RM Rudolf Müller
Beim Schubmaststapler befinden sich Mast und Gabel zwischen zwei nach vorne auskragenden Radarmen. Foto: Jungheinrich

Beim Schubmaststapler befinden sich Mast und Gabel zwischen zwei nach vorne auskragenden Radarmen. Foto: Jungheinrich

Arbeitsalltag
05. Februar 2019 | Artikel teilen Artikel teilen

Was ist ein Schubmaststapler?

Der Klassiker unter den Gabelstaplern ist der Frontstapler. Das ist das bekannte Flurförderzeug mit der Gabel an der Vorderseite, die sich über den Hubmast nach oben fahren lässt. Man spricht daher auch von Hubmaststaplern. Für manche Lagerbereiche ist dieser Klassiker aber schlichtweg zu groß. Vor allem bei engen Regalgassen kommen daher häufig so genannte Schubmaststapler zum Einsatz.

Die herkömmlichen Hubmaststapler bezeichnet man auch als Gegengewichtsstapler. Der Grund ist einfach: Das Heck dieser Fahrzeuge wurde bewusst mit einem hohen Gegengewicht konstruiert, damit der Stapler nicht vorneüberkippt, wenn der Gabelträger schwere Lasten aufnimmt. Dagegen sind Schubmaststapler deutlich kompakter gebaut. Vor allem sind sie wesentlich kürzer, was ein Manövrieren auch in engen Regalgassen erlaubt.

Neben dem Vorteil der Wendigkeit überzeugen diese Flurförderzeuge aber auch in Sachen Tragfähigkeit und Hubhöhe. Natürlich schwanken die Leistungsdaten je nach Fahrzeugmodell, aber in der Regel können Schubmaststapler Lasten zwischen einer und drei Tonnen aufnehmen. Spitzenmodelle erreichen zudem Hubhöhen bis hin zu 13 oder sogar 14 Metern. Das prädestiniert diese Stapler auch für den Einsatz in modernen Hochregallagern.

Leicht und tragfähig zugleich

Fahrerlos einsetzbar: Der Schubmaststapler R-MATIC kann palettierte Waren bis 1,6 t vollautomatisch in Hochregale bis 10 m Höhe einlagern. Foto: Linde Material Handling

Fahrerlos einsetzbar: Der Schubmaststapler R-MATIC kann palettierte Waren bis 1,6 t vollautomatisch in Hochregale bis 10 m Höhe einlagern. Foto: Linde Material Handling

Durch ihre geringe Länge und kompakte Bauweise haben Schubmaststapler natürlich auch ein geringeres Gewicht als klassische Hubmaststapler. Wie aber ist es möglich, dass die Fahrzeuge zugleich sehr tragfähig und vergleichsweise leicht sind? Wieso kippen sie nicht um, wenn sie tonnenschwere Lasten aufnehmen? Die Antwort auf diese Frage hängt mit der besonderen Konstruktion des Hubgerüsts bei diesen Flurförderzeugen zusammen.

Auch beim Schubmaststapler besteht das Hubgerüst aus einem Hubmast, an dem die Gabel befestigt ist. Der Unterschied zum klassischen Gabelstapler ist aber, dass sich Mast und Gabel zwischen zwei stabilen, nach vorne auskragenden Radarmen befinden und dass sie sich zwischen diesen Radarmen verschieben lassen. Daher kommt die Bezeichnung Schubmast. Bevor der Stapler eine Last aufnimmt – meist auf einer Palette –,  wird der Mast nach vorne geschoben, wobei die Gabeln vor dem Fahrzeug auf dem Boden zu liegen kommen. Nach der Lastaufnahme wird der Mast mitsamt Gabeln wieder zurückgefahren.

Tragende Radarme

Vorteil dieser Konstruktionsweise: Die Last greift nicht – wie beim Hubmaststapler – an den frei schwingenden Gabeln an, sondern drückt mehr auf das Zentrum des Flurförderzeugs. Bei zurückgefahrenem Mast befindet sich die Ladung zwischen den seitlichen Radarmen beziehungsweise zwischen der Vorder- und Hinterachse des Fahrzeugs. Die Radarme stützen somit das Hubgerüst und nehmen das Gewicht der Ladung auf. Durch diese spezielle Lastverteilung benötigt der Stapler nicht so viel Gegengewicht wie ein klassischer Frontstapler. Das ermöglicht erst die kompakte Bauweise.

Die Stapler mit den Radarmen haben übrigens meist deutlich kleinere Räder als normale Staplerfahrzeuge. Sie sind deshalb einerseits etwas langsamer und lassen sich andererseits auch nur auf relativ ebenen Böden einsetzen. In der Regel ist das aber kein Problem, da Schubmaststapler normalerweise ohnehin nur innerhalb von Lagergebäuden verwendet werden, wo sie problemlos auf den glatten Untergründen gleiten können.

Vielfältige Varianten

Aufgrund der überwiegenden Verwendung in Innenräumen haben die meisten Schubmaststapler heute übrigens einen Elektroantrieb. Zudem nimmt der Staplerfahrer fast immer auf einer seitlichen Sitzfläche Platz.

Davon abgesehen gibt es zahlreiche Varianten. Die verschiedenen Modelle unterscheiden sich nicht nur in Sachen Tragfähigkeit und Hubhöhe, sondern zum Beispiel auch bezüglich der Anordnung des Mastes. So gibt es etwa auch Modelle mit seitlichem Mast, die sich besonders gut für den Transport von sperrigen Langgütern eignen. Viele Hersteller bieten die Flurförderzeuge zudem mittlerweile standardmäßig als Vier-Wege-Stapler an. Das heißt: Die Räder sind stufenlos im Vollwinkel von 360° drehbar, das Fahrzeug kann als zum Beispiel auch rück- und seitwärts oder diagonal fahren.

Die Markenhersteller stecken zudem immer mehr moderne Technik in die Fahrzeuge, um das Problem der Hubmastschwingungen zu reduzieren. Bei großen Hubhöhen kann der Mast eines Staplers mitsamt Ladung nämlich schnell so stark in Schwingungen geraten, dass der Staplerfahrer zwischendurch den Verladevorgang unterbrechen muss, um das Abklingen der Schwingungen abzuwarten. Hier bietet die Industrie mittlerweile intelligente Systeme, die den Mastschwingungen automatisch entgegenwirken. So wirbt beispielsweise der Staplerhersteller Still damit, dass sich durch seine „Aktive Laststabilisierung“ (ALS) die Wartezeit am Regal um bis zu 80 % verkürzen lasse.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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