Fassade: Was sind Bossen?
Fassaden mit Bossen sind nicht glatt, sondern haben „erhabene“ Bereiche sowie Vertiefungen. Ursprünglich verstand man unter Bossen den überstehenden Teil von Natursteinen innerhalb einer Mauer. Im Mittelalter und in der Renaissance handelte es sich um nur grob behauene („bossierte“) Steine mit buckelartiger Stirnseite. Später wurden die Oberflächen zunehmend geglättet. Es blieben aber überstehende Steine mit angrenzenden Vertiefungen. Die Bossenoptik hat bis heute viele Freunde und wird auch bei Neubauten reproduziert – dann aber meist ohne Natursteine.
Der Ursprung des Wortes „Bosse“ in der Architektur scheint nicht ganz eindeutig. Manche führen den Begriff auf das mittelhochdeutsche „bozen“ zurück, was „schlagen“ bedeutet. Andere verweisen auf das französische Substantiv „Bosse“, das unter anderem mit „Buckel“ übersetzt wird. Beide Wortursprünge passen, denn die architektonische Bosse bezeichnet die hervorstehenden Materialien an der Mauerwerkoberfläche, und das waren früher oft buckelartige Steinerhebungen – nur grob behauen („geschlagen“). Übrigens nicht nur früher: Wo man heute noch mit Natursteinen baut, also vor allem bei Gartenmauern, sind deren Stirnseiten in Regel ja auch nur grob behauen, jedenfalls nicht glattgeschliffen.