
Das BIBB forscht zur Berufsbildung in Deutschland und hilft dabei, sie weiterzuentwickeln. Foto: BIBB
Was macht das Bundesinstitut für Berufsbildung?
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) versteht sich als Kompetenzzentrum zur Erforschung und Weiterentwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Wichtig: Das Institut forscht nicht nur, sondern gestaltet die Berufsbildung in Deutschland auch aktiv mit – zum Beispiel durch die Entwicklung der Ausbildungsordnungen.
Das BIBB wurde 1970 als Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet und ist heute dem Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstellt. Seinen Sitz hat es seit 1999 in Bonn, seine Finanzierung erfolgt aus Haushaltsmitteln des Bundes und seine Aufgaben werden im Berufsbildungsgesetz definiert (BBiG). Diese Aufgaben führt das Institut „im Rahmen der
Bildungspolitik der Bundesregierung durch“. So legt es §90 des BBiG fest. Das BIBB forscht in zahlreichen Projekten zu allen bedeutsamen Fragen der Berufsbildung und informiert mit seinen Veröffentlichungen über aktuelle Entwicklungen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung.
Forschungsaktivitäten
Bei seiner Gründung 1970 hieß das Institut zunächst Bundesinstitut für Berufsbildungsforschung – und auch heute noch macht die Forschungsarbeit einen Großteil der Aktivitäten aus. Die Berufsbildungsforschung soll nach §84 BBiG unter anderem „Grundlagen der Berufsbildung klären, inländische, europäische und internationale Entwicklungen in der Berufsbildung beobachten, Anforderungen an Inhalte und Ziele der Berufsbildung ermitteln“ sowie „Weiterentwicklungen der Berufsbildung in Hinblick auf gewandelte wirtschaftliche, gesellschaftliche und technische Erfordernisse vorbereiten“.
Die umfangreichen Forschungsprojekte des BIBB sind auf fünf zentrale Themenfelder ausgerichtet. Beim Schwerpunktthema „Ausbildungsmarkt und Beschäftigungssystem“ geht es um den Übergang von Schule zu Ausbildung beziehungsweise von Ausbildung zu fester Beschäftigung. Das Bundesinstitut untersucht hier zum Beispiel das Ausbildungs- und Rekrutierungsverhalten der Betriebe und die tatsächliche Verwertbarkeit beruflicher Bildung.
Bei den Projekten des Forschungsschwerpunkts „Modernisierung und Qualitätssicherung der beruflichen Bildung“ geht es dagegen meist um die Frage, in welcher Weise die bestehende Berufsbildung angepasst werden muss, wenn sich gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen verändert haben.
Fünf zentrale Themenfelder

Seinen 1999 hat das Bundesinstitut seinen Sitz in Bonn. Foto: BIBB
In einem weiteren Themenschwerpunkt befassen sich die Bonner Bildungsforscher speziell mit den „Bedingungen und Strukturen des lebensbegleitenden Lernens“. Dieses Prinzip wird für die Wirtschaft von heute immer wichtiger, es erfordert aber in vielen Bereichen ein verändertes Bildungssystem, das offener ist für Umstiege und Neuorientierungen im Berufsleben.
Der vierte Themenschwerpunkt des BIBB lautet „Berufliche Bildung in Vielfalt“. Die Forschung in diesem Bereich kreist um die Entwicklung besserer beruflicher und vorberuflicher Bildungsangebote für Risikogruppen auf dem Arbeitsmarkt. Es geht hier beispielsweise um speziell zugeschnittene Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderung und Menschen mit keinem oder niedrigem Schulabschluss.
Nach §90 BBiG gehört es zu den Aufgaben des Bundesinstituts für Berufsbildung, an der internationalen Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung mitzuwirken. Das spiegelt sich im fünften Forschungsschwerpunkt des Instituts wider, der den Namen „Internationalisierung der Berufsbildung“ trägt. „Wir beraten internationale Partner bei der Entwicklung und Modernisierung der Berufsbildung“, heißt es im Leitbild des BIBB. In der Praxis bedeutet das häufig, dass das Institut andere europäische Länder bei der Einführung der dualen Berufsausbildung nach deutschem Vorbild unterstützt. Zugleich beteiligt man sich an Studien und Analysen zur Wirkung der Berufsbildungspolitik in Europa.
Entwicklung von Ausbildungsordnungen
Die Forschungsergebnisse des BIBB liefern Politik, Arbeitgebern und Gewerkschaften wichtige Informationen über die Qualität der beruflichen Bildung in Deutschland und nicht zuletzt auch darüber, wie zeitgemäß die Inhalte der einzelnen Ausbildungsberufe heute noch sind. Es ist wichtig, dass dies regelmäßig überprüft wird, weil sich die Anforderungen an die Ausbildung durch neue technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen immer wieder verändern. Bestehende Berufe sind deshalb von Zeit zu Zeit zu modernisieren, veraltete Berufe müssen wegfallen oder mit den Inhalten anderer Berufsfelder zu komplexeren Berufen zusammengefasst werden.
Praktisch geschieht das durch die Neuordnung oder Neuentwicklung der Ausbildungsordnungen. Auch hier mischt das BIBB maßgeblich mit. Es gehört nämlich zu den Aufgaben des Instituts, „nach Weisung des zuständigen Bundesministeriums an der Vorbereitung von Ausbildungsordnungen (…) mitzuwirken“ (§90 BBiG). Das Bundesinstitut selbst bezeichnet sich als „Entwicklungszentrum für neue Ausbildungsordnungen“. Man forscht also nicht nur, sondern gestaltet das System der Berufsbildung in Deutschland federführend mit. Natürlich nicht alleine. Bei der Erarbeitung von Ausbildungsordnungen wirken neben dem BIBB auch stets Vertreter von Arbeitgebern, Gewerkschaften sowie Bund und Ländern mit.
Veröffentlichungen
„Die wesentlichen Ergebnisse der Forschungsarbeit des Bundesinstituts für Berufsbildung sind zu veröffentlichen“, heißt es in §90 BBiG. Publikationen und Informationen über aktuelle Forschungsprojekte sind auf der Website www.bibb.de für alle Interessierten abrufbar. Dazu gehört auch der jährliche Datenreport zum Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Er enthält aktuelles Zahlenmaterial und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung in Deutschland. Weiterhin wirkt das BIBB an der Berufsbildungsstatistik des Statistischen Bundesamtes mit und erstellt das Verzeichnis der in Deutschland staatlich anerkannten Ausbildungsberufe.
Sechsmal im Jahr veröffentlichen die Bonner Forscher außerdem die Fachzeitschrift BWP („Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis“), die sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen aus der Welt der Berufsbildung befasst – jedes Mal zu einem anderen Schwerpunktthema. Behandelt werden dabei nicht nur nationale, sondern auch internationale Entwicklungen. Die aktuellen BWP-Veröffentlichungen sind nur kostenpflichtig zu beziehen, die Archiv-Ausgaben können dagegen auf der BIBB-Website kostenlos heruntergeladen werden.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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