Antike bis hin zum Ende des 19. Jahrhunderts. Das zwischen 1830 und 1930 gewachsene Gebäudeensemble – bestehend aus Pergamonmuseum, Alter Nationalgalerie, Bode-Museum sowie Altem und Neuem Museum – wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und über die Jahre fortwährend saniert und erweitert.

Um den historischen Gebäudebestand detailgetreu wiederherzustellen, die Anlagen zu modernisieren und zu erweitern sowie ein zentrales Orientierungssystem zwischen den Bauten zu schaffen, verabschiedete die Stiftung Preußischer Kulturbesitz 1999 den „Masterplan Museumsinsel“. Dieser sieht auch ein Besucherzentrum und mehrere zusammenhängende Säulengänge vor. Diese so genannte Archäologische Promenade soll künftig vier der fünf Bauten miteinander verbinden.

Neues Entrée zur Museumsinsel

Sowohl die Dämmung des Daches als auch der Besucherterrassen erfolgte mit Schaumglasplatten. Foto: Foamglas

Sowohl die Dämmung des Daches als auch der Besucherterrassen erfolgte mit Schaumglasplatten. Foto: Foamglas

Um einen zentralen Eingang zu den vielzähligen Kultureinrichtungen der Museumsinsel zu schaffen, wurde 2009 mit dem Bau des Besucherzentrums begonnen. Den Entwurf dazu fertigte das Berliner Büro von David Chipperfield Architects. Da die Museumsinsel überwiegend auf Sand erbaut wurde, gestaltete sich die Erschließung des direkt an den Kanal grenzenden Grundstücks als schwierig. Die Bauzeit betrug schließlich zehn Jahre, da das Gelände zunächst bis unter den Wasserspiegel der Spree ausgehoben werden musste.

Der schließlich im Juli 2019 eröffnete multifunktionale Kubus aus (Stahl-)Beton und Glas wurde nach dem Mäzen James Simon (1851–1932) benannt – einem der größten Förderer der Staatlichen Museen zu Berlin. Der Neubau beherbergt wichtige Serviceeinrichtungen wie Ticket- und Informationsschalter, Museumsshop und ein Restaurant, aber auch eine Sonderausstellung im Untergeschoss. Letztere war der Grund dafür, das Gebäude James-Simon-Galerie zu nennen.

Der geradlinige Entwurf greift architektonische Motive der historischen Museumsgebäude auf und verknüpft diese mit einer modernen Formensprache. Heller Architekturbeton mit Naturstein-Einschlüssen bestimmt das äußere Erscheinungsbild der Galerie. Ihr filigranes, flaches Dach liegt auf freistehenden, schlanken Pfeilern auf. Die öffentlich begehbare, nach Südwesten ausgerichtete Terrasse eröffnet Besuchern einen Blick über den Kupfergraben.

Homogene Schaumglas-Konstruktion

Die Dämmplatten auf der Besucherterrasse wurden abschließend mit einem Plattenbelag im Kiesbett gedeckt. Foto: Foamglas

Die Dämmplatten auf der Besucherterrasse wurden abschließend mit einem Plattenbelag im Kiesbett gedeckt. Foto: Foamglas

Damit der neue Stadtbaustein als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Museumsinsel langfristig erhalten bleibt, kamen hochwertige und beständige Materialien zum Einsatz, die sich zum Teil bereits während der Sanierung des restlichen Altbestandes bewährt haben.

Die Dachkonstruktion des Besucherzentrums wurde mithilfe von Schaumglasplatten des Herstellers Foamglas – ein Unternehmen des global agierenden Konzerns Owens Corning – realisiert. Bei der dauerhaften und unterlaufsicheren Konstruktion handelt es sich um ein so genanntes Foamglas-Kompaktdach. Der homogene Dachaufbau – in diesem Fall bestehend aus dem vollflächig verklebten Dämmstoff „Foamglas T4+“ und der entsprechenden zweilagigen Abdichtung – zeichnet sich nach Herstellerangaben durch eine lange Lebensdauer und Funktionsfähigkeit aus.

Da mit dem Dämmstoff der zu erbringende Wärmeschutz bereits bei einer Materialstärke von lediglich 16 cm erreicht wurde, konnten die energetischen Anforderungen erfüllt und zugleich die gewünschte filigrane Optik des Dachaufbaus geschaffen werden. Zur Entwässerung der Dachflächen war zudem kein Gefälleestrich notwendig. Damit Niederschlagswasser von der 95 m2 großen Dachfläche sicher abfließt, wurde stattdessen mit unterschiedlich geneigten Schaumglasplatten eine Gefälledämmung realisiert.

Dämmung der Besucherterrassen

Der Neubau fügt sich harmonisch in den historischen Bestand ein. Foto: Staatliche Museen zu Berlin/ David von Becker

Der Neubau fügt sich harmonisch in den historischen Bestand ein. Foto: Staatliche Museen zu Berlin/ David von Becker

Das Material Schaumglas erfüllt nicht nur bauphysikalisch hohe technische Anforderungen, sondern entspricht aufgrund seiner langen Nutzungsphase von 100 Jahren auch dem Gedanken der Kreislaufwirtschaft. Der Dämmstoff genügt damit auch dem Nachhaltigkeitsanspruch des Neubau- und Sanierungskonzeptes.

Auch die Besucherterrassen der James-Simon-Galerie wurden daher mit den hochbelastbaren Schaumglasplatten von Foamglas gedämmt. Auf insgesamt 785 m2 Fläche kam dort eine 18 cm hohe Schicht aus wasser- und dampfdichten „Foamglas T3+“-Platten zum Einsatz. Diese wurden abschließend mit einem hellen Plattenbelag im Kiesbett gedeckt. Die Dämmplatten sorgen für einen hohen Wärmeschutz für die darunterliegenden Galeriebereiche im Untergeschoss der James-Simon-Galerie. Foamglas T3+ bietet eine Wärmeleitfähigkeit von mindestens 0,036 W/mK.

Das Verlegen der Schaumglas-Dämmplatten erfolgte im Terrassenbereich auf der Betondecke mit Voranstrich. Die 45 cm breiten und 60 cm langen Platten wurden – dem Kompaktdachsystem von Foamglas entsprechend – vollflächig und vollfugig mit Heißbitumen verklebt. Im Anschluss wurde eine zweilagige Abdichtung aufgebracht. Da beide Lagen untereinander verbunden sind, ist nach Herstellerangaben eine Durchfeuchtung der Dämmung ausgeschlossen.

Die hohlraumfreie, vollflächig verklebte Konstruktion kann auch nicht von Wasser unterlaufen werden. Im Gegensatz zu einem konventionellen Flachdachaufbau wird beim Kompaktdach mit Foamglas zudem keine Dampfsperre benötigt. Bauherren erhalten eine 25-jährige Garantie für das Kompaktdachsystem.


 

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