
In den Sanitärräumen sind fast alle Dinge rund – selbst die Mosaikfliesen. Alle Fotos: Agrob Buchtal GmbH / Stefan Lucks
Poppige Fliesen im Musikpalast
In Berlin-Schöneberg hat Sony Music seinen neuen Deutschland- und Europa-Hauptsitz errichtet. Das siebengeschossige Gebäude ist täglicher Treffpunkt für Künstler, Toningenieure und Vertreter der Musikindustrie. In den akribisch geplanten und zugleich sehr sinnlichen Innenräumen konnte Agrob Buchtal seine Mosaikfliesen der Serie Loop unterbringen. Sie verleihen nicht nur den Toiletten, sondern auch den Büro- und Eventbereichen ein unverwechselbares Erscheinungsbild.
Der 8.000 m² Bodenfläche umfassende Neubau an der Bülowstraße (Ecke Steinmetzstraße) ist die neue Zentrale der Konzernbereiche Sony Music Entertainment und Sony Music Publishing. Der Standort könnte kaum besser passen, schließlich wurde in Berlin-Schöneberg vor allem in den 1970- und 80er-Jahren Rockmusikgeschichte geschrieben. Die ehemalige Wohnung von David Bowie und Iggy Pop liegt nur einen Steinwurf vom neuen Sony-Headquarter entfernt. Dasselbe gilt für den legendären Meistersaal, der zeitweilig von den Hansa-Tonstudios genutzt wurde und in dem nicht nur Bowie und Pop, sondern beispielsweise auch Depeche Mode, Nick Cave und U2 Platten aufgenommen haben.
Kreativ-verspielte Lässigkeit

Die weiße Fassade wirkt mit ihren abgerundeten Ecken unaufgeregt dynamisch.
Das von den Architekten des Büros Gewers Pudewill entworfene Gebäude schließt eine bisher nur teilweise bebaute Nachkriegslücke. Die in den Obergeschossen an allen Ecken abgerundeten Fassaden verleihen dem außen ganz in Weiß gehaltenen Headquarter eine unaufgeregte Dynamik, die sich in den vom Studio Karhard gestalteten Innenräumen fortsetzt. Nicht nur die geschwungene Fassade, sondern auch die zum Teil knallig-poppigen Farben im Innenbereich erinnern an die 70er-Jahre. Schon vom Gehweg aus sind durch die bodentiefen Fenster runde, von transluzentem Profilglas und wallenden Vorhängen umgebene Besprechungsinseln zu sehen, in denen runde Deckenleuchten und Tische sowie orange Stühle den Ton angeben.
„Sony ist ein Entertainment-Konzern und kein kühles Tech-Unternehmen“, erläutert Thomas Karsten, Architekt und Mitgründer des Studio Karhard, das er zusammen mit seiner Frau Alexandra Erhard betreibt. „Allein deshalb finden sich hier sehr viele spielerische, farbige Elemente. Stilistisch sind die Räume gekennzeichnet vom Glamour-Punk der 1980er-Jahre mit viel Stahl, Glas und Glitzer.“ Und tatsächlich: Ganz gleich, ob man sich in den Büros bewegt, in den Konferenzbereichen, im Tonstudio oder in den Musik- und Funktionsräumen – überall herrscht eine Aura der kreativen, glamourösen Lässigkeit.
Rundes Mosaik

Auch der markant gemusterte runde Teppich in diesem Aufnahmeraum weckt Erinnerungen an die 1970er-Jahre.
Eine besondere Atmosphäre strahlen auch die Sanitärbereiche aus, die ebenfalls ganz im Zeichen des Kreises stehen. Prägend sind hier neben runden Waschbecken, Spiegeln und Kleiderhaken insbesondere die Wände mit Mosaikfliesen der Serie Loop von Agrob Buchtal. Sie erscheinen je nach Bauteil in den Farbtönen Elfenbein oder Anthrazit, kombiniert mit hell- oder dunkelgrauen Fugen sowie weißen oder anthrazitfarbenen Sanitärobjekten. In den Toiletten des Erdgeschosses setzt das zitronengelbe Rundmosaik einen besonderen Farbakzent.
„Die Wahl auf Mosaikfliesen fiel einerseits wegen des Bezugs zu den 1970er-Jahren, in denen diese Art der Keramik sehr populär war,“ sagt Karsten. „Andererseits wären größere Fliesenformate angesichts der vielen gerundeten Wände und der zweifach gekrümmten Ränder der zahlreichen Pflanztröge absolut ungeeignet gewesen.“ Bestückt mit großen Zimmerpflanzen gliedern Letztere die Bürobereiche und wecken dabei Erinnerungen an die extravaganten Bühnenoutfits von David Bowie.
Glamour-Punk allerorten

Der „White Room“ im 5. Obergeschoss ist ein repräsentativer Bereich für kleine Events.
Extravagant zeigt sich auch der „White Room“ im 5. Obergeschoss. Hier entstand ein repräsentativer Bereich, der einen schallentkoppelten Musikraum zum exzessiven Musikhören, viel Platz für kleine Events mit geladenen Gästen sowie eine große Dachterrasse bietet. Das psychedelische Muster des Teppichbodens und die offenen Installationen an der Decke ziehen die Aufmerksamkeit auf sich.
Im Mittelpunkt steht dennoch ein vier Meter langer Bartresen aus Edelstahl. Dieses Objekt mit integriertem Edelstahl-Waschbecken ruht auf zwei runden Pfeilern, die ebenfalls mit keramischem Rundmosaik der Serie Loop bekleidet sind. Einer der beiden Pfeiler scheint den Tresen nach oben zu durchbohren, um einen weiteren, diesmal hoch liegenden Pflanztrog auszubilden. Edelstahl und Keramik sind zwar in großen Küchen und Toilettenanlagen nicht zuletzt aus hygienischen Gründen häufig zusammen zu erleben. Im „White Room“ wirken sie jedoch weniger funktional (obwohl sie das natürlich auch sind), sondern erfrischend unkonventionell.
Die keramikbekleideten Pflanztröge und der Tresen sind kleine Kunstwerke, die beispielhaft verdeutlichen, mit welcher Akribie und Sinnlichkeit das Studio Karhard die Innengestaltung dieses Projekt geplant hat: Es spielt keine Rolle, wo im Haus man sich befindet – zufällig einfach so „passierte“ Lösungen, die nicht der Idee des Glamour-Punk-Konzepts entsprechen, sucht man vergeblich.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
Bei Fliesen liegen derzeit die Extreme im Trend. Vor allem großformatige Platten sind schwer angesagt, man sieht sie überall in...
mehr »
Seit einiger Zeit werden bei Fliesen insbesondere die beiden Extreme immer beliebter: einerseits riesige XXL-Formate, andererseits kleinteilige XXS-Mosaike. Beides wird...
mehr »
Der Neubau eines Hotel-Dampfbades in Bad Bentheim war auch für den Handwerker eine heiße Sache: Während die Hotelgäste den übrigen...
mehr »