RM Rudolf Müller
Kassenbereich im Essener Baustoffhandel Schlenkhoff. Foto: Redaktion/Grimm

Kassenbereich im Essener Baustoffhandel Schlenkhoff.
Foto: Redaktion/Grimm

Rechte und Pflichten
05. April 2016 | Artikel teilen Artikel teilen

Kaufmännische Ausbildungsberufe im Baustoffhandel

Im Baustoffhandel arbeiten Beschäftigte mit verschiedenen kaufmännischen Ausbildungsberufen: Es gibt natürlich die Großhandels-Kaufleute, aber eben auch Kaufmänner und -frauen in den Bereichen Einzelhandel, Büromanagement oder Spedition/Logistikdienstleistung. Unser Beitrag erklärt die Unterschiede.

Der Beruf Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel ist im Baustoffhandel die am häufigsten durchgeführte Ausbildung. Wie alle kaufmännischen Lehren dauert sie drei Jahre, wobei die Azubis zwischen der Fachrichtung Großhandel oder Außenhandel wählen. Im Baustoffhandel fällt die Wahl meist auf den Großhandel.

Großhandelskaufleute

Kaufmänner und Kauffrauen im Großhandel haben einen ausgesprochen abwechslungsreichen Beruf. Das Aufgabenspektrum umfasst nicht nur den Warenverkauf an Kunden, sondern auch die Warenbeschaffung. Hinzu kommen oft weitere Tätigkeiten in den Bereichen Lagerhaltung, Logistik, Rechnungswesen und Marketing. Für diesen Job sollte man auf jeden Fall ein kommunikativer Mensch sein, denn die Kaufleute müssen nicht nur rechnen und bilanzieren, sondern auch mit Kunden umgehen können.

Im Bereich der Warenbeschaffung ermitteln die Großhandelsexperten den Bedarf ihres Unternehmens, nehmen Kontakt zu Lieferanten aus der Baustoffindustrie auf, holen Angebote ein, führen Einkaufsverhandlungen und schließen Einkaufsverträge ab. In vielen Betrieben planen sie zudem die korrekte und kosteneffiziente Lagerung der eingekauften Produkte. Doch das ist längst nicht alles: Im Verkauf sind Großhandelskaufleute ebenfalls aktiv. Sie bearbeiten Kundenanfragen und beraten Handwerker- oder Endkunden im direkten Verkaufsgespräch. Sie schreiben Angebote, kalkulieren Preise, erstellen Rechnungen – und notfalls auch Mahnungen.

Auf jeden Fall sind die Großhandelskaufleute im Baustoffhandel keine reinen Zahlenmenschen. Sie haben regelmäßig Kundenkontakt, müssen über viel Baustoff-Know-how und die richtige Verkaufsstrategie verfügen. Und über Organisationstalent. Mit dem Verkauf von Baustoffen ist der Job jedenfalls noch nicht getan. Auch die Kommissionierung und termingerechte Auslieferung der Waren muss geplant und überwacht werden. In vielen Betrieben übernehmen ausgebildete Großhandelskaufleute zudem Aufgaben in den Bereichen Marketing und Buchführung. Und natürlich müssen sie auch die Kasse beziehungsweise das betriebliche Warenwirtschaftssystem bedienen können.

Einzelhandelskaufleute

Im Baustoff-Fachhandel liegt der Schwerpunkt auf dem Großhandelsgeschäft. Die Waren werden überwiegend an andere Unternehmen verkauft – vor allem an Handwerkerfirmen. Trotzdem findet man im Fachhandel oft auch Beschäftigte, die eine Ausbildung als Kaufmann/-frau im Einzelhandel absolviert haben. Von einer Fehlbesetzung kann man hier sicher nicht sprechen, denn schließlich betreut der Fachhandel nicht nur Gewerbekunden, sondern im Durchschnitt auch etwa 25 % private Endkunden. Außerdem fahren viele Baustoffhandels-Unternehmen zweigleisig und betreiben neben dem Fachhandel auch einen oder mehrere Baumärkte. Dort werden Kaufleute im Einzelhandel dann auch ausgebildet.

Bei der Ausbildung der Einzelhandelskaufleute liegt der Fokus natürlich wesentlich stärker auf dem Privatkunden als im Großhandelsbereich. Verkauf und Beratung spielen hier eine größere Rolle als Beschaffungs- und Logistikprozesse. Gleichwohl beschäftigen sich Einzelhandelskaufleute aber auch mit der Warenbestellung und -Lagerung oder mit der Planung von Werbe- und Verkaufsförderungsmaßnahmen.

Kaufleute für Büromanagement

Kaufmännische Angestellte beim Baustoffhandel Bolay in Rutesheim. Foto: Redaktion/Grimm

Kaufmännische Angestellte beim Baustoffhandel Bolay in Rutesheim.
Foto: Redaktion/Grimm

Auch Kaufleute für Büromanagement findet man mitunter im Baustoff-Fachhandel. Verglichen mit ihren Großhandels-Kollegen sind sie stärker für die kaufmännisch-verwaltenden und organisatorischen Tätigkeiten ausgebildet – weniger für Kundenkontakt und Beratung. Sie sind zum Beispiel häufig in der Auftrags- und Rechnungsbearbeitung, der Buchführung oder der Personalverwaltung tätig. Manche Firmen lassen solche Aufgaben ebenfalls von ihren Großhandelskaufleuten erledigen, andere setzen mehr auf die Spezialisten für Büromanagement.

Den Beruf Kaufmann/-frau für Büromanagement gibt es übrigens erst seit 2014. Er ist durch eine Zusammenführung der Ausbildungsberufe Bürokaufmann/-frau, Fachangestellte/r für Bürokommunikation sowie Kaufmann/-frau für Bürokommunikation entstanden. Diese drei Vorläuferberufe wurden dafür aufgehoben. Neben den kaufmännisch-verwaltenden Tätigkeiten gibt es natürlich noch andere typische Einsatzfelder für Büromanagement-Kaufleute: zum Beispiel die Büromaterialbeschaffung, die Sitzungs- und Terminvorbereitung, aber auch die Organisation von Dienstreisen und Veranstaltungen.

Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung

Für die Bereiche Lager und Versand bildet der Baustoffhandel mitunter auch Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung aus. Dieses spezialisierte Personal kennt sich besonders gut mit allen Fragen rund um die Lagerung und den Transport der Waren aus. Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung sind im Betrieb dafür verantwortlich, dass die Logistik-Kette stets reibungslos funktioniert. Sie kümmern sich zum Beispiel um den Fuhrpark des Betriebs, kaufen Frachtraum ein, planen Auslieferungstouren, erstellen Fracht- und Zollpapiere, überwachen die beauftragten Transportunternehmen und koordinieren die Abläufe im Lagerwesen.

Regelmäßige Weiterbildung

Für alle genannten kaufmännischen Berufe gilt: Man lernt nie aus. Wenn du bereits eine kaufmännische Abschlussprüfung bestanden hast, ist es danach natürlich erst mal wichtig, weitere praktische Erfahrungen im Betrieb zu sammeln. Doch langfristig genügt das nicht, wenn du beruflich wirklich vorankommen möchtest. Dafür sind gezielte Weiterbildungen unentbehrlich.

Im Baustoffhandel gibt es dazu viele Möglichkeiten. In der Regel bietet die Kooperation, der dein Betrieb angehört, ein breites Angebot an Weiterbildungsseminaren. Dazu gehören Fachberater-Spezialisierungen ebenso wie beispielsweise Ausbildungen zum Energiefachberater und Modernisierungsspezialist oder später auch Qualifizierungsmaßnahmen für Führungsaufgaben – vom Teamleiter über den Niederlassungsleiter bis hin zum Geschäftsführer. Am besten sprichst du mal mit deinen Vorgesetzten und fragst, welche Entwicklungsmöglichkeiten dir für die Zukunft offenstehen.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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