RM Rudolf Müller
Die Deutsche Bauchemie fürchtet weitere Preisanstiege bei Rohstoffen und Logistikservices.  Bild: Deutsche Bauchemie

Die Deutsche Bauchemie fürchtet weitere Preisanstiege bei Rohstoffen und Logistikservices.  Bild: Deutsche Bauchemie

Aus der Branche
02. Mai 2022 | Artikel teilen Artikel teilen

Bauchemie warnt vor Baustellen-Stopps

Angesichts von Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie rechnet der Industrieverband Deutsche Bauchemie mit massiven Verfügbarkeitsproblemen und Kostenanstiegen für Hersteller bauchemischer Erzeugnisse in den Bereichen Energieversorgung, Rohstoffe und Logistik. Die gesamte Bau-Wertschöpfungskette müsse die Preise weiter erhöhen, um eine zuverlässige Versorgung der Baustellen in Deutschland sicherzustellen.

Die bauchemische Industrie spürt die Auswirkungen des Krieges, aber auch der noch nicht überwundenen Corona-Pandemie deutlich. Dauert diese Situation weiter an, rechnet die Deutsche Bauchemie sogar mit einem Stillstand auf vielen wichtigen Baustellen. Schon Ende 2021 hatte der Verband auf die Lieferkettenstörungen und die dadurch notwendigen deutlichen Preisanpassungen für bauchemische Produkte hingewiesen (siehe Beitrag „Dramatische Kostensteigerungen“). Trotz der seitdem durchgeführten Preismaßnahmen habe sich der deutliche Margenrückgang bei vielen Produktgruppen fortgesetzt.

Stark steigende Preise

Die anhaltende Unsicherheit über die Zuverlässigkeit russischer Gaslieferungen verstärke den Preistrend nach oben deutlich. Der Anstieg lag hier bereits Anfang April bei über 70 %. Erdgas ist mit einem Anteil von rund 43 % der wichtigste Energieträger für die Chemische Industrie. Sollte es zu einem Lieferstopp kommen, würde es nach Experten-Aussagen einen weiteren deutlichen Preissprung nach oben geben.

Explodierende Gaspreise ziehen aber auch die Preise für die Stromerzeugung stark nach oben – so die Deutsche Bauchemie. Kritisch sei die Lage auch beim Diesel. Rund 14 % des hierzulande vertankten Diesels stamme aus russischen Raffinerien. Weitere für die Branche wichtige Rohstoffe und Komplementärprodukte seien auf dem Beschaffungsmarkt derzeit nicht in ausreichender Menge verfügbar, darunter Bitumen. Das könne relativ zeitnah zu Materialverknappung auf den Baustellen führen.

Rund 60 % der Industrieunternehmen melden zusätzliche Störungen in der Lieferkette und Logistik als Folge des Krieges, erklärte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag schon Mitte März. Logistik-Dienstleister beklagen den Abgang zahlreicher osteuropäischer Kraftfahrer, die als Kriegsfreiwillige ihre Heimat verteidigen möchten. Die Kosten für Logistikservices steigen deshalb und aufgrund der Dieselpreisentwicklung stark an.

Anwendung der Stoffpreisgleitklausel

Das Bundesbau- und das Bundesverkehrsministerium haben Ende März einen Erlass veröffentlicht, mit dem das Thema Lieferengpässe und Stoffpreisänderungen für den gesamten Bundesbau einheitlich geregelt werden soll. Der Erlass ordnet für bestimmte Baustoffe wie zum Beispiel Epoxidharze, Stahl oder Bitumen die Anwendung der Stoffpreisgleitklausel an.

In der Vergangenheit boten Bauunternehmen ihren Kunden häufig einen festen Jahrespreis beziehungsweise einen über die Dauer eines Bauprojektes fixierten Produktpreis an. Die Stoffpreisgleitklausel erlaubt den Firmen nun eine erhöhte Flexibilität bei ihren Lieferkonditionen. Sie können die Preise für bestimmte Produkte also auch während des laufenden Bauprojekts kurzfristig erhöhen.

Ein wichtiger Punkt für die Anwendbarkeit der Stoffpreisgleitklausel ist die Verkürzung des Mindestabstands zwischen Angebotsabgabe und Einbau von sechs auf einen Monat. Dadurch können, anders als in der Vergangenheit, auch viele kurzlaufende Bauverträge in die Preisgleitung einbezogen werden.


 

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