
Warnung vorm Gabelstapler: Der Fußgänger trägt um den Hals die Portable Unit des Linde Safety Guards. Foto: Linde Material Handling
Arbeitsschutz im Staplerbetrieb
Ein voll gepacktes Baustofflager ist in der Regel eng und unübersichtlich. Hier treffen Fußgänger und Flurförderzeuge auf engstem Raum aufeinander, und wenn nicht alle Beteiligten sehr gut aufpassen, kann es schnell gefährlich werden. Was viele nicht wissen: Das Risiko lässt sich erheblich vermindern – mithilfe moderner Assistenzsysteme zur Personenwarnung und Kollisionsvermeidung.
Im gewerblichen Lagerbereich wird moderne Technik immer wichtiger. Man denke nur an ganzheitliche Warenwirtschaftssysteme, an automatische Hochregallager, an fahrerlose, autonome Flurförderzeuge oder an digital vernetzte Paletten. Ein Bereich, der eher selten im Fokus steht, ist dagegen der Arbeitsschutz im Lager. Dabei lassen sich mit modernen Assistenzsystemen zur Personenwarnung und Kollisionsvermeidung viele Gefahren frühzeitig erkennen und somit Unfälle vorausschauend vermeiden.
Allerdings kann ein Zuviel an Warnung auch kontraproduktiv sein. In manchen Lagerhallen piept und blinkt es in einer Tour, damit Fußgänger und Gabelstapler voreinander gewarnt werden. Das kann bei den Beteiligten schnell zu einer Reizüberflutung führen. Die Folge: Sie beginnen sich an die Warnungen zu gewöhnen und nehmen sie irgendwann kaum noch wahr. Ein Grund dafür ist, dass solche Warnsysteme immer pauschal alle Fußgänger im Umkreis des Flurförderzeugs gleichzeitig warnen. So fühlt sich niemand persönlich angesprochen.
Punktuelle Warnung
Um diese Problematik zu lösen, hat das Unternehmen Linde Material Handling 2016 ein Assistenzsystem auf den Markt gebracht, das nach Angaben des Gabelstapler-Herstellers nicht pauschal, sondern punktuell warnt. Der „Linde Safety Guard“ arbeitet mit Funksignalen und basiert auf der Ortung einzelner Fahrzeuge und Fußgänger. „Auf diese Weise gelingt eine punktuelle Warnung – und zwar auf bis zu 10 cm genau“, sagt Alexandra Mertel, Projektmanagerin bei Linde Material Handling.
Das System lässt sich problemlos auch mit alten Flurförderzeugen realisieren und kommt überhaupt mit erstaunlich wenig Technik aus. Der Lagerbetreiber muss lediglich in relativ kleine Zusatzgeräte investieren: zum einen in die nur 12 x 7,5 cm großen „Truck Units“, die fest in den Flurförderzeugen zu installieren sind, zum anderen in die ebenso kleinen „Portable Units“, die Fußgänger am Körper tragen.
Umfangreiche Informationen

Die Truck Unit wird fest im Flurförderzeug installiert. Foto: Linde Material Handling
Die Fahrer von Flurförderzeugen bekommen auf den Displays ihrer Geräte sofort angezeigt, wenn sich Fußgänger (mit Portable Units) in der zuvor individuell konfigurierten Warnzone um das Fahrzeug herum aufhalten. Ebenso angezeigt wird, wie viele Personen sich in der Warnzone befinden und aus welcher Richtung sie sich dem Fahrzeug nähern.
Die Fußgänger wiederum werden dreifach gewarnt: Sie hören, sehen und „spüren“ die Gefahr. Ihr mobiles Gerät warnt sie nämlich nicht nur akustisch und optisch, sondern auch mittels Vibrationen. Die Warnungen werden aber eben nur bei akuter Gefahr ausgelöst, es gibt keine nervende Dauerwarnung. Natürlich funktioniert der Safety Guard auch zwischen zwei Staplern. Drohen sich Fahrzeuge zu kreuzen, werden beide Fahrer durch ihre Truck Unit gewarnt und erhalten die Information, aus welcher Richtung sich ein Fahrzeug nähert.
„Ein großer Vorteil ist, dass der Linde Safety Guard durch Wände, Regale und Tore hindurchsieht“, ergänzt Alexandra Mertel. Das ist wichtig bei verwinkelten Gebäuden, die im Laufe der Zeit immer mal wieder erweitert wurden. Nicht selten liegen in solchen Fällen Fahrwege direkt neben Türen. Da ist es beruhigend zu wissen, dass beim Linde Safety Guard die Funksignale auch durch Mauern hindurchgehen können – dank der Ultra-Breitband-Technologie im 4-Gigahertz-Bereich. So ist es möglich, dass ein Fußgänger noch vor dem Öffnen der Tür vor dem herannahenden Flurförderzeug gewarnt wird.
Modulares System
Der Safety Guard ist ein modulares System, das sich bei Bedarf leicht erweitern lässt. Mithilfe der Zusatzbox „Zone Marker“ lassen sich zum Beispiel im Lager bestimmte Gefahrenbereiche definieren, in denen Flurförderzeuge automatisch langsamer fahren sollen. Befährt ein Fahrzeug eine solche Zone, reduziert das System automatisch auf die maximal erlaubte Geschwindigkeit.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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