RM Rudolf Müller
Steigende Bauchemie-Kosten drohen das Bauen zu verteuern.  Grafik: Deutsche Bauchemie

Steigende Bauchemie-Kosten drohen das Bauen zu verteuern.  Grafik: Deutsche Bauchemie

Aus der Branche
29. November 2021 | Artikel teilen Artikel teilen

„Dramatische Kostensteigerungen“

Der Industrieverband Deutsche Bauchemie hält deutliche Preisanstiege bei bauchemischen Produkten für unabwendbar. Die gesamte Branche sei „von dramatischen Kostensteigerungen und Rohstoffverknappungen betroffen“, heißt es dazu in einer aktuellen Pressemitteilung. Beide Trends hätten sich über das gesamte Jahr 2021 fortgesetzt und verschärft.

Seit Anfang des Jahres kämpfen Chemie und Bauchemie mit Lieferengpässen bei zahlreichen Rohstoffen und daraus folgend mit stark steigenden Beschaffungskosten. Die Deutsche Bauchemie nennt das Beispiel der Betonzusatzmittel: Hier hätten die Hersteller in den ersten Monaten dieses Jahres die Kostensteigerungen nur moderat weitergegeben – im Glauben, dass sich die Situation bald wieder entspannen würde. Stattdessen habe sich die Situation weiter zugespitzt. Deshalb müsse sich die Betonindustrie nun bei allen für Betonzusatzmittel relevanten Rohstoffgruppen auf signifikante Preiszuschläge einstellen.

Rohstoffe und Energie immer teurer

Zum Teil wurden drastische Preiserhöhungen auch bereits umgesetzt. Nach Angaben des Industrieverbands haben sich beispielsweise die Preise für Acrylsäuren, die ein wesentlicher Rohstoff zur PCE-Herstellung sind, seit letztem Jahr verdreifacht. Beton-Fließmittel der neuesten Generation basieren häufig auf PCE (Polycarboxylatether).

Bei anderen bauchemischen Produkten jenseits der Betonindustrie sieht die Lage nicht besser aus. Laut Deutscher Bauchemie haben sich die Preise für Melaminharze seit letztem Jahr verdoppelt, und die Zellstoffindustrie habe im dritten Quartal 2021 eine Erhöhung der Preise für Lignine um etwa 50 % angekündigt. Auch wichtige Rohstoffe für die Dichtstoff-Herstellung – beispielsweise Silikone, Polyurethane und Polysulfide – seien „nur noch unter erschwerten Umständen zu bekommen und wenn, dann zu extrem hohen Preisen“. Beklagt werde hier vor allem der Mangel an Siliziummetall, dem wichtigsten Rohstoff für Silikonpolymer und Silikonöl.

Der Preis für Rohbenzin, dem wichtigsten Rohstoff der Chemieindustrie insgesamt, sei im Vergleich zum Vorjahr um 62 % auf rund 580 Dollar je Tonne gestiegen. Neben den Rohstoffpreisen seien in den letzten zwölf Monaten zudem auch die Preise für Energie (+400 %), Verpackungen, Paletten (+300 %), Transport und Personal deutlich angestiegen.

Neue Normalität?

Nach Einschätzung der Deutschen Bauchemie kämpft die Branche insgesamt mit „einer bisher nicht gekannten Unsicherheit für eine ausreichende Versorgung mit den vorgenannten Rohstoffen“. Mit einer Entspannung sei in absehbarer Zukunft nicht zu rechnen, der steigende Rohstoffkostenindex deute eher darauf hin, dass sich die Lage 2022 weiter verschärfen werde und die hohen Rohstoffpreise zur neuen Normalität werden könnten.


 

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