RM Rudolf Müller
Handelsläger könnten sich bald leeren, wenn die Industrie ihre Produktion drosseln muss.  Foto: Eurobaustoff

Handelsläger könnten sich bald leeren, wenn die Industrie ihre Produktion drosseln muss.  Foto: Eurobaustoff

Aus der Branche
19. September 2022 | Artikel teilen Artikel teilen

Baustoffbranche startet Energie-Notruf

Der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) warnt vor neuen Lieferengpässen. Die Versorgung der Baustellen mit Material könnte erneut ins Stocken geraten – allerdings nicht wegen Schwierigkeiten bei der Logistik. Verbandspräsidentin Katharina Metzger befürchtet vielmehr größere Produktionsausfälle bei den Baustoffherstellern als Folge der explodierenden Energiepreise.

Der Verband hat daher jetzt einen „Energie-Notruf“ gestartet: In einem Brandbrief übt er massive Kritik an der Energiepolitik der Bundesregierung. In dem Protestschreiben warnt BDB-Präsidentin Metzger vor spürbaren Materialengpässen durch Produktionsdrosselungen: „Um einen kompletten Rohbau lahmzulegen, reicht es schon, wenn ein Baustoff fehlt, weil er nicht mehr produziert werden kann.“ Als Folge könnten Bauprojekte bald reihenweise brachliegen, wodurch dann auch Zehntausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiel ständen. „Gehen die aber erst einmal verloren, wird der Bau langfristig nicht mehr auf die Beine kommen – mit allen Konsequenzen für die Neubauziele der Bundesregierung im Wohnungsbau“, so Katharina Metzger.

Forderung nach Preis-Obergrenze

Katharina Metzger fordert eine Preis-Obergrenze bei Öl, Gas und Strom. Foto: BDB

Katharina Metzger fordert eine Preis-Obergrenze bei Öl, Gas und Strom. Foto: BDB

Konkret fordert der BDB von der Bundesregierung jetzt alle verfügbaren Energiequellen zu nutzen – auch Kohle und Atomkraft. Zudem spricht sich Metzger für eine Deckelung der Energiepreise aus: „Eine Preis-Obergrenze muss her, wie es sie in anderen Ländern schon gibt. Der Höchstpreis für Öl, Gas und Strom darf maximal 30 % über den Kosten liegen, die im Februar – also vor Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine – aufgerufen wurden“.

Zugleich soll der Staat auf Einnahmen verzichten, insbesondere dort, wo er auf dem Energiemarkt kräftig mitverdiene. „Alle gesetzlichen Abgaben und Umlagen müssen bei allen Energieformen drastisch reduziert werden – konsequent“, fordert die BDB-Präsidentin. Das „gewaltige Umlagenpaket“ beim Strom (KWK-Umlage, Offshore-Netzumlage, Umlage nach § 19 StromNEV, Umlage für abschaltbare Lasten) sei „auf null zu setzen“. Darüber hinaus müssten die Steuer-Schrauben für Energie kräftig zurückgedreht werden. Die bereits erfolgte Reduzierung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 % beim Gas bis März 2024 ist für Metzger in diesem Zusammenhang ein „erster effektiver Schritt“.

Die BDB-Präsidentin fordert zudem, „die Menschen ehrlich über die Machbarkeit der Energiewende zu informieren“. Energiewende-Ziele dürften nicht am grünen Tisch entworfen werden, ohne darauf zu achten, was von den Ressourcen, Kapazitäten und finanziell überhaupt machbar ist. Katharina Metzger: „Es geht zum Beispiel ganz konkret darum, wie viele Solarpanels und Wärmepumpen in welcher Zeit produziert und geliefert werden können. Dann geht es darum, wie viel Manpower in Handwerksbetrieben überhaupt da ist, um sie zu installieren. Und natürlich, wie viel die Produktion von regenerativer und erneuerbarer Energie am Ende kostet.“ Die Menschen hätten es verdient, „reinen ‚Öko‘-Wein eingeschenkt zu bekommen“.

Nach oben
nach oben