
Besser als gedacht: Die berufliche Integration von Geflüchteten macht Fortschritte. Foto: Pixabay
Ausbildung: Integration von Geflüchteten
Die duale Berufsausbildung leistet einen hohen Beitrag zur Integration von nach Deutschland geflüchteten Menschen. Rund 66 % der gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber mit Fluchthintergrund ist es im Vermittlungsjahr 2017/2018 gelungen, eine betriebliche Berufsausbildung aufzunehmen oder zumindest in Integrationskurse beziehungsweise teilqualifizierende Bildungsgänge einzumünden. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Mehr als einem Drittel (37 %) der gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber gelang es im Betrachtungszeitraum, eine betriebliche Berufsausbildung nach Berufsbildungsgesetz beziehungsweise Handwerksordnung aufzunehmen. Weitere 29 % befanden sich in Integrationskursen oder teilqualifizierenden Bildungsgängen wie zum Beispiel Einstiegsqualifizierungen oder Praktika.
Die Zahlen stammen aus der Fluchtmigrationsstudie, die vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Bundesagentur für Arbeit (BA) Ende 2018 erstmals durchgeführt wurde. Bei den befragten Personen handelte es sich zumeist um junge Männer (86 %) – das Durchschnittsalter lag bei 24 Jahren. Sie stammen überwiegend aus den acht häufigsten Asyl-Herkunftsländern: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien. Die Mehrheit der Befragten hatte eine syrische (38 %) oder eine afghanische (23 %) Staatsangehörigkeit.
BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie
An der Befragung nahmen ausschließlich Personen teil, die seit Anfang 2013 in Deutschland eingereist und im Berichtsjahr (1. Oktober 2017 bis 30. September 2018) bei der BA als ausbildungsstellensuchend beziehungsweise als Bewerber gemeldet waren. Am 30. September 2018 waren bei der BA insgesamt rund 38.000 Personen im „Kontext von Fluchtmigration“ als Ausbildungsstellenbewerber registriert. Somit machte diese Personengruppe einen Anteil von 7 % aller gemeldeten Bewerber aus.
Für die Studie wurden insgesamt 25.015 Personen mit Fluchtmigration angeschrieben. 1.849 Fragebögen konnten postalisch nicht zugestellt werden. Insgesamt sendeten 5.929 der Angeschriebenen einen ausgefüllten Fragebogen zurück, sodass die bereinigte Rücklaufquote bei 26 % lag. Das BIBB spricht gleichwohl von einer „repräsentativen Befragung“.
In die Auswertung gelangten schließlich 5.581 Bögen; ausgeschlossen wurden nämlich Fragebögen, die bei den Gewichtungsmerkmalen fehlende Angaben hatten. Die Ergebnisse wurden über eine Soll-Ist-Anpassung gewichtet und auf die Grundgesamtheit hochgerechnet. Hochrechnungsmerkmale waren das Geschlecht, der offiziell registrierte Verbleib der Bewerber in der Ausbildungsmarktstatistik der BA und die Wohnregion der Bewerber.
Soziale Integration
Die Studienteilnehmer wurden gefragt, ob sie mittlerweile in eine Ausbildung eingemündet oder anders verblieben sind, welche Strategien sie bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle angewandt haben und wie sich ihre persönliche Situation darstellt, zum Beispiel in Bezug auf ihre Sprachkenntnisse oder ihre Wohnsituation.
Den Angaben der Befragten zufolge scheint es vielen von ihnen mittlerweile gelungen zu sein, ihre persönliche Situation zu verbessern. So gaben die meisten an, bereits einen oder mehrere Deutschkurse absolviert zu haben und über das Sprachniveau B1 („Fortgeschrittene Sprachverwendung“) beziehungsweise B2 („Selbständige Sprachverwendung“) zu verfügen. Auch wohnte ein Großteil der Befragten zum Befragungszeitpunkt Ende 2018/Anfang 2019 nach eigener Aussage nicht mehr in einer Flüchtlingsunterkunft, sondern zum Beispiel in einer Wohngemeinschaft, mit der Familie zusammen oder alleine.
Berufliche Integration

Aktuelle Tätigkeiten der befragten Bewerber mit Fluchthintergrund (Angaben in Prozent). Grafik: BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018
Insgesamt gaben 44 % der Befragungsteilnehmer an, eine vollqualifizierende Ausbildungsform zu absolvieren – davon machten 37 % eine betriebliche Ausbildung. Bei den restlichen 7 % handelt es sich um Personen, die entweder eine außerbetriebliche Ausbildung nach Berufsbildungsgesetz/Handwerksordnung beziehungsweise eine sonstige Ausbildung außerhalb BBiG/HwO (3 %) oder aber ein Studium absolvieren (1 %).
29 % der Befragten befanden sich in einem teilqualifizierenden Bildungsgang – die meisten davon in speziellen Kursen für Flüchtlinge (zum Beispiel Deutsch- oder Integrationskurs). Der Rest verteilte sich auf Maßnahmen wie die Einstiegsqualifizierung, Praktika, das Berufsvorbereitungsjahr, das Berufseinstiegsjahr, das Berufsorientierungsjahr, das Berufsgrundbildungsjahr und die Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder besuchte allgemeinbildende und teilqualifizierende berufsbildende Schulen.
Nur 26 % der Studienteilnehmer waren zum Zeitpunkt der Befragung noch komplett außerhalb des Bildungssystems verblieben. Stattdessen arbeiteten oder jobbten sie (15 %) oder waren arbeitslos (8 %). 3 % der Befragten, die außerhalb des Bildungssystems verblieben waren, machten keine weiteren Angaben zu ihrem Verbleib. Von allen Teilnehmern, die den Fragebogen zurückgeschickt haben, machte außerdem 1 % keinerlei Angaben über die aktuelle Tätigkeit (siehe Grafik).
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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